10 typische Phobien und wie man sie überwinden kann

Phobien lösen intensive, irrationale Ängste aus, die nur schwer zu kontrollieren sind. Wir stellen heute einige der häufigsten Phobien vor und geben dir einige Tipps zur Hand, um diese zu überwinden.
10 typische Phobien und wie man sie überwinden kann

Letzte Aktualisierung: 09. Juli 2021

Wenn von Phobien die Rede ist, denken viele Menschen, dass es sich einfach um Angst handelt. Wir sprechen jedoch von unangemessen starken, krankhaften Ängsten in bestimmten Situationen oder vor konkreten Objekten. Wenn du dich in der Dunkelheit fürchtest oder beim Anblick einer Spinne erschrickst, muss dies noch lange nicht pathologisch sein. Phobien sind irrationale Ängste, die das Verhalten, die Gefühle und die Gedanken der betroffenen Personen stark beeinflussen.

Diese unangemessenen Ängste schränken die Lebensqualität ein und führen nicht selten zur Vereinsamung. Deshalb ist es wichtig, sie entsprechend zu behandeln. Eine von erfahrenen Experten durchgeführte Psychotherapie ist in den meisten Fällen erfolgreich. Besonders häufig werden spezifische Phobien mithilfe einer Expositionstherapie im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie behandelt.

In unserem heutigen Artikel stellen wir dir zehn Phobien vor (alphabetisch geordnet), an denen sehr viele Menschen leiden. Anschließend haben wir noch einige einfache Tipps, die dir helfen werden, dich deinen Ängsten schrittweise zu stellen, um sie schließlich überwinden zu können. Vergiss jedoch nicht, dass professionelle Hilfe grundlegend ist!

Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es nicht das Ende.

Oscar Wilde

10 typische Phobien und wie man sie überwinden kann

1. Agoraphobie

Die Agoraphobie zählt zu den häufigsten Phobien. Sie ist auch als „Platzangst“, wobei es um die Angst vor öffentlichen Plätzen geht. Im Gegensatz dazu bezeichnet die Klaustrophobie, auf die wir später noch zu sprechen kommen, die panische Angst vor sehr engen oder kleinen Räumen.

Menschen mit Agoraphobie geraten also in Panik, wenn sie sich an öffentlichen Plätzen befinden, Menschenmengen ausgesetzt sind oder alleine reisen. Etwa 4 von 100 Menschen leiden mindestens einmal im Leben daran. Die Betroffenen fürchten sich davor, in Situationen zu geraten, die kein Entkommen zulassen. Sie haben außerdem Angst davor, in Folge einer solchen Situation auffällig, peinlich oder seltsam zu reagieren und dadurch die Blicke ihrer Mitmenschen auf sich zu ziehen.

Durch Vermeidungsverhalten versuchen sie, solchen Situationen zu entkommen, die nicht nur psychische, sondern auch physische Auswirkungen nach sich ziehen, unter anderem Herzrasen oder Konzentrationsprobleme.

2. Akrophobie

Akrophobie ist der Fachausdruck für Höhenangst. Betroffene empfinden beim Blick in die Tiefe übermäßig große Angst. Während andere den schönen Ausblick auf einer Erhöhung genießen, leiden sie an Höhenschwindel und Panik. Dieses Gefühl kann auf einem Aussichtsturm, auf einer Brücke oder auf einem schmalen Bergweg entstehen. Manche Menschen haben bereits Angst, wenn sie auf eine niedrige Leiter steigen müssen. In extremen Fällen sind betroffene Menschen unfähig, sich zu bewegen.

Ein gewisser Respekt vor Höhen schützt uns vor möglichen gefahren, doch wenn es sich um übertriebene Angst oder Panik handelt, sprechen wir von einer krankhaften Phobie. Betroffene versuchen im Normalfall, solche Situationen zu vermeiden.  

3. Arachnophobie

Die Arachnophobie oder Angst vor Spinnen zählt ebenfalls zu den häufigsten Phobien. Befragungen zufolge gehören Spinnen (gemeinsam mit Käfern) auch in Deutschland zu den am meisten gefürchteten Tieren – noch vor Schlangen und Haien.

Wer unter Arachnophobie leidet, kann mitunter einen Raum, in dem sich eine Spinne befindet, nicht betreten, ohne in Panik zu geraten. Bereits der Verdacht auf eine Spinne kann Vermeidungsverhalten auslösen. 

Phobien - Angst vor Spinnen

4. Aviophobie

Aviophobie bezeichnet eine unangemessene Angst vor dem Fliegen. Umgangssprachlich sprechen wir also von Flugangst. Häufig wird die Aviophobie mit der Aerophobie verwechselt, bei der es jedoch um die Angst vor Luft handelt, wie etwa Zugluft oder auch vermeintlich durch Giftgase kontaminierte Luft.

