Wenn mich die Einsamkeit definiert

Wenn mich die Einsamkeit definiert
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Raquel Lemos Rodríguez

Letzte Aktualisierung: 24. April 2023

Manchmal entscheiden wir uns dafür, allein zu sein, und manchmal ist es keine Entscheidung, die wir selbst treffen. Viele Menschen haben Angst vor der Einsamkeit, diesem Gefühl der Leere, die diese mit sich bringt, vor der Zeit, die wir mit uns selbst haben.

Die Einsamkeit ist keinesfalls etwas Negatives, sie sollte kein schlechtes Gefühl bei dir auslösen und du solltest sie nutzen, um dich besser kennenzulernen. Aber was passiert, wenn mich die Einsamkeit definiert? Ich wähle die Einsamkeit und das macht mich glücklich. Ist das überhaupt möglich?

„Und hin und wieder lehne ich meinen Kopf gern an die Schulter des Mondes und ich spreche zu diesem ungelegenen Liebhaber, der sich Einsamkeit nennt.“

Joaquín Sabina

Es liegt einfach in der Natur des Menschen, dass wir gern in Gesellschaft leben. Mit anderen in Verbindung treten, aus dem Haus gehen, neue Menschen kennenlernen, sind alles Charaktereigenschaften, die uns definieren. Wenn wir das nicht tun, sind wir oft verängstigt und können sogar in eine Depression verfallen.

In diesem Artikel erfährst du mehr über diejenigen, die die Einsamkeit definiert, die glücklich darüber sind, allein zu sein und keine Angst davor haben. Gehörst du auch zu diesen Personen?

Ich entscheide mich für die Einsamkeit

Es gibt zwei sehr unterschiedliche Arten der Einsamkeit. Einerseits kann man sich von Mitmenschen distanzieren und andererseits kann man sich allein fühlen. Für eine dieser zwei Arten entscheiden wir uns selbst, für die andere nicht.

In diesem Fall sprechen wir nicht von einer negativen Einsamkeit, die uns missfällt, bei der wir das Gefühl haben, dass uns etwas fehlt. Hierbei sprechen wir von einem Alleinsein, das uns erfüllen kann, einer positiven Einsamkeit, die dich nicht verletzt, weil sie willkommen geheißen und akzeptiert wird. Du selbst entscheidest dich dafür.

Frau in der Dusche

Wenn du dich dazu entschließt, allein zu sein, fühlst du dich nicht allein. Du lebst eine positive und konstruktive Realität, in der du dich mit dir selbst auseinandersetzen, dich besser kennenlernen und das genießen kannst, was du gern tust.

Menschen, die wissen, wie man dank dem Alleinsein ein erfülltes Leben haben kann, sind für gewöhnlich kreativer und lesen auch mehr. Doch wieso ist das so? Weil sowohl das Lesen als auch die Kreativität Aktivitäten sind, die Konzentration und Ruhe benötigen.

„Zu reisen kann eine der besten Möglichkeiten sind, um dich selbst zu beobachten.“

Lawrence Durrell

Mit dem Begriff Introspektion, Selbstbeobachtung wird ausgedrückt, dass ein Mensch dazu in der Lage ist, eine gesunde Einsamkeit zu leben, sich selbst zu betrachten und genau zu wissen, wen er vor sich hat.

Die Introspektion hilft uns dabei, uns selbst kennenzulernen, was uns zugutekommt. Uns zu kennen stärkt unsere Beziehungen, weil wir wissen, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten sollen. Mehr über uns selbst zu wissen ist doch immer etwas Positives.

Die Einsamkeit als Freund und nicht als Feind

Laut verschiedener Studien sind Menschen, die allein sind, normalerweise ängstlicher, haben eine Sozialphobie, Depressionen und verspüren Tag ein Tag aus Angst und negative Gefühle.

Eine Studie, die im Journal of Cognitive Neuroscience  veröffentlicht wurde,  bestätigt sogar, dass die Einsamkeit ein emotionales Problem ist, das einen Großteil der Bevölkerung betrifft und ernsthafte gesundheitliche Probleme zur Folge hat.

Frau blickt auf Horizont

All diese Studien belegen, dass das Wort “Einsamkeit” etwas Negatives ist. Das ist eine Auffassung, der wir nicht zustimmen sollten, denn nicht alles an dem Alleinsein ist negativ, vieles ist selbst gewählt.

Weißt du, welche positiven Eigenschaften ein Mensch besitzt, der sich bewusst für die Einsamkeit entscheidet?

  • Er hat eine gute Intuition.
  • Er hat keine Angst davor, allein zu sein, weshalb er keine Abhängigkeitsprobleme hat.
  • Er ist sehr kreativ.
  • Er kennt sich selbst am besten.
  • Er ist ein guter Beobachter.
  • Er hat gute Freunde, aber kann sie für gewöhnlich an einer Hand abzählen.

Entgegengesetzt der allgemeinen Meinung haben Personen, die lieber für sich sind, sehr wohl Freunde, aber eben weniger. Das kommt daher, weil das Wort Freundschaft für sie einen hohen Stellenwert hat und sie wissen, dass es nicht jeder verdient, als Freund bezeichnet zu werden.

Außerdem sind diese Menschen sehr abenteuerlustig und entdecken gern neue Orte. Nur sehr selten kann sie etwas überraschen, weil sie alles immer genau unter die Lupe nehmen.

Wir sollten den Begriff der Einsamkeit als etwas Schlechtes aus unserem Kopf verbannen. Wenn du dich bewusst dafür entschieden hast und es dir mit deiner Entscheidung gut geht, dann genieße das Alleinsein. Schärfe deine Intuition, entfalte deine Kreativität und die Fähigkeit der Beobachtung.

Die Einsamkeit entscheidet sich nicht für mich, ich bin es, der sie wählt.

Bist du ein Mensch, der gern allein ist? Vielleicht hast du dich schon oft wie ein “komischer Kauz” gefühlt, aber was du nicht weißt, ist, dass viele andere wie du sind und ihre Einsamkeit umarmen. Fühle dich niemals schlecht, weil du das Alleinsein genießt.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.