Was hat Shaktipat, die Übertragung spiritueller Energie, mit Quantenverschränkung zu tun?
Der Begriff Shaktipat bezieht sich in östlichen Philosophien, insbesondere im Hinduismus, auf die direkte Übertragung der spirituellen Energie vom Meister auf den Suchenden. Wir könnten dieses Konzept, das unter anderem in der Yoga-Praxis eine Rolle spielt, als “spirituelle Erweckung” bezeichnen. Ein ähnliches Phänomen kennen wir aus der Quantenphysik: Die Quantenverschränkung – ein komplizierter und seltsamer Vorgang, mit dem sich Wissenschaftler schon lange beschäftigen.
“Die Schwierigkeiten der Neurowissenschaftler, die Ergebnisse zu akzeptieren, sind vielleicht vergleichbar mit dem Versuch, zu erklären, wie ein visuell beeinträchtigtes fliegendes Säugetier (eine Fledermaus) in völliger Dunkelheit Zusammenstöße mit Objekten vermeidet, bevor wir Ultraschall verstehen konnten.”
Ventura, Saroka und Persinger
Quantenverschränkung: ein komplexes Phänomen
Auch Albert Einstein interessierte sich für dieses Thema, doch er zweifelte an der Quantenmechanik, da die Verschränkung gegen das klassische Grundprinzip der Lokalität verstößt. Wir erklären dieses komplexe Phänomen kurz in verständlicher Sprache:
Der Ausdruck Quantenverschränkung beschreibt die Tatsache, dass zwei oder mehr Teilsysteme ein Gesamtsystem bilden können, das nur als solches verstanden werden kann. Wenn diese Teilsysteme voneinander abhängig sind, liegt eine Korrelation vor – die Teilsysteme sind verschränkt. In der klassischen Physik sind alle Systeme teilbar, in der Quantenphysik wird in diesem Fall jedoch das Gesamtsystem betrachtet, das nur durch die Verschränkung der Teilsysteme möglich ist.
Zwar ist jedes Teilsystem messbar, doch nur die Gesamtbetrachtung erklärt das Verhalten des Gesamtsystems. Die Messergebnisse mehrerer verschränkter Teilsysteme korrelieren miteinander. Das bedeutet, dass sie voneinander abhängig sind und sich gegenseitig beeinflussen.
Lokalität bedeutet, dass die physikalischen Phänomene an eine unmittelbare räumliche Umgebung gebunden sind. Die Quantenverschränkung verstößt allerdings gegen dieses Prinzip: Die Einzelsysteme können trotz räumlicher Trennung (Nichtlokalität) aufeinander einwirken, was Albert Einstein als “spukhafte Fernwirkung” bezeichnete. Durch die Messung eines Teilchens kann also der Zustand eines anderen Teilchens festgelegt werden, ganz egal, wo sich das andere Teilchen befindet. Auch wenn sie Lichtjahre voneinander entfernt sind, bleiben sie miteinander verbunden.
Die Wissenschaftler Alain Aspect, John Clauser und Anton Zeilinger erhielten 2022 den Nobelpreis für Physik. Sie haben dieses Phänomen in ihren Experimenten nachgewiesen. Auch andere Forscher beschäftigen sich mit der Quantenverschränkung und erreichen in ihren Experimenten faszinierende und erstaunliche Ergebnisse.
Die Quantenverschränkung bewirkt, dass sich Messungen an einem Teilchen ohne Zeitverzögerungen auf den Zustand eines anderen, damit verbundenen Teilchens auswirken, auch wenn diese räumlich von einander getrennt sind.
Was hat die Quantenverschränkung mit Shaktipat zu tun?
Es gibt eine Hypothese, die besagt, dass eine Verschränkung nicht nur in der subatomaren Welt, sondern auch in anderen Bereichen vorhanden sein kann. Verschiedene Experten auf diesem Gebiet gehen davon aus, dass das menschliche Gehirn als Teilchen fungieren könnte, das mit anderen Teilchen (Gehirn einer anderen Person) verbunden ist. Ist diese Verschränkung tatsächlich möglich und könnte es dafür wissenschaftliche Erklärungen geben?
Shakipat: Ist die Übertragung spiritueller Energie möglich?