Menschen mit Aviophobie ertragen oftmals schon alleine den Gedanken an eine Flugreise nicht. Ist die Sehnsucht nach Urlaub in einem anderen Teil der Welt jedoch groß, steigen sie mitunter dennoch in ein Flugzeug. Allerdings kommt es dabei oft zu Schweißausbrüchen oder gar Panikattacken, die während des Fluges schwächer werden können, meist aber erst nach Verlassen der Maschine am Zielort wieder vollständig abklingen.

Phobien - Flugangst

5. Dentophobie (Odontophobie)

Die Dentophobie – oft auch Odontophobie genannt – ist die überdurchschnittliche Angst vor dem Zahnarzt oder vor Zahnarztbehandlungen. Die Vorstellung auf dem Behandlungsstuhl zu sitzen kann bei Betroffenen bereits zu Herzrasen, Übelkeit und Schweißausbrüchen führen.

Schwere Fälle von Dentophobie können dazu führen, dass Betroffene jegliche Zahnarztbesuche meiden und damit ihre körperliche Gesundheit aufs Spiel setzen. Ein simples Beispiel: Wenn ein leichter Zahndefekt mit einer einfachen Zahnfüllung behoben wird, wird der Zahn vor weiteren Schädigungen geschützt. Eine Verschleppung führt hingegen mitunter zu einer starken Entzündung, die weitere Beschwerden und in Folge auch ernstere Symptome der Dentophobie auslöst. 

6. Klaustrophobie

Die bereits erwähnte Klaustrophobie ist die panische Angst vor engen und geschlossenen Räumen. Meist kommen die Symptome im Aufzug, der U-Bahn, im Flugzeug oder in einer Menschenmenge zutage, wenn es scheinbar keine Möglichkeit gibt, der Situation zu entkommen.

Betroffene vermeiden auch hier wann immer möglich die beschriebenen Situationen. Sie nehmen lieber die Treppe oder fahren mit dem Auto, anstatt den Zug zu nehmen, da sie so die Möglichkeit haben, jederzeit anzuhalten und auszusteigen. 

7. Phasmophobie

Auch die Phasmophobie ist keine seltene Angststörung. Sie bezeichnet die vor allem bei Kindern nicht unübliche Angst vor Geistern, Trugbildern und anderen übernatürlichen Wesen.

Während sich diese Angst bei den meisten Kindern im Laufe des Älterwerdens legt, bleibt sie bei Phasmophobikern auch im Erwachsenenalter erhalten. Es handelt sich dann um eine pathologische Angst vor Geistern, die in harmlosen Situationen durch spezifische Trigger ausgelöst wird.

Die Symptome reichen von Schweißausbrüchen und Zittern, bis hin zu Panikattacken und anhaltenden Schlafstörungen.

Phobien - Angst vor Geistern

8. Phobophobie

Die Phobophobie ist eine Art „Metaphobie“. Denn sie ist der medizinische Fachausdruck für die Angst vor der Angst, über die wir bereits in einem anderen Beitrag berichtet haben.

Einerseits drückt sich in der Phobophobie die Angst aus, eine bestimmte Phobie (etwa eine in diesem Beitrag beschriebene Angst) zu entwickeln. Andererseits ist damit jedoch auch die Angst vor bestimmten Situationen gemeint, in denen es bereits zu Angst- oder Panikattacken gekommen ist. Diese Angstsensitivität führt schließlich dazu, dass sich Betroffene immer weiter zurückziehen und isolieren. Sie haben nicht mehr Angst vor konkreten Situationen, sondern vor der Angst selbst oder vor Panikattacken.  

9. Soziophobie

Bei der sozialen Phobie handelt es sich um die übermäßige Angst vor bestimmten gesellschaftlichen Situationen. Die meisten Betroffenen fürchten sich davor, während eines Treffens in einer größeren Gruppe im Mittelpunkt zu stehen und in irgendeiner Weise unangenehm aufzufallen.

Auch die Angst davor, eine Rede zu halten, kritisiert zu werden oder Kontakt zum anderen Geschlecht zu knüpfen, ist nicht unüblich.

Soziophobiker ziehen sich vielfach von ihrer sozialen Umgebung zurück, was nicht selten zur Vereinsamung führt und die Phobie zusätzlich verstärkt.  

10. Zoophobie

Die Zoophobie beschreibt nicht die Angst vor einem bestimmten Tier, wie etwa die Arachnophobie, sondern vor Tieren im Allgemeinen. Meist bezieht sich diese Angst auf unterschiedliche Tiere und macht sich nicht nur bei Spinnen, sondern beispielsweise auch bei Schlangen, Bienen, Hunden, Ziegen oder Vögeln bemerkbar. Manche Menschen haben krankhafte Angst vor allen Tieren.

