Was verbirgt sich hinter Persönlichkeitsstörungen?
Manchmal verschlägt uns das Verhalten unserer Mitmenschen die Sprache, weil es uns absolut unverständlich vorkommt. Vielleicht hast du dich genau aus diesem Grund schon oft gefragt, warum die Menschen, die dich umgeben, die eine oder die andere Persönlichkeit haben, doch du konntest darauf keine Antwort finden.
Uns sollte klar sein, dass unsere Persönlichkeit nicht in Stein gemeißelt und perfekt auf uns zugeschnitten ist, sondern dass sie sich hin und wieder ändert. Doch manchmal können diese Veränderungen so tiefgründig sein, dass sie uns erschüttern und zu einem festen Bestandteil unserer “neuen” Persönlichkeit werden. Und bestimmte verstörende Charakterzüge können sich bei einem Menschen nicht nur ausnahmsweise zeigen, sondern stellen ein grundlegendes Verhalten dar: Hierbei handelt es sich dann um Persönlichkeitsstörungen.
Was sind Persönlichkeitsstörungen?
Eine Persönlichkeitsstörung ist eine schwere, regelmäßige Störung im Verhalten einer Person, die sich oft gegen Ende des Jugendalters und zu Beginn des Erwachsenenalters bemerkbar macht. Diese Art des Verhaltens stört häufig und immer stärker die Beziehung zu anderen.
Was wir bei Persönlichkeitsstörungen beobachten können, ist, dass eine bestimmte Eigenschaft der betroffenen Person besonders hervorsticht. So wollen wir alle beispielsweise in bestimmten Situationen im Mittelpunkt stehen, aber es gibt Menschen, deren Persönlichkeit sie dazu zwingt, sich so zu verhalten, dass sie immer die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Welche Persönlichkeitsstörungen verursachen die größte Zurückweisung?
Wenn wir einmal bedenken, dass bestimmte, nicht angepasste Charakterzüge zu einer gewöhnlichen, beständigen Verhaltensweise eines Menschen werden können, können wir erklären, welche Persönlichkeitsstörungen existieren und welche am abschreckendsten auf das Umfeld der betroffenen Person wirken:
Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zeichnen sich durch Überschätzung der eigenen Fähigkeiten und ein gesteigertes Verlangen nach Anerkennung durch ihre Mitmenschen aus. Sie sind sich selbst am wichtigsten, ihre Gedanken kreisen um Vorstellungen von grenzenlosem Erfolg, Macht, Raffinesse, Schönheit oder sie stellen sich imaginäre Freunde vor.
Narzissten sind arrogant, haben wenig Mitgefühl und benutzen ihre Beziehungen als Mittel zum Zweck, um ihre Ziele zu erreichen. Sie betrachten sich selbst als „besonders und einzigartig“, sind eitel, abenteuerlustig und geben sich oftmals neidisch.
Paranoide Persönlichkeitsstörung
Wer eine paranoide Persönlichkeitsstörung hat, ist den Menschen in seinem Umfeld gegenüber übermäßig misstrauisch, sodass die Absichten anderer grundsätzlich als böse interpretiert werden. Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung denken unaufhörlich, dass ihr Umfeld sich gegen sie verschwört oder dass ihnen von gewissen Personen unbegründet Vorwürfe gemacht und sie beleidigt werden.
Sie sind von Loyalität regelrecht besessen, haben stets die Vermutung, dass sie von anderen in jedem erdenklichen Moment hintergangen werden und dass die Informationen, die ihr Umfeld über ihr Leben besitzt, gegen sie verwendet werden.
All das führt dazu, dass sie Vorbehalte haben, wenn sich Intimität entwickelt oder sie Vertrauen schenken. Es ist noch mehr als das: Wenn sie glauben, dass ihr Vertrauen missbraucht wird, hegen sie sehr lange Groll und werfen dem anderen immer wieder die vermeintlichen Beleidigungen vor. Es ist nicht verwunderlich, dass sich so dieses Verhalten negativ auf eine Partnerschaft ausübt, denn einer der beiden Partner geht pausenlos davon aus, dass seine bessere Hälfte untreu ist.
Borderline-Störung und emotional instabile Persönlichkeitsstörung
Bei dieser Persönlichkeitsstörung mangelt es an Stabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen und das Selbstbild Betroffener verändert sich ständig. Menschen mit dieser Störung sind außerdem besonders impulsiv. Sie machen oft andere dafür verantwortlich, wenn es ihnen schlecht geht.
