Warum beeinträchtigen soziale Netzwerke die psychische Gesundheit von Mädchen stärker?

Soziale Vergleiche, Online-Mobbing, Besessenheit von bestimmten Schönheitsidealen... Im Durchschnitt sind es Mädchen, die am meisten von den negativen Seiten der sozialen Netzwerke betroffen sind.
Warum beeinträchtigen soziale Netzwerke die psychische Gesundheit von Mädchen stärker?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 13. März 2023

Ängste, Schlafstörungen, Depressionen und Essstörungen… Laut einer aktuellen Studie wirken sich soziale Netzwerke am stärksten auf die psychische Gesundheit von Mädchen aus. Geradezu schockierend ist die Tatsache, dass diese Probleme vermehrt im Alter zwischen 11 und 13 Jahren auftreten.

Die jüngeren Generationen sind mehr als nur Digital Natives. Kinder im Alter von 10 oder 11 Jahren sind oft Handy-süchtig. Sie erhalten bereits in frühem Alter eine mächtige technologische Ressource, ohne zu wissen, wie sie diese sinnvoll nutzen können. Das eigentliche Problem ist nicht die Technologie, sondern der Missbrauch der Bildschirmgeräte.

Viele Erwachsene beaufsichtigen Kinder nicht, während sie in sozialen Netzwerken surfen, und die meisten Kinder werden nicht ausreichend geschult, um damit richtig umzugehen, auch wenn dies für ihre soziale, geistige und emotionale Entwicklung überlebenswichtig wäre. Wir können Vorschulkinder beobachten, die nur wenige Stunden schlafen, da sie in der Nacht online beschäftigt sind.

Die Auswirkungen von schlechtem Schlaf in Kombination mit anderen Faktoren, die wir anschließend analysieren werden, betreffen Mädchen in größerem Maße als Jungen.

Facebook-Analysten wissen schon seit Jahrzehnten, dass das soziale Netzwerk Instagram einen negativen Einfluss auf Mädchen im Teenageralter haben könnte.

soziale Netzwerke die psychische Gesundheit von Mädchen
Mädchen machen von klein auf zahlreiche Erfahrungen mit Mobbing.

Soziale Netzwerke wirken sich stärker auf die psychische Gesundheit von Mädchen aus: Risikofaktoren

Die University of Essex und das University College London veröffentlichten eine Studie in der Wissenschaftszeitschrift The Lancet. In dieser Arbeit lieferten sie Belege für die Hypothese, dass soziale Netzwerke die psychische Gesundheit von Mädchen stärker beeinflussen. Später, im Jahr 2011, als Facebook Instagram übernahm, wurden ähnliche Untersuchungen durchgeführt.

Mark Zuckerberg und sein Team wollten wissen, welche Auswirkungen die Nutzung dieses sozialen Netzwerks auf die Bevölkerung haben könnte. Die gewonnenen Daten wurden geheim gehalten, bis das Wall Street Journal sie (für seine Abonnenten) vor ein paar Monaten veröffentlichte. META verfügte über Daten, die die Hypothese stützen, dass die intensive Nutzung von Instagram dazu führt, dass sich Mädchen im Teenageralter zunehmend unsicher und unglücklich fühlen.

Im Durchschnitt verbringen Mädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren viel mehr Zeit in sozialen Netzwerken als Jungen im gleichen Alter. Jungen nutzen häufiger Videospiele als soziale Medien wie Instagram oder TikTok. Ab dem Alter von 14 Jahren gleichen sich die Zahlen jedoch an.

Schlafmangel

Die American Academy of Paediatrics gibt folgende Schlafempfehlungen für Kinder und Jugendliche vor:

  • Im Alter von 6 bis 12 Jahren empfehlen sich zwischen 9 und 12 Stunden Schlaf.
  • Zwischen 13 und 18 empfehlen die Experten 8 und 10 Stunden Schlaf.

Die in The Lancet veröffentlichte Studie zeigt, dass Mädchen zwischen 11 und 14 Jahren zwischen 5 und 7 Stunden schlafen. Der Grund dafür ist allerdings nicht, dass sie in sozialen Medien surfen. Eine Studie der University of the Witwatersrand in Südafrika und des Centre for Health Sciences liefert wichtige Ergebnisse: Die Schlaflosigkeit bei Jugendlichen hängt mit Problemen wie Depressionen oder systemischen Entzündungen zusammen und wir vernachlässigen diesen Zustand.

