Wie Eltern die Sorgen um ihre erwachsenen Kinder loslassen können

Das Loslassen der Sorgen um die erwachsenen Kinder ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und einen offenen Dialog erfordert.
Wie Eltern die Sorgen um ihre erwachsenen Kinder loslassen können
Sharon Laura Capeluto

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sharon Laura Capeluto.

Letzte Aktualisierung: 22. Oktober 2024

Das Elternsein hört nicht auf, wenn die Kinder erwachsen werden, doch die Rolle verändert sich grundlegend. Viele Eltern machen sich Sorgen und leiden mit ihren erwachsenen Kindern, wenn ihr Leben nicht ihren eigenen Erwartungen entspricht oder immer wieder Schwierigkeiten auftreten.

Der ständige Kummer ist jedoch belastend und ungesund, deshalb müssen die Eltern versuchen, die Kontrolle abzugeben und den Lebensweg ihrer Kinder zu akzeptieren. Diese Veränderung erfordert Zeit, Reflexion und vor allem die Erkenntnis, dass das Loslassen nicht bedeutet, die Liebe oder Fürsorge aufzugeben – vielmehr öffnet es den Weg zu einem gesünderen, erfüllteren Verhältnis zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern.

Folgende Tipps helfen dir, Sorgen loszulassen und gleichzeitig eine gesunde Beziehung zu deinem erwachsenen Sohn oder deiner erwachsenen Tochter aufzubauen.

1. Akzeptiere, dass deine Kinder erwachsen und selbstständig sind

Es ist ganz normal, dass du als Elternteil den Drang verspürst, deine Kinder zu beschützen und ihnen den besten Weg zu weisen. Du möchtest, dass sie ein glückliches und erfülltes Leben führen. Doch es ist entscheidend, loszulassen und anzuerkennen, dass sie nun unabhängige Individuen sind, mit ihren eigenen Werten, Meinungen und Entscheidungen. Diese Akzeptanz befreit dich von dem emotionalen Druck, Dinge verändern zu wollen, die du nicht kontrollieren kannst. Stattdessen kannst du ihre Autonomie wertschätzen und die Entwicklung zu eigenständigen Menschen feiern.

2. Höre auf, die Verantwortung deiner erwachsenen Kinder zu übernehmen

Oft übernehmen wir unbewusst Aufgaben und Verantwortungen, die nicht mehr in unseren Zuständigkeitsbereich fallen. Überlege dir, in welchen Bereichen du dazu neigst, dich einzumischen oder zu viel zu tun. Unterstützt du deine erwachsenen Kinder finanziell? Kochst du regelmäßig für sie, obwohl sie nicht bei dir wohnen? Es ist an der Zeit, loszulassen und dir bewusst zu machen, dass Hilfe nicht gleichbedeutend mit Kontrolle oder der Lösung ihrer Probleme ist. Sei präsent und biete emotionale Unterstützung an, ohne das Ruder zu übernehmen.

3. Setze klare Grenzen und kommuniziere sie selbstbewusst

Grenzen zu setzen und diese einzuhalten, ist ein wichtiger Teil einer gesunden Beziehung. Überlege dir, welche Verhaltensweisen oder Situationen du nicht tolerieren möchtest. Vielleicht stören dich mangelnde Wertschätzung oder seltene Besuche. Es ist wichtig, diese Gefühle klar und respektvoll zu kommunizieren, indem du Sätze wie „Ich fühle mich schlecht, wenn…“ verwendest, um Missverständnisse zu vermeiden. Suche einen ruhigen Moment für das Gespräch, um den Austausch konstruktiv zu gestalten.

4. Erlaube deinen erwachsenen Kindern, eigene Entscheidungen zu treffen und aus Fehlern zu lernen

Dein erwachsenes Kind wird Fehler machen, denn das gehört zum Leben. Auch wenn du es gerne davor bewahren würdest, ist es wichtig, dass es die Konsequenzen seiner Entscheidungen selbst trägt. Diese Erfahrungen fördern sein Wachstum und seine Reife. Gib deinem Kind die Freiheit, auf seinem Weg zu stolpern, und unterstütze es, wenn es Rat benötigt – aber lass es seine Lektionen selbst lernen.

