Wie Soundtracks das Gehirn beeinflussen

Wie Soundtracks das Gehirn beeinflussen
Guillermo Bisbal

Geschrieben und geprüft von dem Anthropologen Guillermo Bisbal.

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2023

Musik ist eine universelle Sprache. Sie ist in der Lage, Erinnerungen wachzurufen, Gefühle zu wecken und uns in schwierigen Momenten zu helfen. Deshalb ist sie für die Welt des Kinos ein Element von großer Bedeutung: Wer erinnert sich nicht an den Soundtrack seines Lieblingsfilms? Für viele Menschen ist es unmöglich, das Kino ohne Musik zu verstehen und zahlreiche Filme sind durch ihren musikalischen Faden unsterblich geworden. Star Wars  ist ein klares Beispiel dafür, ebenso wie Vom Winde verweht  oder die mythische Duschszene aus Psycho.

Soundtracks haben die Kraft, uns zu bewegen, uns zum Lächeln zu bringen, uns aufzurütteln oder weinen zu lassen. Und das ist nur möglich, weil sie Auswirkungen auf die Funktion unseres Gehirns haben. Und das wollen wir uns heute genauer anschauen.

Musik und Gehirn

Musik umgibt uns, begeistert uns und ist in der Lage, uns durch die Zeit reisen zu lassen. Tatsächlich leben wir immer mit ihr. Nun, was passiert im Gehirn, wenn wir eine Melodie hören?

Einigen Studien zufolge habe die Musik nicht nur eine lange Vergangenheit, sondern auch eine wichtige Rolle auf evolutionärer Ebene gespielt. Bei der Untersuchung, wie das Gehirn auf Musik reagiert, wurde beobachtet, dass die Schlüsselbereiche, die beteiligt waren, diejenigen waren, die mit Kontrolle und Bewegung zusammenhingen. Auf Basis dieser Entdeckung wurde postuliert, dass die Musik unseren Vorfahren geholfen habe, sich zu vereinen und altruistische Verhaltensweisen zu entwickeln.

Eine Studie der Universität Helsinki (Finnland) aus dem Jahr 2015 ergab, dass klassische Musik einen Einfluss auf Gene habe, die mit dem Gefühl des Vergnügens zusammenhängen. Tatsächlich zeigten Menschen, die während des Experiments eine Komposition von Mozart hörten, eine gesteigerte Gehirnaktivität, die sogar noch einmal erhöht wurde, wenn sie mit der Komposition vertraut waren.

Gehirn mit Kopfhörern

Julius Portnoy, Musikwissenschaftler und Philosoph, erklärt, dass Musik den Endorphinspiegel im Gehirn erhöhe und so Zustände von Vergnügen und Entspannung erzeugen könne. Auch könne das Hören von Musik den Blutdruck, den Stoffwechsel und die Verdauung beeinflussen.

Musik wird auch weiterhin zur Behandlung psychischer Störungen und Krankheiten eingesetzt, da sie eine große Anzahl von Gehirnregionen gleichzeitig aktiviert. Die Rede ist hier von der Musiktherapie, einer Therapieform, die Musik als Werkzeug einsetzt, um den Gesundheitszustand und das Wohlbefinden eines Menschen zu verbessern. Tatsächlich hat sie sich als nützlich in der Rehabilitation, in Wellnessprogrammen und in der Bildung erwiesen.

Wie Soundtracks das Gehirn beeinflussen

Die Komponisten für Filme wissen sehr gut, wie die Soundtracks das Gehirn beeinflussen. Deshalb nutzen sie die Kraft der Musik als Auslöser für Emotionen, je nach ihrer Zweckmäßigkeit. Ein Beispiel dafür war das Beharren des Komponisten Bernard Herman, um Alfred Hitchcock davon zu überzeugen, der Duschszene in Psycho  Musik beizufügen.

Musik im Kino ist äußerst wichtig, da sie dazu dient, eine Beziehung zwischen der Handlung und den Emotionen herzustellen, die auf den Zuschauer übertragen werden.

Aber nicht nur in Horrorfilmen spielt die Musik eine grundlegende Rolle bei der Erzeugung von Angst und Qualen. In Actionfilmen wirkt sie beispielsweise wie jener Impuls, der unsere Herzfrequenz beschleunigt und uns in bestimmten Szenen in Spannung versetzt. Oder sie lädt uns ein, in Mystery-Filmen zu reflektieren. Jedes Filmgenre wird bereichert, wenn Musik hinzukommt.

Es gibt mehrere Studien dazu, wie Soundtracks das Gehirn beeinflussen. Im Jahr 2010 zeigte eine an der University of California (Kalifornien, USA) veröffentlichte Studie, dass unsere Empfindlichkeit gegenüber Alarmgeräuschen der von einigen Wildtieren sehr ähnlich sei. Das betrifft vor allem jene Klänge, die von Komponisten in Soundtracks verwendet werden, um Angst, Unruhe oder Nervosität zu erzeugen.

Wie wir sehen können, ist es unvermeidlich, dass Soundtracks das Gehirn beeinflussen, obwohl wir meistens nichts davon mitbekommen. Tatsächlich ist optimale Qualität für die Wirkung von Musik nicht notwendig. Die entsprechenden Töne und Frequenzen reichen aus.

Duschszene aus "Psycho"

Die im Kino verwendeten Infraschallanlagen

Es gibt andere Arten von Geräuschen im Kino, die zwar nicht zum Soundtrack zählen, aber ebenfalls das Gehirn betreffen: Die Rede ist vom Infraschall. Dabei handelt es sich um Geräusche, die zwar auf einem für den Menschen nicht hörbaren Niveau abgestrahlt werden, aber in Frequenzen, die natürliche körperliche und emotionale Reaktionen hervorrufen.

Dieser Infraschall begleitet die Soundtracks, um seine Wirkung auf den Zuschauer zu verstärken und je nach Filmgenre einen spezifischen emotionalen Zustand zu erzeugen. Durch ihn sind Komponisten noch besser in der Lage, beim Betrachter Emotionen wie Angst oder Traurigkeit hervorzurufen. So musste beispielsweise im Film Paranormal Activity  Infraschall verwendet werden, um sicherzustellen, dass die Zuschauer in bestimmten Szenen des Films Angst und Schrecken empfanden.

Wie wir sehen können, bereichern Soundtracks das Erlebnis des Zuschauers im Kino, da sie Emotionen erzeugen, Erinnerungen wecken und zum großen Teil durch die Erzählung führen. Musik ist eine Kunst der unendlichen Möglichkeiten, die sich vervielfachen, wenn wir sie mit dem kinematografischen Universum verbinden.


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