Mädchen “lernen” früh, ihren Körper zu hassen

Kann man “lernen”, sein eigenes Körperbild zu hassen? Die heutige Gesellschaft betont nach wie vor ein verzerrtes und schädliches Schönheitsideal. Viele Mädchen entwickeln schon früh ein schlechtes Verhältnis zu ihrem eigenen Körper.

Sie lehnen ihn ab, weil er nicht dem “normativen” Modell entspricht, das in der Werbung, in sozialen Netzwerken, im Kino usw. gezeigt wird. Zwischen dem 10. und 11. Lebensjahr zeigen sie bereits Körperunsicherheit: Mädchen lehnen ihren Körper ab, der noch nicht entwickelt ist und sehen Mängel, wo keine sind. Sie vergleichen sich kontinuierlich mit dem Idealbild und sehen sich dadurch benachteiligt.

Online-Mobbing

Es gibt noch einen weiteren Faktor, der erklärt, warum soziale Netzwerke die psychische Gesundheit von Mädchen stärker beeinträchtigen. Mädchen leiden stärker unter Online-Mobbing als Jungen. Sie werden häufig zu Opfern sexueller Belästigung im Internet, was verschiedene psychologische Auswirkungen zur Folge hat.

Je mehr Stunden Mädchen in sozialen Netzwerken verbringen, desto stärker sind die depressiven Symptome.

Soziale Netzwerke und die psychische Gesundheit von Mädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren

Psychologen der University of Essex und des University College London fanden heraus, dass Mädchen im Alter von 11 bis 13 Jahren aufgrund der intensiven Nutzung von sozialen Netzwerken mehr depressive Symptome zeigten. Ab dem Alter von 14 Jahren gleichen sich die Daten zwischen Jungen und Mädchen jedoch an.

Beide Geschlechter geben an, dass sie “mit dem Leben unzufrieden sind”. Es gibt als unterschiedliche Schlussfolgerungen, die aus dieser Studienreihe gezogen werden können: Die erste ist, dass Mädchen unter 13 Jahren anfälliger für Phänomene wie soziale Vergleiche und Online-Mobbing sind. Schlafmangel ist ebenfalls ein Risikoindikator für Entmutigung und Burnout.

Ab dem Alter von 14 Jahren verbringen viele Jugendliche sehr viel Zeit in sozialen Netzwerken. Das Risiko für Angst und Depression für Jungen und Mädchen ist ab diesen Alter gleich hoch. Besonders auffällig ist, dass sie am Anfang ihres Lebens stehen, jedoch keinen Sinn darin finden…

soziale Netzwerke die psychische Gesundheit von Mädchen
Junge Menschen lernen, die Welt aus der Perspektive des Online-Universums und der sozialen Netzwerke zu betrachten. Das kann sich negativ auf ihre Identität und ihr Wohlbefinden auswirken.

Was können wir tun?

Wir haben gesehen, dass soziale Netzwerke auf Mädchen einen größeren Einfluss nehmen, besonders dann, wenn sie mehr als fünf Stunden täglich damit verbringen. Auch wenn sie mit ihren Handys ins Bett gehen. Die theoretische Lösung wäre also einfach, doch sie scheitert an der Umsetzung: Die Handy-Zeit muss reduziert und während der Nacht komplett verhindert werden.

Wir wissen jedoch, dass Verbote und Einschränkungen nicht immer die beste Strategie sind. Deshalb ist Aufklärung über den richtigen Umgang und die möglichen Folgen grundlegend. Die richtige Nutzung von sozialen Netzwerken bedeutet, dass die Zeit, die Kinder oder Jugendliche online verbringen, möglichst gering sein sollte. Auch kritisches Denken ist essenziell, damit sie lernen, sich selbst zu regulieren und zu kontrollieren.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Kelly Y, Zilanawala A, Booker C, Sacker A. Social Media Use and Adolescent Mental Health: Findings From the UK Millennium Cohort Study. EClinicalMedicine. 2019 Jan 4;6:59-68. doi: 10.1016/j.eclinm.2018.12.005. PMID: 31193561; PMCID: PMC6537508.
  • de Zambotti M, Gkoldstone A, Colrain IM, Baker FC. Insomnia disorder in adolescence: diagnosis, impact, and treatment. Sleep Med Rev. 2018;39:12-24. PMID: 28974427 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28974427/.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.