Warum erschöpft es mich, mit Menschen zu reden?

Warum erschöpft es mich, mit Menschen zu reden?
Julia Marquez Arrico

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Julia Marquez Arrico.

Letzte Aktualisierung: 25. April 2023

Hast du das Gefühl, dass du nicht dazu in der Lage seist, dich mit anderen zu treffen, weil es dich erschöpft, mit Menschen zu reden? Bist du der Meinung, dass es verlorene Zeit sei, dich mit deinem sozialen Umfeld zu beschäftigen, und fällt es dir schwer, mit anderen Kontakt aufzunehmen? Wenn du diese Fragen bejahst, dann ist dieser Artikel für dich bestimmt, weil wir darin erklären werden, warum es so anstrengend sein kann, mit anderen zu reden.

Zuallererst wollen wir klarstellen, dass jemand nicht immer ein Problem hat, wenn er sich unwohl dabei fühlt, mit anderen Menschen zu sprechen. Das heißt, dass es Persönlichkeitstypen gibt, die sich dadurch auszeichnen, nicht so viel „Ausdauer“ zu haben, wenn es darum geht, mit ihren Mitmenschen in Kontakt zu treten und auf sozialer Ebene zu interagieren, was nicht gleichbedeutend ist mit einem psychischen Problem. Es gibt auch Menschen, die Angst davor haben, vor Publikum zu sprechen, was damit verwechselt werden kann, dass es sie erschöpft, sich ihrem sozialen Umfeld zu widmen, mit dem sie aber eigentlich nichts gemeinsam haben.

Doch es gibt auch psychische Störungen, die mit einer großen Schwierigkeit einhergehen, sich zu öffnen und mit Menschen zu reden. Wer zum Beispiel eine Depression oder Angststörung hat, hat für gewöhnlich Probleme mit solchen Situationen, da er zu sehr die Aufmerksamkeit auf sein Inneres richtet und daher nicht im Einklang mit anderen Menschen ist.

Warum es dich erschöpft, mit Menschen zu reden

Nachfolgend werden wir einige der Hauptgründe aufzeigen, weshalb man sich ausgebrannt, müde oder erschöpft fühlen kann, sobald man mit seinen Mitmenschen redet.

Erschöpfter Mann stützt seinen Kopf auf seinen Armen ab

Bestimmte Persönlichkeitstypen

Es gibt verschiedene Persönlichkeitstypen und laut dem Autor, auf den wir uns beziehen, gebe es unterschiedliche Klassifikationen und Kategorisierung derselben. Aber praktisch alle Persönlichkeitsprofile haben eine gemeinsame, bekannte Charaktereigenschaft, und das ist die sogenannte Introversion. Dieses Persönlichkeitsmerkmal ist nichts, das man zu 100 % besitzt oder nicht; es geht nicht darum, ob es vorhanden ist oder nicht, sondern es ist eher so, dass wir alle diese Eigenschaft mehr oder weniger ausgeprägt besitzen.

Die Introversion ist ein weitgehend anerkanntes Persönlichkeitsmerkmal. Hierbei handelt es sich um die Neigung des Menschen dazu, in seiner inneren Welt zu leben und sich in Situationen wohl und glücklich zu fühlen, in denen es nur wenige Menschen gibt oder in denen es ihm erlaubt ist, zu sein, wie er ist, und seine Gefühle auszudrücken, wann immer er will, ganz ohne Druck.

Das Gegenstück zur Introversion ist die Extraversion. Es ist jedoch wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass die allermeisten Menschen im breiten Spektrum zwischen Introversion und Extraversion anzusiedeln sind, so dass wir alle, selbst wenn wir eher sozial eingestellt sind, Tage haben können, an denen wir keine Lust haben, mit Menschen zu reden und es uns sogar erschöpft, Gesprächen zu folgen.

Für das Gehirn eines introvertierten Menschen erfordert es einen großen Energieaufwand, mit anderen zu sprechen, und aus diesem Grund erschöpft sie das so sehr. Es ist nicht so, dass es ihrem Gehirn schwerfallen würde, sich mit anderen zu verbinden, sondern andere Aktivitäten, wie Kreativität, Introspektion, Reflexion und Hinterfragung sind für sie schlichtweg wichtiger als sozial aktiv zu werden.

Deswegen empfiehlt es sich für introvertierte Personen, Zeit allein mit sich und ab und an auch Zeit mit dem sozialen Umfeld zu verbringen. Wir möchten betonen, dass absolut nichts falsch daran ist, sich so zu fühlen.

Die Introversion, also die Neigung dazu, den Blick auf sein Inneres zu richten, kann einer der Gründe sein, warum es einen Menschen erschöpft, mit anderen zu reden.

Schlechte Gemütsverfassung oder Demotivation

Eine schlechte Gemütsverfassung oder Demotivation mag zur Folge haben, dass Menschen das Gefühl haben, dass ihnen alles schwerfalle, dass es sie unheimlich viel Kraft koste, sich mit anderen zu umgeben, ihrer Arbeit oder alltäglichen Aufgaben nachzugehen.

Erschöpfte Frau redet mit ihrer Mutter

Wenn deine Gemütsverfassung und deine persönliche Motivation im Keller sind, ist es demnach normal, dass es dich erschöpft, mit Menschen zu sprechen. Der Grund dafür ist, dass du das Gefühl hast, dass es dir nichts bringe, dich mit deinen Mitmenschen zu umgeben, sie dich nicht motivieren und sie dir sogar deine Zeit stehlen, wenn du demotiviert oder in keiner guten Verfassung bist.

Demotivation und eine schlechte Gemütslage können ebenfalls ein Grund dafür sein, warum es Kraft kostet, mit anderen zu reden.

Es stimmt zwar, dass wir unsere Gefühlslage in solchen Momenten verbessern können, wenn wir mit jemandem reden, aber damit diese Strategie aufgeht, musst du deine Gesprächspartner wohlüberlegt auswählen. Vor allem ist es wichtig, Menschen zu meiden, die in einem Gespräch einzig und allein ihre Probleme und Beschwerden auf dich übertragen, da die Folge daraus ist, dass dich ihre negativen Gefühle sehr belasten anstatt das Gefühl zu wecken, dass dir jemand zuhört.

Ein weiterer Grund, wieso du dich womöglich erschöpft fühlst, sobald du mit Menschen sprichst, kann Unsicherheit sein, die Tatsache, dass du nicht weißt, mit wem du über dein Problem reden kannst. Darüber hinaus sollten wir nicht ungesagt lassen, dass eine schlechte Gemütslage auch mit dem Problem einhergeht, aufmerksam zu bleiben und aktiv Teil von sozialen Geschehnissen zu sein. Wie du dich auf emotionaler Ebene fühlst, beeinflusst somit deine Fähigkeit, dich mit anderen zu unterhalten und zu umgeben. Das wiederum mag in der eben erwähnten Unsicherheit münden.

Freunde reden bei einer Tasse Kaffee

Wenn du dich also erschöpft fühlst, sobald du mit anderen redest, solltest du daran denken, dass es notwendig ist, auch wenn es dich Kraft kostet, weil wir alle soziale Wesen sind und wir uns verbleibender Motivationsquellen berauben, wenn wir uns isolieren.

Eine Möglichkeit, deine Situation zu verbessern, könnte sein, sorgfältiger auszuwählen, mit wem du über welche Themen sprichst. Es könnte nämlich sein, dass du dich, weil du ein introvertierter Mensch bist, mit sehr extravertierten Menschen umgibst, die von dir „abverlangen“, dass du dich sozial einbringst, obwohl dir gerade nicht der Sinn danach steht.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.