Was macht dein Gehirn, während du schläfst?
Der Schlaf ist für alle Menschen ein lebensnotwendiger Vorgang, der außerdem auch sehr faszinierend ist. Da wir in der Vergangenheit nicht über ausreichende physiologische und neuroanatomische Kenntnisse verfügten, gab es viele Mysterien und Spekulationen über dieses Phänomen. Heute ist das anders. Es gibt zahlreiche Studien, die uns erklären können, was das Gehirn macht, während du schläfst.
Was passiert in deinem Gehirn, während du schläfst?
Wenn du in der Nacht schläfst, durchläuft das Gehirn verschiedene Schlafphasen. Dabei ist dein Gehirn unterschiedlich aktiv: vier dieser Stadien werden als Non-REM-Schlaf bezeichnet, das fünfte Stadium ist der REM-Schlaf.
- Im Stadium 1 fühlst du dich schläfrig und deine Muskeln beginnen, sich zu entspannen. Außerdem verlangsamt sich deine Gehirnaktivität. Da dies eine sehr leichte Schlafphase ist, kannst du sehr schnell wieder daraus erwachen.
- Im Stadium 2 sinkt deine Körpertemperatur allmählich und dein Herzschlag und deine Atmung verlangsamen sich ebenfalls.
- Während der Stadien 3 und 4 befindest du dich in einem tieferen Schlafzustand, wobei deine Gehirnaktivität sehr niedrig ist. In dieser Phase ist das Aufwachen schwieriger und gleichzeitig können Parasomnien auftreten wie beispielsweise nächtliche Ängste oder Schlafwandeln.
- Außerdem gibt es den REM-Schlaf. Während dieser Phase treten schnelle Augenbewegungen (Rapid Eye Movements) auf. Dein Muskeltonus reduziert sich drastisch und deine Atmung und dein Herzschlag werden unregelmäßig. Außerdem hast du in dieser Phase sehr intensive Träume. Wenn du direkt aus dem REM-Schlaf erwachst, wirst du dich sehr wahrscheinlich an deine Träume erinnern können.
Ein ganzer Schlafzyklus dauert ungefähr 100 Minuten; in den ersten 60 bis 70 Minuten befindest du dich in den ersten 4 Schlafstadien. Während einer normalen Nacht durchläuft ein gesunder Mensch zwischen vier und sieben solcher Zyklen.
Was macht dein Gehirn, während du schläfst?
Lernen und Gedächtnis
In verschiedenen Studien wurde festgestellt, dass dein Gedächtnis und dein Erinnerungsvermögen nach dem Schlafen viel besser ist als nach einer vergleichbaren Ruhepause, in der du aber nicht geschlafen hast. Dabei ist der positive Effekt des Schlafens in Bezug auf dein deklaratives Gedächtnis (Speicherung von Fakten und Ereignissen) noch wesentlich ausgeprägter.
Gleiches gilt für dein prozedurales Gedächtnis, welches Fertigkeiten und motorische Fähigkeiten beinhaltet, die automatisch eingesetzt werden.
Selbst sehr kurze Schlafphasen (ein 6-minütiges Nickerchen) können positive Auswirkungen auf dein Erinnerungsvermögen und die Speicherfähigkeit deines Gehirns haben. Je mehr du schläfst, desto besser ist das also für dein Gedächtnis.
Eine weitere sehr interessante Tatsache ist, dass ein großer Zusammenhang zwischen Lernen und Schlafen besteht. Wenn du dir bestimmte Informationen merken möchtest, solltest du nach dem Lernen unbedingt schlafen. Dadurch wird sich der Lerneffekt stark verbessern.
Einsparung von Energie
Obwohl dies nicht der Hauptzweck des Schlafens ist, trägt der Schlaf dennoch zur Erhaltung oder Wiederherstellung der Energie bei, die du während deiner täglichen Aktivitäten verbraucht hast.
Besonders in den Stadien 3 und 4 sinkt deine Stoffwechselrate. Deine Körpertemperatur sinkt ebenfalls und sowohl dein Herzschlag als auch deine Atmung verlangsamen sich. Dadurch verbrauchst du weniger Sauerstoff und hast einen niedrigeren Muskeltonus. Außerdem schläfst du vermutlich mehr, wenn du tagsüber sehr viel Energie verbraucht hast.
Regeneration
Schlaf ist wichtig, um deine Müdigkeit zu bekämpfen und deinen Körper wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen. In Studien wurde belegt, dass vermehrter Schlaf nach stressigen Phasen die mentale Belastung des Gehirns wieder ausgleichen kann. Während körperliche Müdigkeit häufig auch nach einer Ruhepause wieder verschwindet, ist Schlaf sehr wichtig, um mentale Erschöpfung zu beseitigen.
Lösungen finden
Sicherlich kennst du den Satz: “Darüber muss ich erst einmal eine Nacht schlafen”. Diese Aussage hat tatsächlich einen wissenschaftlichen Hintergrund; Menschen, die mehr Zeit in der REM-Phase verbringen, finden häufig kreativere Lösungen für Probleme.
Schlaf hat einen Zusammenhang mit unseren kreativen und lösungsorientierten Fähigkeiten. Wenn du schläfst, verarbeitet dein Gehirn verschiedene Informationen und generiert Ideen. Obwohl diese Träume für dich meistens überhaupt keinen Sinn ergeben, verarbeitet, erforscht und überprüft dein Gehirn auf diese Weise verschiedene Lösungen für deine realen Probleme.
Daher ist es so wichtig, dass du gut schläfst. Dein Körper und insbesondere dein Gehirn brauchen Zeit, um sich zu erholen, Informationen zu verarbeiten und neue Perspektiven und Lösungen zu entwickeln. Wenn du auf einen gesunden Schlaf achtest, sorgst du so auch für ein gesundes Gehirn.
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