Durch Vermeidungsverhalten versuchen Betroffene, vermeintlich gefährlichen Situationen zu entkommen. Dies ist jedoch oft nicht einfach, denn oft sind Insekten, Hunde oder Vögel nicht zu vermeiden. Um diese Phobien kontrollieren zu können, sind entsprechende Maßnahmen wichtig.

Phobien - Angst vor Hunden

Was tun bei Phobien?

Wie bereits erwähnt, sind folgende Empfehlungen keine endgültige Lösung für Phobien. Besonders wichtig ist professionelle Hilfe durch einen Psychotherapeuten, der konkret auf jeden Einzelfall eingehen und die beste Therapie empfehlen kann. Dennoch können folgende Tipps hilfreich sein, um Phobien besser kontrollieren zu können.

  • 1. Tipp gegen Phobien: Informationen einholen

Es mag simpel klingen, ist aber gerade deshalb ein erster wichtiger Schritt, um Ängste zu überwinden: Du solltest dich unbedingt genau über deine Phobie und vor allem über das Objekt deiner panischen Angst informieren!

Vielleicht ekelt dich bereits der Gedanke, dich mit den krabbelnden Achtbeinern auseinandersetzen zu müssen, wenn du an einer Spinnenphobie leidest. Doch sobald du tiefer in die Materie eindringst, wirst du rasch erkennen, dass du zum Beispiel vor den Folgen eines Spinnenbisses keinesfalls Angst haben musst. Denn selbst die in Deutschland besonders gefürchtete Kreuzspinne kann dich höchstens in die dünne Haut der Kniekehle zwicken. Die Folgen sind kaum schlimmer als bei einem Mückenstich.

Phobien basieren in vielen Fällen auf einer falschen Vorstellung. Wenn du dich ausreichend informierst kannst du meist feststellen, dass gar keine reale Gefahr besteht. Sie existiert nur in deiner Vorstellungskraft.

  • 2. Tipp gegen Phobien: Die Gefahr stets hinterfragen

Sobald dir bewusst ist, dass keine Gefahr besteht, wenn eine kleine Spinne im Raum ist, die vielleicht sogar noch ein paar nervige Fliegen fängt, die dir lästig sind, bist du in der Lage, auch in akuten Triggersituationen die reale Gefahr zu hinterfragen. 

Dies lässt sich am besten am Beispiel der Höhenangst verdeutlichen. Wenn du etwa Angst auf einer hohen Brücke hast, dann stelle dir die Frage, wovor du dich eigentlich fürchtest. Hast du Angst, in die Tiefe zu stürzen? Die Gefahr ist vermutlich sehr gering, denn die Brücke ist mit einem Geländer gesichert, das dich schützt. Oder denkst du, dass die Brücke einstürzen könnte? Dann solltest du darüber nachdenken, wie lange die Brücke bereits existiert. In all den Jahren ist nie etwas passiert. Warum sollte sie genau in den 30 Sekunden, die du benötigst, um die Brücke zu überqueren, einstürzen?

Außerdem: Rein theoretisch könnte auch jederzeit der Boden unter deinen Füßen auf vermeintlich festem Untergrund in Folge eines Erdrutsches zu einem Desaster werden. Hier hast du bestimmt auch keine Angst. Ist deine Angst also wirklich begründet oder ist deine Vorstellungskraft zu groß?

  • 3. Tipp gegen Phobien: Die Konfrontation suchen

Die dritte Maßnahme ist zugegebenermaßen ein schwieriger Schritt, der Teil jeder Phobie- oder Traumatherapie ist. Es geht darum, sich den Ängsten zu stellen. Die Konfrontation kann dir helfen, deine Phobie zu überwinden. Du kannst Schritt für Schritt lernen, besser mit Situationen umzugehen, die bei dir Angst auslösen.

Konfrontation bedeutet nicht, dass Zoophobiker selbst ein Haustier halten und es täglich versorgen müssen. Du musst auch nicht in den Zoo, um in die Vielfalt der Tierwelt einzutauchen und dich Eindrücken auszusetzen, die dich überfordern werden.

Doch du kannst gezielt versuchen, häufiger Freunde zu besuchen, die ein Haustier haben. Bestenfalls befindet sich dieses in einem gesonderten, geschützten Bereich: in einem Käfig oder einem anderen Zimmer. Du kannst dich so allmählich an das Tier gewöhnen. Die Besitzer können dir erklären, dass es harmlos ist und dich über sein Verhalten informieren. Du kannst auf diese Weise lernen, dass deine Angst tatsächlich unbegründet ist. Das braucht seine Zeit, doch du wirst es schaffen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.