Wege der Trauerbewältigung: Die emotionale Reise nach dem Tod der Mutter

Der Verlust der Mutter ist eine besonders schmerzvolle Erfahrung. Niemand ist darauf vorbereitet.
Wege der Trauerbewältigung: Die emotionale Reise nach dem Tod der Mutter
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 06. August 2024

Den Tod der Mutter zu bewältigen, ist eine der schwierigsten Herausforderungen im Leben. Es gibt keine schnellen Lösungen oder allgemeingültigen Strategien, die den Schmerz lindern können. Auch wenn wir wissen, dass der Tod Teil des Lebens ist, sind wir nie wirklich darauf vorbereitet.

Der Verlust der Mutter ist eine besonders schmerzvolle Erfahrung, insbesondere dann, wenn die Mutter-Kind-Bindung sehr tiefgehend und herzlich ist. In diesem Fall ist die Mutter eine zentrale Stütze im Leben, eine der wichtigsten Vertrauenspersonen, die mit ihrer Zuneigung und Hilfe jederzeit zur Verfügung steht.

Die Schriftstellerin Joan Didion beschreibt in ihrem Buch Das Jahr des magischen Denkens, das sich mit dem Thema Trauer auseinandersetzt, wie der Tod das Leben plötzlich und dramatisch verändern kann. Sie hält fest, dass Menschen, die kürzlich einen geliebten Menschen verloren haben, einen besonderen Ausdruck in ihrem Gesicht tragen, den nur andere Trauernde erkennen.

Wie können wir also mit diesem unvermeidlichen Schicksal umgehen? Ein erster Schritt ist, die Trauer zuzulassen und zu akzeptieren, dass Heilung Zeit benötigt. Es ist wichtig, Unterstützung in Anspruch zu nehmen, sei es durch Familie, Freunde oder professionelle Hilfe. Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann ebenfalls hilfreich sein. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, mit dem Verlust umzugehen, aber das Wissen, dass man nicht allein ist, kann Trost spenden.

Der Verlust der Mutter ist besonders schmerzlich, wenn die Mutter-Kind-Bindung stark und tiefgehend ist.

Mann trauert nach dem Tod der Mutter

Die emotionale Reise nach dem Tod der Mutter

Mit dem Tod der Mutter beginnt eine schwierige emotionale Reise, auf der wir lernen müssen, mit diesem Verlust zu leben. Es können einige Jahre vergehen, du glaubst, dass du die schlimmste Zeit vorbei hast und plötzlich macht sich die Traurigkeit wieder breit. Unterstützung ist, wie auch aus einer Studie der Universität von North Texas hervorgeht, in dieser Situation entscheidend. Außerdem brauchst du nach diesem Verlust Zeit, wobei jede Person ihr eigenes Tempo hat.

Dem Tod der Mutter kann eine lange Krankheit vorausgehen, doch er kann auch plötzlich eintreten, ohne dass du dich darauf psychisch vorbereiten kannst. Du wirst dir danach bewusst, dass deine Mutter zum ersten Mal im Leben nicht mehr an deiner Seite ist. Folgende Schritte helfen dir, diese Situation besser zu bewerkstelligen:

1. Erlaube dir, jede Emotion und jede Erinnerung zu fühlen

Jede Emotion ist legitim und muss akzeptiert werden. Zorn, Wut, Traurigkeit, Unverständnis, Frustration, Sehnsucht, Angst, Verzweiflung – die ersten Tage nach einem solchen Verlust sind oft verschwommen und von einem seltsamen Gefühl der Unwirklichkeit geprägt. Diese Erfahrung ist vollkommen normal.

Nach dem Verlust eines geliebten Menschen ist es normal, eine Art emotionale Taubheit zu empfinden. Es fällt schwer, auf Dinge zu reagieren, das Leben verlangsamt sich, und es ist nicht einfach, mit der Außenwelt und dem Geschehen um uns herum in Verbindung zu bleiben. 

2. Jeder Mensch erlebt den Verlust anders

Jeder Mensch ist unterschiedlich, jeder geht mit Trauer auf eine andere Weise um. Wir müssen das respektieren. Manche Menschen brauchen länger und benötigen Momente der Einsamkeit, während andere das Gespräch mit Freunden und Verwandten suchen, um die Nähe ihrer Lieben zu spüren. Jeder benötigt seine eigene Zeit, seinen eigenen Rhythmus und seine eigenen inneren Prozesse der emotionalen Neuordnung.

3. Akzeptiere: Das Leben wird nie mehr dasselbe sein

Um den Tod der Mutter zu verarbeiten, musst du verstehen, dass dein Leben nie wieder dasselbe sein wird. Auch wenn du dazu gedrängt wirst, “zur Normalität zurückzukehren”, wird diese Normalität nicht mehr existieren. Du kannst diesen Verlust akzeptieren, wenn du begreifst, dass die Dinge anders, aber nicht schlechter sein werden.

Du wirst dich anpassen, denn das Leben geht weiter und du wirst wunderbare Freunde, Familie und Partner haben. Es wird eine Leere in deinem Herzen bleiben, aber du lernst, mit der Abwesenheit auf verschiedene Weise zu leben. Die Trauer verwandelt sich langsam, wie eine Blume, die zu etwas Neuem sprießt, in eine andere Form der Liebe, die dich begleitet und beschützt.

4. Erinnerungen und schlechte Tage

Es ist notwendig, über die schmerzhaften Gefühle zu sprechen, damit der Verlust weniger weh tut. Verbringe Zeit mit jenen Menschen, die deine Mutter ebenfalls kannten und schätzten, um Erinnerungen zu wecken und an die schönen Momente zurückzudenken. Deine Mutter hätte sich gewünscht, dich glücklich zu sehen. Akzeptiere, dass dich bisweilen Traurigkeit und Heimweh heimsuchen, versuche jedoch, diese Gefühle durch deine Erinnerungen in innere Kraft umzuwandeln.

Jeder Verlust zwingt uns dazu, das eigene Leben neu zu überdenken. Lass dir Zeit, um diese neue Situation zu akzeptieren und Frieden zu finden.

Zusammenhalt der Familie nach dem Tod der Mutter

Nach dem Tod der Mutter kann sich die Familienstruktur verändern, insbesondere wenn bereits davor Konflikte vorhanden waren. Beziehungsprobleme zwischen Geschwistern oder mit dem Vater können in dieser Situation besonders deutlich werden. Du solltest daran denken, dass dies sicher nicht im Sinne deiner Mutter liegt. Es ist an der Zeit, Differenzen zurückzulassen und die Familie zu stärken. Engagiere dich für den Zusammenhalt der Familie, denn gemeinsam könnt ihr den Tod der Mutter besser bewältigen und eure Mutter hätte sich das so gewünscht.


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