5 Manien und Zwänge, die du vielleicht noch nicht kennst

Bist du ein Mensch, der auf alles vorbereitet sein muss? Oder nimmst du vorsichtshalber Medikamente, um einer Migräne vorzubeugen? Diese Arten einer Manie oder eines Zwangs haben auch einen Namen. Lies weiter, um mehr darüber zu erfahren!
5 Manien und Zwänge, die du vielleicht noch nicht kennst

Letzte Aktualisierung: 15. Februar 2021

Eine Manie ist eine Sorge, die willkürlich auftaucht, um ein bestimmtes Thema kreist und dabei recht ausgefallene Züge annehmen kann. In der Populärkultur, die gesamtgesellschaftliche Phänomene aufgreift, assoziiert man eine Manie mit dem Festhalten an bestimmten starren Verhaltensrichtlinien und dem Widerstand gegenüber Veränderung. Manien und Zwänge sind allerdings vermeidbar.

Im Allgemeinen bringt eine Manie keine Probleme mit sich, außer dass wir möglicherweise viel Zeit darauf verwenden. Aber was geschieht, wenn sich Sorgen und Hobbys zu einer Obsession entwickeln?

Umgangssprachlich werden “Manie”, “Obsession/Besessenheit” und “Leidenschaft” wie Synoyme oder fast synonym betrachtet. Aus psychologischer Sicht ist dies jedoch nicht richtig. Manie bezeichnet einen übermäßig euphorischen und sorglosen Geisteszustand. Wenn man allerdings eine Parallele zwischen den Worten Manie und Obsession herstellt, wird das Thema leichter verständlich.

Eine Sache ist klar: Man kann von fast allem besessen sein oder dafür leidenschaftliche Gefühle hegen. Fast jeder von uns hat “manische” Augenblicke. So können wir dann feststellen, dass wir bestimmte rituelle Verhaltensweisen an den Tag legen.

Wahrscheinlich haben wir von einigen dieser Obsessionen schon einmal gehört. Es gibt zum Beispiel die Melomanie, die für eine Besessenheit oder Leidenschaft für Musik steht. Allerdings gibt es noch viele andere Manien, mit denen wir wahrscheinlich nicht vertraut sind und deren Namen wir nicht kennen. Betrachten wir doch einmal fünf davon etwas genauer:

Manien und Zwänge. Hier eine Frau mit Melomanie.

Manien: Glazomanie – besessen von Listen

Die Glazomanie gehört zu den ungewöhnlichen Zwangshandlungen. Sie bezeichnet eine Leidenschaft oder Faszination für das Erstellen von Listen. Weil Listen eine Art der Vorbereitung darstellen, kann man diese Manie als Hilfsmittel zur Steigerung der eigenen Effizienz oder zur Reduzierung des Stresspegels deuten.

Menschen, die unter Glazomanie leiden, fertigen Listen über alles und jedes an. So führen sie beispielsweise eine Liste mit täglichen Aufgaben, eine Liste von Orten, die sie aufsuchen müssen oder eine mit Schlüsselsätzen, die sie zu bestimmten Zeiten aufsagen müssen.

Menschen mit diesem Zwang sind der Ansicht, dass das Erstellen von Listen ihnen dabei hilft, sich zu organisieren. Allerdings ist es wichtig, zwischen einer Leidenschaft für Listen und anderen Störungen wie einer Zwangserkrankung oder der zwanghaften Persönlichkeitsstörung zu unterscheiden.

Im Fall einer Zwangserkrankung führen bestimmte Obsessionen dazu, dass ein Mensch zwanghafte Verhaltensweisen entwickelt, um seine Angstgefühle zu reduzieren. In diesem Zusammenhang können Listen tatsächlich zu einer Strategie werden, Zwangshandlungen zu beenden. Zum Beispiel würde das Abhaken des Punktes “Türe schließen” es einer Person ermöglichen, nicht mehr zur Türe gehen zu müssen, um nochmals zu überprüfen, ob sie auch geschlossen ist.

Laut der Diagnose, wie sie im U.S.-amerikanischen DSM-5 verzeichnet ist, liegt einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung folgendes zugrunde: Man sorgt sich um Sauberkeit, Perfektionismus und Effizienz. Zu den diagnostischen Merkmalen, die Forscher darüber zusammengetragen haben, gehört die Besessenheit von Details, Regeln, Listen und von Selbst-Organisation. Betroffene Personen führen das bis zu einem Punkt aus, an dem sie das Hauptziel der jeweiligen Tätigkeiten vernachlässigen. Mit anderen Worten gesagt: Sie vernachlässigen die Absicht, die hinter der Liste steht.

Beide dieser Störungen sind mit erheblichem Leidensdruck verbunden bzw. einer Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Lebensbereichen.  Diese Beeinträchtigung unterscheidet die Glazomanie – also die Affinität zum Führen von Listen – von den zwei oben genannten Störungen.

Manien und Zwänge - hier die Glazomanie.

Pharmakomanie – besessen von der Einnahme von Medikamenten

Wie der Name schon erahnen lässt, bezeichnet die Pharmakomanie die Besessenheit, Medikamente in Situationen einzunehmen, in denen dies nicht notwendig ist. Das Konzept der Pharmakomanie ist mit der Pharmakophilie (im Gegensatz zur Pharmakophobie) vewandt, die die Neigung oder Veranlagung zur Einnahme von Medikamenten beschreibt.

Zu den Störungen, die damit zusammenhängen können, gehören Hypochondrie sowie Schmerzstörungen und Fibromyalgie. Dieses Verhalten zeigt sich folgendermaßen: Betroffene nehmen ein Medikament “nur für den Fall” ein oder um mögliche Probleme zu “vermeiden”.

