Yin und Yang: Die Dualität des Gleichgewichts
Die Lehre von Yin und Yang besagt, dass alles, was uns umgebe, aus zwei gegensätzlichen Kräften bestehe, die sich gleichzeitig bedingen und sich schließlich auf harmonische Weise zusammenfügen. Yin symbolisiert das Dunkle, das Wasser und die Fähigkeit, Leben zu nähren. Yang hingehen steht für den Impuls, das Licht und das Feuer.
Dieses Konzept, das im Taoismus verwurzelt ist, stellt das perfekte Gleichgewicht dar. Es basiert auf der Interaktion von Gegensätzen. Dabei verändert sich das Verhältnis von Yin und Yang ständig, um die Balance des Ganzen möglich zu machen.
Die Theorie von Yin und Yang ist nicht ausschließlich auf die chinesische Philosophie beschränkt, sondern kann auf alle existierenden Konzepte angewendet werden.
Meist ist die persönliche Sichtweise darauf beschränkt, alles, was einen umgibt, als etwas Absolutes zu begreifen. Menschen sind entweder gut oder schlecht, rational oder emotional. Entweder man ist schlau oder unwissend und Glück ist das Gegenteil von Pech. So hat sich ein soziales Gefüge aufgebaut, in dem man sich in fast jeder Situation auf das Yang konzentriert.
So schätzt man das Rationale vor dem Emotionalen. Man betont stets die Stärke, die Dynamik oder die Dominanz eines Aspektes. Doch dabei geht etwas Entscheidendes verloren: Man vergisst, die Umwelt ganzheitlich zu betrachten. Schließlich basiert die Realität nicht auf einem Kräftemessen, in dem ein Aspekt immer stärker sein wird als der andere. Vielmehr sollte man sich darum bemühen, das Gleichgewicht der Kräfte zu erkennen.
Die Theorie vom Yin und Yang: Etwas, das man bewusst verbirgt
Wahrscheinlich kennt jeder das klassische Yin-Yang-Symbol. Zwar hat es seinen Ursprung in der chinesischen Philosophie, es ist jedoch ein Konzept, das in vielen Kulturen zu finden ist. In der hinduistischen und hebräischen Tradition ist man ebenfalls davon überzeugt, dass alles Gegenteilige sich ergänze und auf diese Weise dem Leben Dynamik und Sinn gebe.
Andererseits geht das Prinzip von Yin und Yang davon aus, dass alle Menschen bereits in dieser “vollständigen” Welt angekommen seien. Jede Person sei mit bestimmten Fähigkeiten und Eigenschaften ausgezeichnet. Sie können unglaublich vielseitig aber auch widersprüchlich sein und formen das ganzheitliche Wesen des Menschen.
Man kann sich selbst als einen sehr aktiven Menschen verstehen, aber von Zeit zu Zeit auch mal von Trägheit übermannt werden. Auch Glück und Verzweiflung an einem und demselben Tag lassen sich miteinander vereinbaren. Es ist sogar möglich, jemanden gleichzeitig zu lieben und zu hassen. Selbst logisch denkende Menschen, deren Leben durchstrukturiert ist, können an einen Punkt gelangen, an dem sich alles verändert und ihnen zunächst einmal chaotisch erscheint. Wichtig ist, zu erkennen, wann ein Weg nicht der richtige ist. Dabei darf man ruhig auch einmal den Mut haben, sich auf seine Intuition zu verlassen.
Carl Gustav Jung hat einen großen Teil seines Lebens der Erforschung dieser Idee gewidmet. Für den Schweizer Psychologen lebt der Mensch in einem ständigen Widerspruch. Obwohl nach dem Prinzip von Yin und Yang alle Menschen in derselben Welt angekommen seien, gestaltet sich doch jede Person eben diese Welt auf ihre eigene Art und Weise. So entscheidet die Erziehung, der Kontext oder man selbst darüber, was man verstecken, verleugnen oder auch ablehnen möchte.
Männer neigen beispielsweise dazu, ihren Yin zu verstecken. Indem sie ihre weibliche, emotionale und intuitive Seite verbergen, bringen sie ihr Yang, das für Dynamik und Stärke steht, deutlicher zum Strahlen. Jung erklärte, dass alles, was wir nicht akzeptieren, erforschen oder verbessern können, in den Hintergrund gedrängt werde. Dadurch, dass man verberge, was man nicht annehmen möchte, werde jedoch Leid und Widerspruch erzeugt.
“Akzeptiere deine dunkle Seite und verstehe, dass sie dir hilft, dich mit dem Licht zu bewegen. Das Wissen um beide Seiten unserer Seele hilft uns allen, im Leben voranzukommen und zu verstehen, dass Perfektion nicht existiert.”
Martin R. Lemieux
Das Yin und Yang: Ein Symbol der Veränderung
Das Konzept des Yin und Yang setzt sich aus vielen kleinen inspirierenden Aspekten zusammen. Sein Symbol mit der Welle im Zentrum, die den Kreis teilt, erinnert daran, dass das Leben nicht statisch ist. Diese Form steht für den Impuls der Energie. Gleichzeitig repräsentiert sie auch das Wiederaufleben der Veränderung und das Bedürfnis, ständig in Bewegung zu sein, um auf diese Weise wachsen zu können.
Beide Hälften tragen jeweils einen Punkt der anderen in sich. Die Prinzipien des Yin und Yang sollen daran erinnern, dass man sich nicht als etwas Absolutes verstehen sollte. Alles im Leben ist relativ und kann sich in einem bestimmten Moment ändern.
Die persönliche Harmonie eines jeden Menschen beginnt mit seiner Fähigkeit, das Gleichgewicht zwischen allen Kräften, die in ihm zusammentreffen, aufrechtzuerhalten. Um glücklich zu sein, muss man wissen, wie man mit Traurigkeit umgeht. Wahre Liebe heißt auch, die Unschlüssigkeit des anderen zu akzeptieren. Dies kann jedoch nur funktionieren, wenn man selbst ausgeglichen ist. Es gilt also, sowohl auf emotionaler als auch auf rationaler Ebene ein Gleichgewicht zu finden. Nur so ist es möglich, einen Raum der Selbsterkenntnis und Akzeptanz zu schaffen.
Verspürt man unbalancierte Energien in sich, sollte man an ihnen arbeiten. Auf diese Weise kann man ein harmonisches, bedeutungsvolles und vor allem befriedigendes Ganzes schaffen.