Wie können Kampfkünste uns zu besseren Menschen machen?

Kampfkünste helfen uns, unseren Körper und unseren Geist zu beherrschen.
Wie können Kampfkünste uns zu besseren Menschen machen?
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 12. Februar 2024

Kampfkünste – wir sprechen hier vorwiegend von jenen aus Süd- und Ostasien – sind in erster Linie eine spirituelle Betätigung. Es mag widersprüchlich klingen, dass eine Sammlung von Fähigkeiten und Techniken, die letztlich für den Kampf entwickelt wurden, gleichzeitig einen Weg der persönlichen Entwicklung bedeuten. Wenn wir sie jedoch von der richtigen Seite betrachten, wird dies viel klarer.

Der Verstand regelt alles: Dies ist ein grundlegendes Prinzip in den Kampfkünsten. Bestimmte Fähigkeiten und Kräfte können nur erlangt werden, wenn wir zuvor unseren Geist mit Hingabe trainiert haben. Diese Herangehensweise wird von Werten geleitet, die mit Entwicklung und Frieden, sowohl innerem als auch äußerem, verbunden sind.

In allen Kampfkünsten findet der bedeutendste Kampf gegen uns selbst und unsere Grenzen statt. Das gesamte Training dreht sich um Selbsterkenntnis und darum, alles zu überwinden, was unser Potenzial einschränkt. Jede neue Errungenschaft ist das Ergebnis eines internen Prozesses, der sich erst am Ende auszahlt.

“Tausend Feinde zu besiegen ist gut, aber der Samurai, der sich selbst besiegt, ist der größte Krieger.”

Dhammapada

Zwei Silhouetten betreiben Kampfsport im Sonnenuntergang

Die Geschichte und Legende der hohen Kampfkünste

Wir wissen nicht genau, woher die Kampfkünste stammen. Wir wissen nur, dass, seit es Gemeinschaften von Menschen gibt, auch Krieg unter den einzelnen Gruppen stattgefunden hat. Daher ist der genaue Zeitpunkt, der zur Entwicklung der ersten Kampfkünste führte, nicht zweifelsfrei zu ermitteln.

In China gibt es jedoch eine Legende, die vom Ursprung der chinesischen Kampfkünste handelt. Es heißt, dass ein indischer Mönch namens Bodhidharma im Jahr 475 nach Südchina gekommen sei. Dort habe er neun Jahre verbracht und in einer Höhle meditiert. Als er seinen Rückzugsort verlassen habe, habe er ein Kloster namens “Shaolin” gefunden und sei schockiert gewesen über die entsetzliche körperliche Verfassung der dort lebenden Mönche. Die Mönche hätten sich ausschließlich in ihre Meditation vertieft und darüber ihre Körper gänzlich vernachlässigt. Aus diesem Grund habe Bodhidharma ein Übungsprogramm für sie zusammengestellt. Seine Idee sei es gewesen, einerseits ihre körperliche Verfassung zu verbessern und ihnen andererseits zu helfen, sich gegen die Räuber wehren zu können, welche die Gegend unsicher machten.

Mit der Zeit entwickelte sich das Übungsprogramm von einst zu dem, was wir heute als Kampfsportarten kennen.

Ein Mann trainiert Kampfkünste

Die Philosophie in den Kampfkünsten

Der wahre Wert des Studierens von Kampfkünsten besteht nicht darin, Kampftechniken und -fähigkeiten zu erlernen. Vielmehr ist es von Bedeutung, innere Tugenden zu entdecken und zu pflegen. In dieser Welt erreichen wir erst dann die Befähigung zu körperlichen Höchstleistungen, nachdem wir das dafür nötige spirituelle Level erreicht haben.

Jede Technik und jede Bewegung ist mit dem Inneren der ausübenden Person eng verknüpft. Hierzu zwei Beispiele:

  • Die Beine und Füße sind das Auf und Ab der Energie. Sie besitzen schaffende, aber auch zerstörerische Kräfte.
  • Die Arme und Hände wiederum finden ihre Bestimmung in Intuition, Dynamik und Balance.

Für die Lehre der Kampfkünste ist der Kampf selbst eine extreme Situation, in der die wahren Fähigkeiten einer Person zum Vorschein kommen. Hier werden gelernte Werte und Fähigkeiten in die Praxis umgesetzt, mit dem Ziel, das Leben zu erhalten. Sowohl das eigene, als auch das von anderen.

Eine Frau trainiert Kampfkünste.

Spiritualität und Zen

Obwohl es heutzutage verschiedene Arten von Kampfkünsten gibt, ist in den traditionellsten Künsten stets die Zen-Philosophie enthalten. Dabei geht es um eine symbolische Suche nach dem Schlüssel, der das unser Inneres verschließende Schloss öffnet. Diese Philosophie ist auch als eine beständige Übung zu verstehen, alle Formen von Selbstsucht von sich zu stoßen.

Zen in der Kampfkunst basiert auf vier Ebenen des Bewusstseins und Handelns:

  • Herrschaft über externe Objekte. Diese Ebene zielt darauf ab, die Wirkung von Objekten auf das Bewusstsein zu neutralisieren. Damit soll verhindert werden, dass sie Macht über die Person haben.
  • Herrschaft über den physischen Körper. Hier geht es darum, den Körper so zu trainieren, dass er in jeder Situation und ohne Ausnahme dem Geist gehorcht.
  • Herrschaft über Emotionen. Ziel ist es, durch Meditation ein inneres Gleichgewicht zu erreichen.
  • Ablehnung des Egos. Dies ist die schwierigste Lektion von allen und sie beinhaltet, dass man sich selbst komplett vergisst. Gemeint ist, sich von Ballast und Einschränkungen zu befreien.

Wie du sehen konntest, helfen die Kampfkünste den Praktizierenden, zu wachsen. In der heutigen Welt bedeutet das Erlernen von Kampfkünsten nicht, dass du zum Einsiedler werden musst und dich vor anderen Menschen verstecken sollst. Allerdings könnten traditionelle Kampfkünste und ihr Erlernen eine interessante Lösung für Menschen sein, die sich keine Hilfe von konventionellen psychologischen Therapien versprechen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.