Man bezeichnet dies als Borderline, weil sich diese Menschen „am Rande“ des Neurotizismus befinden, was in manchen Situationen zu einer psychotischen Episode führen kann. Für Menschen mit Borderline-Störung ist es eine schier unüberwindbare Herausforderung, mit Gefühlen umzugehen.
Eine Therapie konzentriert sich darauf, den Betroffene in die Lage zu versetzen, sich selbst einzuschätzen und seine Gefühle anzunehmen, zu akzeptieren und zu verarbeiten.
Ähnlich wie die Depression scheint die emotional instabile Persönlichkeitsstörung immer häufiger diagnostiziert zu werden und aus diesem Grund möchten wir sie etwas genauer ausführen. Menschen, die unter dieser Störung leiden, zeichnen sich dadurch aus, instabile Beziehungen zu anderen zu haben, es gibt nur Positives oder Negatives, ohne die Möglichkeit, etwas „in Ruhe“ zu betrachten.
Viele Hypothesen, z.B. die Theorie der Vergegenwärtigung von Anthony Bateman und Peter Fonagy, erklären uns, dass diese Menschen unfähig sind, sich selbst und andere zu verstehen. Da sie ihr Unwohlsein nicht auf eine rationale Weise verstehen können, handeln sie zwanghaft. Das bedeutet, dass die Betroffenen aus ihrer Angst heraus direkt handeln, ohne darüber nachzudenken. Deshalb besteht bei dieser Persönlichkeitsstörung im Gegensatz zu anderen die Gefahr, sich selbst zu verstümmeln und die Wahrscheinlichkeit eines Selbstmordversuchs ist sehr groß.
Eine mögliche Therapie dieser Störung besteht in der Dialektisch-Behavioralen Therapie von Marsha M. Linehan. Diese Psychologin litt selbst an dieser Persönlichkeitsstörung und entwickelte die Hypothese, dass man für diese prädisponiert sei, es aber die Ereignisse im Umfeld seien, die sie nach und nach zum Vorschein brächten. Einige Filme, wie zum Beispiel Durchgeknallt oder der spanische Film La Herida (zu deutsch: Die Wunde) behandeln diese Thematik.
Abhängige Persönlichkeitsstörung
Diese Störung gehört zu der Gruppe der ängstlichen Persönlichkeitsstörungen. Wir erkennen Menschen, die unter dieser Störung leiden, daran, dass sie extrem abhängig von anderen sind, was zur Folge hat, dass sie sich unterwerfen und Trennungsangst haben.
Wer von jemand anderem abhängig ist, hat Angst davor, eigene Entscheidungen zu treffen, muss sich stets rückversichern und braucht die Bestätigung seiner Mitmenschen.
Abhängige Menschen sind häufig verzweifelt auf der Suche nach einem Partner, auch wenn sie sich nicht wirklich emotional verbunden fühlen, nur um das Gefühl loszuwerden, allein zu sein. Wenn sie sich verlassen fühlen, versuchen sie, Aufmerksamkeit zu bekommen, indem sie gewisse Grenzen überschreiten und die Schuld bei anderen suchen.
Histrionische Persönlichkeitsstörung
Kennzeichnend für diese Persönlichkeitsstörung ist der Wunsch, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und übermäßig emotional und übertrieben zu reagieren. Betroffene geben sich aufgrund ihrer labilen Stimmungslage verführerisch, dramatisch und enthusiastisch, um zu bekommen, was sie wollen. Diese Verhaltensweise steht in Zusammenhang mit einem egozentrischen Verhalten und der Unfähigkeit, schlechte Momente in sozialen Beziehungen aushalten zu können.
Histrionische Menschen sind daran zu erkennen, dass sie im Mittelpunkt stehen wollen, komme was wolle. Ganz gleich, ob das durch Prahlen oder die Darstellung einer übertriebenen Opferrolle erreicht wird.
Es scheint so, als würden diese Personen gute soziale Fähigkeiten besitzen, aber ihr Hang zur Dramatik und Theatralik setzt ihren Beziehungen zu anderen ziemlich zu. Sie können schlecht mit Frustration umgehen und jeglicher Verlust oder jegliches Anzeichen der Gleichgültigkeit ihnen gegenüber kann von ihnen als nicht zu tolerierende Beleidigung aufgefasst werden, was sie in ein tiefes Loch stürzt.