Wie du einer Person mit Essstörung Halt geben kannst

Mit einer betroffenen Person über eine Essstörung sprechen, ist nicht einfach. Doch wir haben einige praktische Tipps für dich.
Wie du einer Person mit Essstörung Halt geben kannst
Sara González Juárez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sara González Juárez.

Letzte Aktualisierung: 11. November 2024

Mit einer betroffenen Person über eine Essstörung sprechen, ist nicht einfach. Oft fehlt das richtige Verständnis, die passenden Worte oder wir haben Angst, etwas Falsches zu sagen und die Situation zu verschlimmern. Dennoch ist ein offenes, respektvolles Gespräch ein wichtiger Schritt, um Unterstützung anzubieten und der Person das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein.

Bestimmte Zeiten im Jahr, wie Weihnachten oder der Sommer, sind für Menschen mit Essstörungen besonders herausfordernd. In diesen Phasen ist es besonders wichtig, ihnen zur Seite zu stehen. Im Folgenden haben wir einige Tipps für dich zusammengestellt, wie du Betroffene bestmöglich unterstützen kannst.

Was ist eine Essstörung?

Essstörungen sind psychische Erkrankungen, die durch ungesundes und teils gefährliches Essverhalten gekennzeichnet sind. Sie beinhalten nicht nur physische, sondern auch kognitive und emotionale Komponenten und haben häufig ernsthafte Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Betroffenen.

Essstörungen sind keine bewusste Entscheidung, sondern komplexe Störungen, die oft tiefgreifende psychologische, biologische und soziale Ursachen haben.

Die häufigsten Arten von Essstörungen:

  • Anorexia nervosa (Magersucht): Betroffene nehmen extrem wenig Nahrung zu sich, um Gewicht zu verlieren oder ein geringes Körpergewicht zu halten, oft aus Angst vor Gewichtszunahme. Das führt zu starkem Untergewicht und kann lebensbedrohlich sein.
  • Bulimia nervosa (Bulimie): Gekennzeichnet durch wiederkehrende Episoden von übermäßigem Essen (Essanfälle) gefolgt von “Gegenmaßnahmen” wie Erbrechen, Abführmitteln oder übermäßigem Sport, um das Essen “auszugleichen”.
  • Binge-Eating-Störung: Betroffene erleben wiederholte Essanfälle, bei denen sie große Mengen an Nahrung in kurzer Zeit zu sich nehmen, jedoch ohne danach kompensierende Maßnahmen zu ergreifen. Das führt oft zu Übergewicht und Schamgefühlen.
  • Orthorexie: Die Fixierung auf gesundes Essen ist in diesem Fall so stark ist, dass sie den Alltag und das soziale Leben der Betroffenen beeinträchtigt.
Frau mit Essstörung

Wie du eine Person mit einer Essstörung unterstützen kannst

Einer Person mit einer Essstörung Halt zu geben, ist nicht einfach, denn viele Faktoren beeinflussen diese Krankheit, unter anderem Stereotype, kognitive Verzerrungen und kulturelle Überzeugungen. Am besten lässt du dich professionell beraten. Gleichzeitig können dir folgende Tipps helfen:

1. Bagatellisiere ihre Gefühle oder Symptome nicht

Es ist entscheidend, dass Menschen mit Essstörungen das Gefühl haben, in einem Umfeld zu sein, das ihr Problem ernst nimmt und nicht herunterspielt. Vermeide Kommentare wie „Einmal ist doch okay“ oder „Morgen verbrennst du es im Fitnessstudio“, da solche Aussagen ihre Gefühle und Erfahrungen abwerten können.

2. Biete eine offene und unterstützende Kommunikation an

Um gut mit einer Person mit Essstörung zu kommunizieren, sind aktives Zuhören und eine nicht-wertende Haltung unverzichtbar. Lass sie ihre Gefühle und Bedürfnisse frei äußern. Frag nach, wie du am besten helfen kannst und wie sie mit ihren Symptomen umgeht. So erfährst du, was du wissen musst, um ein guter Verbündeter zu sein.