Verschiedene östliche Philosophien sind davon überzeugt, dass die Übertragung spiritueller Energie von einer Person auf eine andere möglich ist – auch wenn beide räumlich getrennt sind. Jene Person, die von ihrem Meister diese Energie erhält, fühlt sie in Form von “Kundalini” (ätherische Kraft oder feinstoffliche Energie), was unter anderem durch Meditation möglich ist. Diese kraftvolle spirituelle Erfahrung macht eine körperliche und geistige Transformation möglich.
Die Erfahrung eines Physikers
Zu diesem Thema gibt es verschiedene Erfahrungsberichte. Besonders interessant ist ein Artikel mit dem Titel Speculation on Shaktipat as “Spooky Action at a Distance”, der 2016 in der Zeitschrift Neuroquantology veröffentlicht wurde. Darin berichtet der Autor, ein Physiker, mit äußerster Zurückhaltung eine Erfahrung aus erster Hand.
Er war in Austin, Texas (USA), als ihn ein Freund um ein Foto bat, ohne ihm zu erklären für welchen Zweck. Einige Wochen später wachte er am Morgen auf und spürte plötzlich, wie sein Gehirn “wie eine Batterie” aufgeladen war. Er hatte das Gefühl, sein Bewusstsein würde sich ausdehnen, um das ganze Universum einzunehmen. Diese Erfahrung könnte als Kundalini bezeichnet werden.
Shakipat und Kundalini
Kurz nach diesem Ereignis erfuhr der Physiker , dass der Freund aus Texas sein Foto in der Nacht vor seinem außergewöhnlichen Erlebnis dem Yogi Gurumayi Chidvilasananda gegeben hatte, der sich in New York aufhielt. Alles deutete darauf hin, dass es sich um eine “Energieberührung” handelte und der Mann der Wissenschaft brachte sie sofort mit Einsteins “spukhafter Fernwirkung” und der Quantenverschränkung in Verbindung.
Die Kundalini-Erfahrung dauerte vier Stunden. In den ersten beiden erlebte der Physiker das Gefühl der Ganzheit, das er als eine Energetisierung seines Geistes beschreibt. In den nächsten zwei Stunden begann der Zustand allmählich zu verblassen und schließlich wurde er bewusstlos. Bis heute hat der Autor keine plausible Erklärung für dieses Erlebnis.
Er selbst spricht von “Spekulationen” oder Hypothesen, wenn es um die Erklärung des Phänomens geht, denn es gibt keine Beweise, die diese Schilderungen zuverlässig stützen könnten. Mit seiner Arbeit betritt er jedoch Neuland, denn er zitiert unzählige Experimente zur Quantenverschränkung, die unter kontrollierten Bedingungen durchgeführt wurden. Es lohnt sich, ihn sowohl aufgeschlossen als auch kritisch zu lesen.
Shaktipat und Quantenverschränkung: Weitere Forschungen sind nötig
Es gibt keine Beweise, die den direkten Zusammenhang der Quantenverschränkung und der Übertragung spiritueller Energie bestätigen könnten. Es handelt sich deshalb um Spekulation. Doch die Quantenphysik überrascht uns immer wieder mit erstaunlichen und komplexen neuen Erkenntnissen, die in Zukunft unsere Sicht der Dinge definitiv verändern könnten. Experten befassen sich mit der Frage, ob die Quantenphysik das Bewusstsein und die spirituelle Energie erklären kann. Vielleicht können sie irgendwann Phänomene wie Shaktipat wissenschaftlich begründen.
▶ Literaturempfehlung
- Quantenphysik für Anfänger, Michael Rutherford, Independently Published 2022
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Rios, J. J. (2016). Speculation on Shaktipat as “Spooky Action at a Distance”. NeuroQuantology, 14(2). https://jneuroquantology.com/index.php/journal/article/view/950
- Silva Numa, S. (2022, 4 octubre). Nobel de Física: de la incredulidad de Einstein al sueño de la computación cuántica. El Espectador. https://www.elespectador.com/ciencia/nobel-de-fisica-2022-de-la-incredulidad-de-einstein-al-sueno-de-la-computacion-cuantica/
- Singh, T., & Singh, A. (2010). Effect of Shaktipat meditation on anxiety in relation to the emotional intelligence and age. Journal of Exercise Science and Physiotherapy, 6(1), 28-33. https://www.semanticscholar.org/paper/Effect-of-Shaktipat-Meditation-on-Anxiety-in-to-the-Age.-Singh/a3fc1684aa695708ffd1130d8df91453c63ad824