5. Praktiziere einen offenen Dialog, aber erwarte nicht, alles zu wissen

Schaffe eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der sich deine erwachsenen Kinder wohlfühlen und über alles sprechen können. Doch erwarte nicht, dass sie dir alles erzählen. Es ist wichtig zu verstehen, dass sie ein eigenständiges Leben führen und das Recht auf Privatsphäre haben. Höre zu, ohne zu urteilen, und respektiere ihren Freiraum. Dies stärkt die Basis für eine vertrauensvolle und ehrliche Beziehung.

 6. Kümmere dich um dein eigenes Wohlbefinden

Um die Sorgen um deine erwachsenen Kinder loszulassen, musst du lernen, dich um dich selbst zu kümmern. Es ist leicht, eigene Bedürfnisse zu vernachlässigen, wenn man sich um andere sorgt. Nimm dir bewusst Zeit für Dinge, die dir Freude bereiten und guttun – sei es durch Spaziergänge, Lesen, Sport oder Zeit mit Freunden. Selbstfürsorge ist der Schlüssel, um dein eigenes Wohlbefinden zu fördern und Prioritäten zu setzen.

7. Tausche dich mit anderen Eltern erwachsener Kinder aus

Der Austausch mit anderen Eltern, die ähnliche Erfahrungen machen, kann sehr entlastend sein. Das Teilen von Sorgen, Erfahrungen und Ratschlägen hilft, das Gefühl der Isolation zu überwinden. Oft stellen wir fest, dass wir nicht allein mit unseren Herausforderungen sind und gewinnen dadurch neue Perspektiven und emotionale Unterstützung.

8. Finde gemeinsame Aktivitäten

Gemeinsame Hobbys oder Aktivitäten mit deinen erwachsenen Kindern sind eine wunderbare Möglichkeit, eure Bindung zu stärken. Überlegt, was euch Freude bereitet, sei es Kochen, Spaziergänge oder das Schauen von Serien. Die Zeit, die ihr zusammen verbringt, fördert das gegenseitige Verständnis und schafft wertvolle Momente des Miteinanders.

9. Praktiziere Empathie

Versuche, die Perspektive deiner erwachsenen Kinder nachzuvollziehen. Wenn du ihre Herausforderungen und Entscheidungen besser verstehst, fällt es dir leichter, gelassener zu reagieren. Empathie hilft, Frustrationen zu lindern und führt zu einer unterstützenden Beziehung, in der sich beide Seiten respektiert und verstanden fühlen.

10. Zeit, Akzeptanz und Kommunikation

Das Loslassen der Sorgen um die erwachsenen Kinder ist ein Prozess, der Zeit, Geduld und einen offenen Dialog erfordert. Wenn du lernst, die Kontrolle abzugeben und ihre Autonomie zu respektieren, wirst du auch eine große Last von dir nehmen. Der Aufbau einer gesunden, auf Respekt basierenden Beziehung ist eine Reise, die mit kleinen, aber bedeutungsvollen Schritten beginnt.

Komplexe Familienbeziehungen

Familienbeziehungen sind oft komplex und von Missverständnissen, Verletzungen oder unerfüllten Erwartungen geprägt. Viele Eltern erleben Phasen der Entfremdung von ihren erwachsenen Kindern. Diese Distanz kann auf unterschiedliche Lebensansichten, ungelöste Konflikte oder vergangene Verletzungen zurückzuführen sein.

Nimm dir Zeit, um nachzudenken, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Wenn sich die Gelegenheit bietet, mit deinem Sohn oder deiner Tochter zu sprechen, geh das Gespräch mit Empathie an. Ihre Gefühle anzuhören, ohne zu urteilen, kann ein wichtiger Schritt sein, um den Dialog zu öffnen. Manchmal brauchen sie einen Raum, in dem sie sich äußern können, ohne Angst vor Verurteilung.

Es ist jedoch ebenso wichtig, gesunde Grenzen zu setzen, um dein eigenes emotionales Wohlbefinden zu schützen und eine gesündere Beziehung zu fördern. Sollte die Situation zu schwierig erscheinen, zögere nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Familientherapeut kann ein sicheres Umfeld schaffen, um Konflikte anzugehen und die Kommunikation zu verbessern.

Alternativ kann dir auch eine individuelle Therapie helfen, deine eigenen Emotionen zu verarbeiten und Strategien zu entwickeln, um besser mit der Situation umzugehen.


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