Was sich im Gehirn abspielt, wenn Männer Geschlechtsverkehr haben
Das Gehirn eines Mannes beim Geschlechtsverkehr gleicht einem Ozean voller mysteriöser Veränderungen von verschiedenen Mechanismen, die den Akt, die Gedanken, Gefühle und sexuelle Leistungsfähigkeit steuern. Anders gesagt ist das, was sich bei Männern „unterhalb der Gürtellinie“ abspielt, ein komplexer Prozess.
Es ist auch kein Geheimnis, dass sich Männer im Allgemeinen Sorgen über die Größe und die Form ihres besten Stückes machen. Außerdem ist noch zu erwähnen, dass der Penis schon immer eine privilegierte Vormachtstellung sowohl im Verstand des Mannes als auch in dem der Frau genoss.
Doch trotz der Tatsache, was Männer über ihr bestes Stück denken, spielt die Größe bei der sexuellen Leistungsfähigkeit keine wichtige Rolle. Eine andere Sache, die Frauen für gewöhnlich nicht wissen, ist, dass Männer sich gehemmt fühlen, ihren Körper und ihre Genitalien zu zeigen.
Sie sorgen sich auch darüber, was wir Frauen über sie denken könnten und sie haben ebenfalls Angst davor, dass ihr Partner oder Sexualpartner von der Größe ihres „Gemächtes“, ihrer körperlichen Erscheinung oder ihrem Sexualverhalten enttäuscht sein könnten.
Trugschlüsse in Bezug auf das männliche Glied
Obwohl der Großteil der Männer gern einen größeren Penis hätte, sind 85 % der Frauen mit der Größe des Gliedes ihres Partners zufrieden. Der Übeltäter hierbei ist unsere Kultur, die dafür gesorgt hat, dass man glaubt, dass je größer das Glied sei, desto größer sei auch das sexuelle Potenzial. Diese Annahme ist nicht nur falsch, es ist auch schlichtweg unnötig, einen längeren Penis zu haben.
Tatsächlich fühlen sich Frauen von anderen physischen Eigenschaften mehr angezogen, wie zum Beispiel von den Augen, einem Lächeln, dem Kiefer oder den Muskeln. Aus Sicht einer Frau ist also die Größe nicht das Wichtigste.
Und außerdem muss sich der Großteil der Männer in Bezug auf die Größe ihres Gliedes wirklich nicht unsicher fühlen, da der durchschnittliche Penis größer ist als notwendig, um in die Vagina der Frau einzudringen.
Der Penis im Autopilot-Modus
Jeder Mann kennt die Fähigkeit, die sein bestes Stück besitzt, um Aufmerksamkeit einzufordern, ohne dass dies bewusst vom männlichen Gehirn gesteuert wird. Das bedeutet, dass der „kleine Freund“ in der Tat so etwas wie einen eigenen Kopf besitzt. Man könnte auch sagen, dass Männer – mache mehr, manche weniger – regelrecht „Opfer“ einer spontanen Erektion werden.
Eine spontane, reflexartige Erektion unterscheidet sich von einer wahrhaften sexuellen Erektion, da diese unterbewusst durch Reaktionen des Gehirns und des Rückenmarks, und nicht durch den bewussten Wunsch, gerade eine sexuelle Beziehung zu haben, entstehen.
Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass dafür die Testosteronrezeptoren verantwortlich sind, die sich im Rückenmark, im Hoden, im Penis und im Gehirn befinden. Dieses Zusammenspiel aktiviert das gesamte „sexuelle Netzwerk“ des Mannes.
Viele Frauen überrascht es, dass das Glied im Autopilot agieren kann und dass der Mann seine Erektionen nicht immer kontrollieren kann.
Was im Gehirn während einer wirklichen sexuellen Erregung passiert
Entgegengesetzt der allgemeinen Vermutung, beginnt eine sexuelle Erregung des Mannes nicht in seinem Glied, sondern in seinem Verstand, hervorgerufen durch erotische Bilder oder Gedanken. Das soll heißen, dass das männliche Gehirn auf bewusste Weise relevante emotionale und sexuelle Informationen an den Körper senden kann, um eine Erektion entstehen zu lassen.
Das passiert aufgrund eines erhöhten Testosteronspiegels, was sexuelles Interesse zur Folge hat und dies an die Muskeln weitergibt, um eine Erektion zu erzeugen. Wenn sich demnach ein Mann sexuell angesprochen fühlt, sendet sein visueller Kortex eine Nachricht an den Hypothalamus, damit dieser dann die benötigten Hormone für eine Erektion ins Spiel bringt.
Deshalb kann ein mentales oder physisches Bild mit starker sexueller Anziehungskraft das Lustzentrum des Gehirns aktivieren, den sogenannten Nucleus accumbens. Auf diese Art entsteht eine sexuelle Erwartung, die den Austausch begünstigt.
Die Gehirnaktivität wird durch physischen Kontakt noch verstärkt, weil allein schon durch Körperkontakt sexuelle Spannungen erzeugt werden, die den gesamten Körper und das Gehirn durchfließen.
Was im männlichen Gehirn während des Orgasmus geschieht
Während des Geschlechtsverkehrs konzentriert sich der Mann auf die Visualisierung des „gelobten Landes“, sein Gehirn sieht, dass die Ampel auf Grün steht und es tritt aufs Gaspedal. Zu diesem Zeitpunkt schalten die restlichen Gehirnareale ab, um Ablenkungen zu vermeiden. Der Mann dringt mit seinem Glied mit sanften Stößen in die Frau ein, während er dabei schnell ein- und ausatmet, um sich damit von der sexuellen Spannung zu befreien.
So wie es auch im weiblichen Gehirn während des Geschlechtsverkehrs der Fall ist, neigt das männliche Gehirn dazu, während des Aktes andere Gehirnareale „abzuschalten“. So sind sowohl das sogenannte Angstzentrum (die Amygdala), als auch das Zentrum für Besorgnis (der Cortex cingularis anterior) abgeschaltet, um den Sex zu genießen.
Sobald das dem Gehirn gelungen ist, pumpt es Blut in die Genitalien und lässt die neurochemischen Netze sich miteinander verbinden. Das führt dazu, dass der erregte Mann vom Gaspedal geht und zum Höhepunkt kommt.
Beim Höhepunkt wird das männliche Gehirn von Noradrenalin, Dopamin und Oxytocin überströmt. Das aktiviert das intensive Lustzentrum, die Area tegmentalis ventralis, und das Zentrum für die Inhibition von Schmerz, die periaquäduktale graue Substanz.
Dank all dieser Austauschverbindungen im Gehirn kann der Mann zum Höhepunkt kommen und somit eine sexuelle Begegnung in vollen Zügen auskosten. Dennoch sollte gesagt sein, dass der Mann für einen großartigen Höhepunkt die Kunst der Selbstkontrolle beherrschen und über eine große emotionale Reife verfügen sollte, welche nur durch eine harte Arbeit tief im Inneren der Gefühlswelt erreicht werden kann, welche wir Frauen nicht immer verstehen können.
Quellenangaben:
Carlson, N. (2014). Physiology of Behavior. Pearson Verlag.
Brizendine, L. (2010). Das männliche Gehirn. Hoffmann und Campe Verlag.
Lever, J. & Frederick, D.A. (2006). Does size matter? Men´s and women´s views on penis size across the lifespan, Psychology of Men and Masculinity 7(3), 129-143.