Wie wirkt sich Angst auf die Liebe aus?
Ängste zählen zu den häufigsten psychischen Problemen. Doch nicht jeder sucht professionelle Hilfe oder wendet geeignete Strategien an, um mit belastenden Gedanken und dem wachsamen, ängstlichen Geist richtig umzugehen. Dieser Zustand schränkt nicht nur das Potenzial und das Wohlbefinden ein, er kann sich auch auf die Liebe auswirken und Beziehungen beeinträchtigen.
Wenn du unter Angstzuständen leidest oder mit einem Partner zusammenlebst, der dieses Problem hat, führt dich dein Weg wahrscheinlich über viele Höhen und Tiefen. Menschen mit sozialen Ängsten tun sich im Allgemeinen schwer, gesunde Beziehungen aufzubauen.
Es mangelt ihnen an Selbstbewusstsein, denn sie werden von ihrem unsicheren, zwanghaften Geist gefangen gehalten. Eine solide und glückliche Beziehung zu einer Person mit psychischen Problemen gestaltet sich schwierig: Phobien, generalisierte Ängste oder Zwangsstörungen wirken sich auf unterschiedliche Arten auf die Liebe aus.
Wie wirkt sich Angst auf die Liebe aus?
Die Wissenschaft beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Art und Weise, wie Angst die Liebe beeinflusst. Forschungen der Temple University in den USA legen nahe, dass dieser psychologische Zustand die Bindung beeinträchtigt und zu Stress führt. Andere Studien, wie eine im Journal of Social and Clinical Psychology veröffentlichte Arbeit, warnen vor einer häufigen Realität: Ängste kommen in der Regel nicht allein. In vielen Fällen liegen ihnen andere Probleme zugrunde, oft eine schwere Depression.
Bei Menschen, die unter dieser stillen Krankheit leiden, sind alle Lebensbereiche betroffen: Arbeit, Finanzen, soziale Kontakte, Freizeit, Familienbeziehungen und natürlich die Liebe. Sehen wir uns nun an, wie sich das normalerweise im Bereich der emotionalen Bindungen äußert:
1. Übermäßige Sorgen
Der angstgetriebene Verstand lebt in einem ständigen Alarmzustand. Jedes Problem, egal wie klein, wird zu einer unüberwindbaren Bedrohung. Außerdem sieht man in dieser ständigen Angst vor dem “was wäre, wenn” Katastrophen, wenn es keine gibt, und Bedrohungen, die nicht vorhanden sind. Misstrauen gefährdet jede Beziehung.
Betroffene analysieren oft jedes Wort, jede Geste oder jedes Verhalten des Partners. Sie machen sich tausend Gedanken über Gespräche, darüber, was gesagt oder nicht gesagt wurde. So etwas erzeugt eine große Beziehungserschöpfung.
2. Schuldgefühle
Schuldgefühle sind wie schmerzhafte Nadeln im ängstlichen Gehirn. In dieser Dynamik des übermäßigen Denkens kommt die Person oft zu dem Schluss, dass alles, was passiert, ihre eigene Schuld ist. Eine negative Selbstwahrnehmung nährt einen schädlichen Dialog, in dem Ideen wie die folgenden auftauchen: “Ich lasse meinen Partner im Stich, er wird mich verlassen, weil ich ihn belaste und alles meine Schuld ist”.
Diese zermürbende und gefährliche Sichtweise bringt die Person näher an den Rand der Depression.
3. Ängstliche oder vermeidende Bindung
Personen mit einem ängstlichen Bindungsstil fürchten, verlassen zu werden. Sie haben das ständige Bedürfnis nach Zuneigung und Bestätigung. Es entwickeln sich abhängige Beziehungen. Ein vermeidender Bindungsstil ist hingegen durch Misstrauen und den Wunsch nach Unabhängigkeit gekennzeichnet. Es ist in dieser Beziehung schwierig, Vertrautheit aufzubauen. Die betroffene Person möchte ihre Verletzlichkeit nicht zugeben und baut zum Schutz eine Mauer auf.
4. Angst absorbiert dich und macht dich blind
Angst ist ein mentaler Dämon, der das Gehirn mit Unsicherheit und falschen Bedrohungen belastet. Sie hindert Betroffene daran, sich auf die wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren: die Menschen, die sie lieben.
Menschen mit einer Angststörung scheitern in Beziehungen häufiger. Außerdem tun sie sich schwerer damit, einen Partner zu finden.
Was tun, wenn Angst die Liebe zerstört?
Angst ist komplex und wirkt sich negativ auf die Liebe und das gesamte Leben aus. Deshalb ist es grundlegend, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Abhängend von der Diagnose sind verschiedene Maßnahmen nötig. Versteckt sich hinter der Angst eine Sozialphobie oder eine Zwangsstörung? Sie kann auch infolge eines Traumas oder durch Unsicherheiten entstehen, die du in der Kindheit entwickelt hast.
Psychologische und pharmakologische Therapie
Es gibt verschiedene Ansätze, die bei der Behandlung von Angst hilfreich sein können. Die kognitive Verhaltenstherapie und die Expositionstherapie kommen erfolgreich zum Einsatz. Betroffene müssen außerdem Problemlösungstechniken und ein gesundes emotionales Management lernen. Zusätzlich sind Entspannungstechniken hilfreich.
Die kognitive Umstrukturierung hilft Betroffenen, negative Denkmuster zu deaktivieren und durch gesunde Gedanken zu ersetzen. Dies ist jedoch nicht immer ausreichend: Es kann auch eine pharmakologische Intervention (z.B. mit Anxiolytika) nötig sein.
Die Arbeit am Bindungsstil
Angst kann zu einer abhängigen oder vermeidenden Bindung führen. Es ist deshalb wichtig, an diesem Aspekt zu arbeiten, um eine sichere, reife Bindung aufbauen zu können. Die Qualität einer Beziehung kann verbessert werden, wenn sich die Angst nicht zwischen die Liebe stellt.
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