Wie Einsamkeit das Gehirn beeinflusst

Ein gesundes soziales Umfeld kann ein Schutzfaktor für Krankheiten sein, die tief in der Gesellschaft verwurzelt sind.
Wie Einsamkeit das Gehirn beeinflusst

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 25. Dezember 2021

Die Abwesenheit von sozialen Beziehungen ist eine psychische Strafe. Wissenschaftler haben untersucht, wie die Einsamkeit das Gehirn beeinflusst, um den Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und bestimmten Erkrankungen wie posttraumatischer Belastungsstörung und Demenz zu erforschen.

In diesem Artikel erfährst du Interessantes über die wichtigsten Auswirkungen der Einsamkeit auf das Gehirn. Die dadurch verursachten Veränderungen sind zwar umkehrbar, betreffen aber verschiedene Strukturen, die für Verhalten und Gefühle verantwortlich sind. Lies weiter!

Wie Einsamkeit das Gehirn beeinflusst

Die Wissenschaft hat schon lange gezeigt, dass die soziale Isolation nicht nur Auswirkungen auf unsere psychische Gesundheit hat, sondern auch mit physiologischen Veränderungen im Körper, wie z. B. Herz-Kreislauf-Problemen, in Verbindung gebracht wird. Insbesondere stellt Einsamkeit ein ähnliches Risiko für die Entwicklung von Herzkrankheiten dar wie Rauchen und Fettleibigkeit.

Ein ähnlicher Prozess wie bei uns wurde bei nicht-menschlichen sozialen Tieren beobachtet: Es kommt zu einer Verringerung des Volumens verschiedener Regionen des Hippocampus, hauptsächlich im Gyrus dentatus. Eine Abnahme der grauen Substanz wird auch im präfrontalen Kortex beobachtet , der für die Entscheidungsfindung wichtig ist.

Hier sind die wichtigsten Ergebnisse. Die Zahl der Studien am Menschen hat in letzter Zeit zugenommen, was auf die Entwicklung neuer Technologien und leider auch auf die vermehrte Einsamkeit im Zusammenhang mit der Pandemie zurückzuführen ist.

Wie Einsamkeit das Gehirn beeinflusst

Veränderungen im Default Mode Network

Studien deuten darauf hin, dass die wichtigsten Veränderungen im sogenannten Default Mode Network (DMN) auftreten: eine Reihe von Hirnregionen, die aktiv sind, wenn sich das Gehirn auf Erinnerungen, Grübeleien und Tagträume konzentriert.

Die graue Substanz in diesen Bereichen war bei einsamen Menschen größer. Die Frage ist, ob dieses physiologische Korrelat eine Ursache oder eine Wirkung ist, d.h. ob es das Volumen ist, die Betroffene einsamer macht, oder ob sich das Volumen vergrößert, da sie einsam sind. Auch die Verbindungen zwischen den Neuronen, die die verschiedenen Kerne des DMN verbinden, waren stärker.

Was die weiße Substanz betrifft, so korrelierte Einsamkeit mit Veränderungen im Fornix – den Nervenfasern, die den Hippocampus mit dem DMN verbinden. Diese Struktur war bei einsamen Patienten besser erhalten als bei jenen, die Gesellschaft hatten.

Aufgrund dieser Ergebnisse schlussfolgerten die Autoren, dass einsame Menschen mehr Gebrauch von ihrer Vorstellungskraft, ihren Erinnerungen an die Vergangenheit und ihren Fantasien über andere Menschen machen. Dies hängt mit dem Default Mode Network zusammen, und außerdem wirkt sich die Robustheit dieser Strukturen auf ihre Aktivität aus.

Veränderungen in der Gehirnarchitektur

Auch die Gehirnstruktur ist betroffen. In einer Studie mit Mäusen wurde eine Gruppe sozial und sensorisch isoliert, nachdem sie in großen Gruppen aufgezogen worden waren. Die Ergebnisse zeigten, dass Einsamkeit große Veränderungen in der Gehirnarchitektur dieser Tiere hervorruft: Es wurden ein Rückgang der Neuronen und damit verbundene Probleme mit neuronalen Wachstumsfaktoren beobachtet.

Diese Veränderungen waren besonders im sensorischen Kortex zu beobachten, der für die Verarbeitung von äußeren Reizen zuständig ist. Die andere stark betroffene Region war der motorische Kortex, was die Lähmung der isolierten Mäuse auf bedrohliche Reize erklärte. Nagetiere, die in der Lage waren, in der Gesellschaft von Artgenossen zu bleiben, flüchteten eher und erholten sich schneller von der Angst.

Auch wenn diese Ergebnisse schwer auf den Menschen zu verallgemeinern sind, stimmen sie mit früheren Forschungsergebnissen überein, die darauf hindeuten, dass Einsamkeit zu Psychosen, Demenz oder Angstzuständen führen kann.

Wie Einsamkeit das Gehirn beeinflusst

Wie Einsamkeit das Gehirn beeinflusst: emotionale Veränderungen

Die soziale Isolation führt außerdem zur Anhäufung einer bestimmten Chemikalie im Gehirn, die sich Tachykinin 2 nennt.

Eine Studie, die an Nagetieren durchgeführt wurde, zeigte, dass Einsamkeit zu einer erhöhten Ausschüttung dieses Neuropeptids und damit zu erhöhter Aggression und Überempfindlichkeit gegenüber bedrohlichen Reizen führt. Diese Ergebnisse wurden durch die Tatsache verstärkt, dass die Angst durch das Ausschalten des Gens, das Tachykinin in der Amygdala produziert, beseitigt wurde. Das Supprimieren des Gens im Hypothalamus, machte die Aggression wieder rückgängig.

Wie du siehst, führt Einsamkeit nicht nur zu emotionalen Veränderungen wie Angst, Überempfindlichkeit und Traurigkeit. Die Veränderungen in den Gehirnstrukturen wirken sich auf viele Bereiche des Geistes aus. Deshalb empfehlen die Experten, sich um soziale Beziehungen zu kümmern. Ein gesundes soziales Umfeld kann ein Schutzfaktor für Krankheiten sein, die tief in der Gesellschaft verwurzelt sind.


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