Im Falle der Hypochondrie kann die Angst, an einer Krankheit zu leiden, zur übermäßigen Einnahme von Medikamenten führen, um eine physiologische Funktion zu erhalten oder zu verbessern. So könnte zum Beispiel ein Patient täglich Abführmittel nehmen, um normale Darmbewegungen zu haben und einen Darmverschluss zu verhindern, den er stark befürchtet zu erleiden.

In Verbindung mit der Hypochondrie kann man jedoch auch die gegenteilige Auswirkung finden: Eine Person hat einen starken Widerstand gegen die Einnahme von Medikamenten aus Angst vor möglichen Nebenwirkungen.

Manien und Zwänge - hier Pharmakomanie.

Kathisomanie und Klinomanie – besessen davon, sich zu setzen bzw. sich hinzulegen

In diesem Bereich gibt es verschiedene Zwangshandlungen, die sich auf verschiedene Aspekte des Ausruhens beziehen, so zum Beispiel das Liegen, Sitzen oder Schlafen. Obwohl diese Vorgänge sehr ähnlich scheinen, gibt es subtile Unterschiede, die wir näher untersuchen werden.

Kathisomanie ist die Besessenheit, sich hinzusetzen. Hier geht es aber nicht nur um die einfache Freude am Sitzen. Stattdessen handelt es sich dabei um den Drang zu sitzen, der sich nicht unterdrücken lässt. Tatsächlich kann diese Störung dazu führen, dass sich eine betroffene Person weigert, älteren Menschen oder schwangeren Frauen ihren Sitzplatz im Bus anzubieten. Möglich ist auch, dass man auf dem Boden sitzt, während man in einer Schlange wartet oder beim Kleiderkauf auf einem Kleiderständer sitzt.

Allerdings sollte man die Kathisomanie nicht mit der Klinomanie oder Bettsucht verwechseln. Dabei handelt es sich um den Zwang, sich hinzulegen. Das Leben der Betroffenen dreht sich ausschließlich darum, im Bett liegenzubleiben. Die Hypomanie hingegen bezeichnet einen Schlafzwang.

Manien und Zwänge - hier Kathisomanie.

Manien: Tanorexie – besessen davon, sich zu bräunen

Tanorexie ist das zwanghafte Bedürfnis, einen dunklen Hautton zu haben. Manche Leute halten dies auch für eine Sucht oder eine Unterform der körperdysmorphen Störung. Menschen, die unter einer körperdysmorphen Störung leiden, sind übermäßig besorgt über Makel, die wirklich existieren oder eingebildet sind. Also wäre der Makel in diesem Fall, einen hellen Hautton zu haben. Aus diesem Grund assoziieren Menschen mit Tanorexie auch gebräunte Haut mit Schönheit. Außerdem sind die Betroffene der Ansicht, nicht leben zu können, ohne sich der Sonne oder UV-Strahlen auszusetzen.

Damit sie braun werden, wenden Menschen mit Tanorexie folgende Strategien an: Sie bräunen sich in langen Sitzungen unter der künstlichen Sonne oder verbringen viel Zeit draußen an der Sonne, was gesundheitliche Risiken mit sich bringen kann. So schädigt womöglich ein Sonnenbad oder das Bräunen ohne geeigneten Sonnenschutz die Haut oder verursacht gesundheitliche Probleme.

Obwohl das Sonnenlicht positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat, erhöht längerer oder ungeschützter Aufenthalt in der Sonne das Risiko, dass Hautprobleme entstehen. Diese können eine Bandbreite von Sonnenbrand über eine vorzeitige Hautalterung bis zu Hautkrebs oder einem Melanom umfassen.

Die Behandlung der Tanorexie hängt von der jeweiligen Ursache ab. Sie kann entweder als Sucht oder als körperdysmorphe Störung behandelt werden. Andererseits betrachten einige Experten das ausgiebige Sonnenbad als Form der Selbstbehandlung, wenn man an einer saisonalen Depression leidet.

Außerdem ist bekannt, dass die Ausschüttung von Endorphinen durch das Sonnenlicht gefördert wird. Zudem erzeugt das Sonnenbad ein Gefühl der Entspannung, des Wohlbefindens und sogar der Euphorie. Neben der psychologischen Behandlung gehört auch die folgende Komponente dazu: Das Sonnenbad wird durch andere Methoden zur Steigerung der Endorphin-Ausschüttung ersetzt. Dazu eignen sich zum Beispiel Sport, Musik hören, lachen oder essen.

Manien und Zwänge - eine Frau, die unter Tanorexie leidet.

Denken wir noch einmal kurz über Manien und Zwänge nach

Diese fünf Manien und Zwänge, die wir besprochen haben, stellen nur einen kleinen Ausschnitt aller Manien und Zwänge dar, die es gibt. Im Allgemeinen sind das keine ernsthaften Erkrankungen. Deshalb sollten sie auch nicht wichtiger genommen werden, als sie eigentlich sind. Eigentlich ist es auch gar nicht schlimm, einen dieser Zwänge zu haben oder “ein bisschen manisch zu sein”, solange das tägliche Leben nicht davon beeinträchtigt wird oder Ängste ausgelöst werden.

Allerdings ist es wichtig, dass die Eigenheiten, die uns zu Unikaten machen, nicht zu unerträglichen Manien werden, die wir nicht mehr kontrollieren können. Dies gelingt am besten, wenn man ihnen gegenüber eine flexible und tolerante Haltung einnimmt.

Andererseits sollte eine Manie das Zusammenleben mit uns nicht erschweren oder uns umgekehrt dazu bringen, das Verhalten anderer Menschen kontrollieren zu wollen. Sollte es dazu kommen oder sollte eine Manie unsere Lebensqualität einschränken, ist es an der Zeit, eine Fachkraft zu konsultieren.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.