Wegen Angstzuständen in die Notaufnahme: "Ich dachte, es sei ein Herzinfarkt"

Viele Menschen verwechseln die Symptome von Angstzuständen mit einem Herzinfarkt.
Wegen Angstzuständen in die Notaufnahme: "Ich dachte, es sei ein Herzinfarkt"
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 09. Februar 2023

Peter musste in die Notaufnahme, denn er spürte ein starkes Kribbeln in der Brust, hatte Atembeschwerden und Herzklopfen. Alle Symptome wiesen auf einen Herzinfarkt hin, doch zu seiner Überraschung stellten die Ärzte fest, dass sein Herz in Ordnung war. Er hatte soeben seine erste Panikattacke erlebt!  Viele lassen sich wegen Angstzuständen in die Notfallambulanz bringen, da sie die Anzeichen verwechseln.

Die erste Panikattacke kann besonders intensiv sein. Sie kommt völlig unerwartet, deshalb verwechseln viele diese Situation mit einem Herzinfarkt. Wir hören immer wieder von Angststörungen und Panikattacken, rechnen jedoch nicht damit, dass wir selbst daran leiden könnten.

Geist und Körper haben eine Grenze. Wenn du monatelang an starkem Stress leidest, kann dein Organismus mit Angstzuständen reagieren. Die Symptome sind oft so intensiv, dass sie mit einem Herzinfarkt verwechselt werden.

Wegen Angstzuständen in die Notaufnahme
Du solltest dich nach der ersten Panikattacke fachärztlich untersuchen lassen, um andere Probleme auszuschließen.

Es ist kein Herzinfarkt, sondern intensive Angst

Laut einer Studie der Universitätsmedizin Göttingen aus dem Jahr 2015 sind 33,7 % der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens von einer Angststörung betroffen. Obwohl uns keine aktuellen Daten vorliegen, gehen Experten davon aus, dass diese Häufigkeit im Zuge der Pandemie und der sozioökonomischen Krise noch weiter zugenommen hat.

Generalisierte Angststörung, soziale Angststörung, spezifische Phobien… Das Spektrum dieser psychischen Störung ist sehr breit. Außerdem sind in diesem Zusammenhang vielfach auch andere Störungen zu beobachten, unter anderem Depressionen oder Essstörungen. Angststörungen werden in der Regel nach dem ersten Panikanfall diagnostiziert, der plötzlich und überraschend auftritt.

Dauerhafter Stress, Ungewissheit und Probleme sind Auslöser für anhaltende Ängste. Die Angst ist latent vorhanden und macht sich durch Warnsignale bemerkbar. In den meisten Fällen bleiben diese jedoch unbemerkt.

Ist es notwendig, wegen Angstzuständen in die Notaufnahme zu gehen?

Viele Menschen fühlen eine gewisse Verwirrung, denn sie dachten, an einem Herzinfarkt zu leiden und erhalten dann eine völlig unerwartete Diagnose. Da die Symptome ähnlich sind und das Problem völlig unerwartet auftaucht, ist  besonders im Falle folgender Risikofaktoren anzuraten, eine Notfallambulanz aufzusuchen:

  • Herzkrankheiten in der Familie
  • Hoher Blutdruck oder hohe Triglyceridwerte
  • Diabetes
  • Fettleibigkeit
  • Bewegungsmangel
  • Drogenkonsum

Untersuchungen des Massachusetts General Hospital (Boston) zeigen, dass eine generalisierte Angststörung tatsächlich zu Herzproblemen führen kann. Das liegt daran, dass dieser Zustand die Person viele Jahre lang begleiten kann.

Wie unterscheiden sich Panikattacke und Herzinfarkt?

Obwohl Panikattacke und Herzinfarkt ähnliche Symptome aufweisen, gibt es Nuancen, die bemerkenswerte Unterschiede markieren. Es lohnt sich, diese zu kennen, um auf jede Situation richtig reagieren zu können. Im Zweifelsfall solltest du jedoch immer eine Notfallambulanz aufsuchen.

Panikattacke

  • Brustschmerzen und Tachykardie (nicht länger als 15 Sekunden)
  • Dieser Schmerz tritt ohne jede Anstrengung auf.
  • Atembeschwerden und häufig auch Hyperventilation
  • Schweißausbrüche und Schwindelgefühle
  • Zusätzlich zu den körperlichen Symptomen treten psychologische Anzeichen auf: Gefühl der Fremdheit, Dissoziation, Depersonalisation oder Derealisation (ist diese Situation real?)

Herzinfarkt

  • Sehr starke Schmerzen und Engegefühl in der Brust, die plötzlich oder bei Anstrengung auftreten können.
  • Der Schmerz hält normalerweise viel länger an. Es handelt sich nicht um eine Sache von Sekunden, wie bei einer Panikattacke.
  • Der Schmerz strahlt in den Nacken, den Kiefer, den Rücken und den linken Arm aus.
  • Schwindel und Ohnmacht
  • Der Schmerz wird bei Anstrengung viel intensiver.
  • Magenbeschwerden (wie bei einer Verdauungsstörung)
Herzinfarkt oder Panikattacke?
Der Hauptunterschied zwischen einer Panikattacke und einem Herzinfarkt ist die Dauer der Schmerzen in der Brust, die bei einer Panikattacke viel kürzer ist.

Was tun?

Unbehandelte Ängste werden chronisch und führen zu weiteren Problemen und Störungen. Die psychische Gesundheit ist genauso wichtig wie die körperliche, deshalb solltest du das Problem entsprechend behandeln. Folgende Strategien können dir helfen:

  • Sprich mit deinem Hausarzt. Wenn du vom Notarzt Anxiolytika oder andere Arzneimittel erhältst, solltest du dich an die Anweisungen des Arztes halten, danach jedoch auch mit deinem Hausarzt sprechen.
  • Psychologische Unterstützung ist besonders wichtig. Die richtige Diagnose, das Herausfinden der Ursachen und entsprechende Werkzeuge sind grundlegend, um weiteren Panikattacken vorzubeugen oder die Kontrolle zu erleichtern, falls sie erneut auftreten.
  • Vergiss nicht, dass eine Panikattacke ein Weckruf ist, der dir sagt, dass etwas in deinem Leben nicht stimmt. Du musst dich jetzt um dein Wohlbefinden kümmern und neue Gewohnheiten und Herangehensweisen in deinen Alltag integrieren.

Wenn du wegen Angstzuständen in der Notfallambulanz gelandet bist, ist es an der Zeit, Veränderungen in deinem Leben vorzunehmen. Du musst dich jetzt mehr um dich selbst kümmern und vergiss nicht, dass psychologische Unterstützung in diesem Fall grundlegend ist.


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