Frau mit Essstörung will nicht zuhören

3. Vermeide es, dich über den Körper anderer Menschen zu äußern

Mach keine Bemerkungen über den Körper oder das Gewicht der betroffenen Person. Niemand schätzt es, wenn über seinen Körper gesprochen wird – besonders nicht negativ. Für Menschen mit Essstörungen können solche Kommentare besonders verletzend sein und als Auslöser wirken.

4. Verzichte auf Gespräche über Diäten und Essverhalten

Ohne es zu merken, dreht sich oft vieles in unserem Alltag um Gewicht und Diäten. Äußerungen über Diäten, „Sünden“ beim Essen oder Kalorienreduktion können Menschen mit Essstörungen stark beeinflussen. Vermeide solche Themen und konzentriere dich stattdessen auf Gespräche, die nicht gewichts- oder essenszentriert sind.

5. Bestätige ihre Emotionen und Bemühungen

Essstörungen sind ein harter und anhaltender Kampf. Wenn die betroffene Person Fortschritte macht, bestärke sie darin. Einfache Aussagen wie „Ich bin stolz auf dich“ oder „Gib nicht auf, ich bin für dich da“ können Mut und Zuversicht geben.

So kannst du helfen

1. Sei einfühlsam

Menschen mit Essstörungen brauchen Unterstützung, Verständnis und Liebe. Denk daran, dass niemand diese Krankheit freiwillig wählt und die Genesung Zeit benötigt. Hör aktiv zu, zeige Mitgefühl und vermeide Beschuldigungen oder Verurteilungen. Die betroffene Person muss wissen, dass du für sie da bist.

2. Behalte mögliche Auslöser im Hinterkopf

Kommuniziere mit der betroffenen Person und erkenne, welche Situationen ihre Symptome verschlimmern. Gemeinsam könnt ihr daran arbeiten, solche Auslöser zu vermeiden und eine Umgebung zu schaffen, in der sie sich sicher fühlt.

3. Informiere dich über die Essstörung

Essstörungen sind vielfältig und äußern sich auf unterschiedliche Weise. Sich über die spezifische Erkrankung der betroffenen Person zu informieren, hilft dir, besser zu verstehen, was sie durchmacht und wie du sie unterstützen kannst.

4. Biete Unterstützung im sozialen Umfeld

Nicht jeder ist einfühlsam gegenüber psychischen Störungen. Hilf der betroffenen Person, das soziale Umfeld aufzuklären, und setze dich für sie ein, wenn sie es braucht. Soziale Unterstützung, zusammen mit einer professionellen Behandlung, ist ein entscheidender Faktor für die Genesung.

5. Sei besonders aufmerksam an schwierigen Tagen

Zeiten wie Weihnachten oder der Sommer (z.B. die „Bikini-Saison“) können für Menschen mit Essstörungen besonders herausfordernd sein, da sie ein negatives Körperbild haben. Unterstütze sie in solchen Zeiten, indem du Aktivitäten anbietest, bei denen das Essen und die Figur nicht im Mittelpunkt stehen.

6. Vergiss deine eigene Selbstfürsorge nicht

Die Unterstützung eines geliebten Menschen mit Essstörung kann anstrengend und emotional fordernd sein. Achte auch auf dein eigenes Wohlbefinden, denn nur wenn es dir gut geht, kannst du nachhaltige Unterstützung bieten.

Die Bedeutung der Prävention

Essstörungen entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel von sozialen, biologischen und erfahrungsbedingten Faktoren. Sie können durch traumatische Erlebnisse, ein verzerrtes Körperbild oder autoritäre Erziehung entstehen.

In einer Welt, in der die Prävalenz von Essstörungen zunimmt, sollten wir präventiv wirken. Empathie, Aufklärung und ein unterstützendes Umfeld sind wertvolle Beiträge, um Essstörungen entgegenzuwirken und eine Kultur zu fördern, in der niemand durch Druck oder Normen beim Thema Essen belastet wird.


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