Wenn wir uns nicht wertgeschätzt fühlen
Es ist vollkommen normal, dass wir manchmal das Gefühl haben, dass von unseren Liebsten nicht wertgeschätzt zu werden, und ihnen fällt das nicht einmal auf. Wir glauben dann, dass sie uns wegen persönlicher Schwächen nicht immer lieben oder, wie man so schön sagt, „wegen unserer Art, zu sein“ oder „weil wir anecken“.
Hin und wieder wertschätzen wir uns selbst aber auch nicht, weil wir der Meinung sind, alles hinterfragen und auf jede Frage eine Antwort parat haben zu müssen. Dieser „Wertverlust“ als Konsequenz der Gewohnheit oder der Routine, ist ein weit verbreitetes Phänomen in Liebesbeziehungen. Die Magie, die Zuneigung und Liebesbeweise gehen verloren und die Liebe zerbricht.
Auch wenn das häufig passiert, soll das nicht heißen, dass es uns nicht trotzdem in eine Gefühlskrise stürzt, es uns nichts ausmacht und es nicht in Beziehungen endet, die uns alles versprechen und uns doch nichts geben. Da wir wissen, dass das der Fall ist, ist es wichtig, das Bewusstsein für unsere Mittel und Möglichkeiten zu schärfen, um Schmerzen zu vermeiden.
Es ist dringend notwendig, sich von Zeit zu Zeit zu verlieren, vor sich selbst zu fliehen, sich leer, erschöpft, verletzt zu fühlen, sich zu häuten, anzustoßen, am Boden zerstört zu sein und sich danach an nichts zu erinnern, sich von allem freizumachen, um sich danach ans Leben zu klammern, sich wieder zu finden und sich pastellfarben zu kleiden, langsame Schritte zu machen und die Nachbarn anzulächeln, wenn sie einen auf der Treppe begrüßen.
Der schmerzhafte Wertverlust vor den Augen unserer Liebsten
Die Gewohnheit ist zweifellos schuld daran, dass wir uns von unserem geliebten Umfeld nicht mehr wertgeschätzt werden. Wir neigen dazu, uns an das zu gewöhnen, was wir haben, und nicht das zu schätzen, was uns unser Partner, unsere Freunde oder unsere Familienmitglieder in unserem Leben bedeuten.
Die Konsequenz daraus ist, dass wir uns nicht mehr darum bemühen, auf andere aufzupassen, ihnen Liebe zu schenken und sie tagtäglich zu erobern. Wir vergessen, zu lächeln, uns einen guten Tag zu wünschen, nette Worte gepaart mit Gesten der Zuneigung zu verteilen, andere zu überraschen – wir vergessen einfach alles.
Mit der Zeit werden wir selbstverständlich, zu einer Verpflichtung, verhalten uns gleichgültig und werden zu kaltherzigen, unsensiblen, unflexiblen und lieblosen Wesen.
Vielleicht gehen wir mit anderen Menschen liebevoll um, konzentrieren uns auf unsere Arbeit, auf neue Hobbys, Sport und andere Freundschaften oder Beziehungen. Doch oftmals vergessen wir, zu sein, wie wir für diesen wichtigen Jemand sein sollten. Somit stirbt dann die Liebe, weil sie durch Gleichgültigkeit und diese schlechte Angewohnheit ersetzt wird, nicht zu schätzen zu wissen, was wir haben.
Die Routine ist unvermeidbar, aber wir dürfen deshalb nicht vergessen, unsere Liebsten wertzuschätzen
Diesen einen Satz haben wir schon häufig gehört: „Man weiß nicht, was man hat, bis man es verliert.“ Doch das entspricht definitiv nicht der Wahrheit. Wir wissen sehr wohl, was wir haben, aber es ist doch so, dass wir nicht glauben, dass irgendwann einmal der Tag kommen würde, an dem wir alles verlieren.
Wir denken, dass diese Menschen für immer an unserer Seite sein werden, wir genügend mitgemacht haben, um unsere restliche Zeit zusammen mit unserem Partner wohl verdient verbringen zu dürfen, es nur schlechte Phasen und Angewohnheiten sind und dass die Zeit alle Wunden heilt, wenn mal etwas schiefgegangen ist.
Doch es scheint so, als würde dieser Tag, an dem ein Wunder geschieht, niemals kommen und dass wir weiterhin von einem Sturm der vergessenen Wertschätzung, der Gleichgültigkeit und des Desinteresses umgeben sind.
Da ist es doch wahrscheinlich, dass irgendwann einer der beiden Parts der Beziehung zu dem Entschluss kommt – oder besser gesagt fühlt – dass das, was durch das Umblättern auf die nächste Seite des Buches nicht gelöst werden kann, in einem neuen Buch eine Lösung findet. Diese Art zu denken bzw. zu fühlen ist normal und nachvollziehbar, denn wir können nicht unser gesamtes Leben lang in einer Beziehung gefangen bleiben, die uns von innen heraus zerstört, unsere Erwartungen zunichte macht und unsere Bedürfnisse missachtet.
Wir sind nicht dafür gemacht, uns anzupassen. Aus diesem Grund nehmen wir für gewöhnlich eine Beziehung einfach so hin, die unseren Gefühlsaustausch noch verschlechtert, wenn wir über einen längeren Zeitraum hinweg in einer eingeschlafenen Beziehung feststecken, die nur noch von Gleichgültigkeit und Lustlosigkeit geprägt ist.
Es gehört mehr als nur Liebe dazu, um eine Beziehung aufrechtzuerhalten. Damit eine Liebe weiterhin am Leben bleibt, ist es unabdingbar, dass ein beiderseitiges Interesse besteht und dieses auch vermittelt wird. Andernfalls endet die Liebesbeziehung für denjenigen Partner, der zwar liebt, aber nicht mehr kann, in einer emotionalen Erschöpfung.