Verzogene Kinder: Ist es möglich, ihr Verhalten zu korrigieren?

Verzogene Kinder wissen nicht, wie sie mit ihren Emotionen umgehen sollen. Außerdem haben sie eine niedrige Frustrationstoleranz und verhalten sich häufig ungezogen und respektlos. Ist es möglich, dieses Verhalten zu korrigieren? In unserem heutigen Artikel wirst du Antworten auf diese Frage finden!
Verzogene Kinder: Ist es möglich, ihr Verhalten zu korrigieren?
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Raquel Lemos Rodríguez

Letzte Aktualisierung: 12. Januar 2023

“Sie hört einfach nicht auf mich.” “Ich kann ihm nicht beibringen, sich anders zu verhalten.” “Sie hat permanent Wutausbrüche.” “Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.” Derartige Aussagen kannst du von Eltern hören, die verzogene Kinder haben. So sehr sie sich auch bemühen, alles, was sie über gute Kindererziehung wissen, in die Tat umzusetzen, scheint nichts wirklich zu funktionieren.

Wenn die Bemühungen von Eltern, das Verhalten ihrer Kinder zu korrigieren, nicht fruchten, besteht die klügste Option darin, sich professionelle Hilfe zu suchen. Verzweifle nicht! Mit den richtigen Werkzeugen lässt sich eine Veränderung bewirken.

Viele Kinder sind verzogen, weil ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten ihnen keine Grenzen setzen. Infolgedessen können verzogene Kinder häufig tun und lassen, was sie wollen. Darüber hinaus gibt es aber noch andere Faktoren, die ein derartiges Verhalten von Kindern fördern.

Verzogene Kinder - weinender Junge

Konsequent Grenzen setzen und Regeln aufstellen

Um das Verhalten verwöhnter und verzogener Kinder zu korrigieren, sind kohärente, konsistente und angemessene Regeln von entscheidender Wichtigkeit. Grenzen sind nützlich, wenn sie einen Bezugspunkt für das Kind darstellen. Sie werden besonders wertvoll, wenn Kinder verstehen, dass die Grenzen existieren, um sie vor Risiken und Bedrohungen zu schützen.

Der spanische Kinderärzteverband thematisierte dieses Problem im Zusammenhang mit dem Coronavirus-Lockdown. Die Experten treffen folgende Aussage: “In schwierigen Situation erlauben Eltern und Erziehungsberechtigte ihren Kindern häufig, die Regeln zu brechen oder sie versuchen, die schwierigen Umstände zu kompensieren, indem sie nachsichtiger sind oder den Kindern Geschenke kaufen“. Allerdings kann ein derartiges Verhalten riskant sein, weil all diese Ausnahmen von den Regeln am Ende die Regel selbst gefährden.

Verzogene Kinder: Verstärkung ist besser als Bestrafung

Viele schlecht erzogene und verzogene Kinder haben keine Ahnung davon, dass es auch einen positiven Aspekt in ihrem Verhalten gibt. Das liegt daran, dass sie nur dann Aufmerksamkeit erhalten, wenn sie sich schlecht benehmen. Wenn sie sich gut benehmen, reagieren die Erwachsenen in ihrem Leben häufig nur mit Gleichgültigkeit. Infolgedessen benehmen sich diese Kinder auch deshalb so ungezogen, weil sie auf diese Weise die Aufmerksamkeit bekommen, nach der sie sich so verzweifelt sehnen. Selbst wenn sie dann nicht die Art der Aufmerksamkeit bekommen, die sie eigentlich bräuchten.

Wenn du mit positiver Verstärkung auf das gute Verhalten deines Kindes reagierst, gibst du ihm eine wertvolle Hilfestellung. Gutes Verhalten ist beispielsweise, wenn es deinem Kind gelingt, seine Wut auf ein Geschwister zu zügeln, anstatt es zu beleidigen oder zu schlagen. Auf diese Weise bringst du deinem Kind nicht nur bei, was es nicht tun soll, sondern du verdeutlichst ihm, welches Verhalten angemessen ist. Darüber hinaus ist positive Verstärkung auch sehr gut für das Selbstvertrauen und das Selbstkonzept der Kinder.

Positive Verstärkung ersetzt Bestrafung

Wenn du mit positiver Verstärkung arbeiten möchtest, musst du aufmerksam sein. Dabei spielt es keine Rolle, wie gering oder scheinbar unbedeutend die gute Verhaltensweise ist. Das Wichtige ist, dass diese Strategie eine Bestrafung ersetzt. Daher solltest du dein Kind gut beobachten. Wenn es sein Zimmer aufräumt, seinen kleinen Bruder umarmt, ohne Aufforderung und freiwillig seine Aufgaben erledigt oder den Fernseher ausschaltet, wenn es an der Zeit dafür ist, dann solltest du dein Kind wissen lassen, wie sehr du seine Initiative schätzt. Wenn sich die Dynamik mit deinem Kind verändert, ist dies der untrügliche Beweis, dass deine Methode funktioniert.

Eine derartige Erziehung ist aber nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern wesentlich positiver und angenehmer. Wenn du dein Kind belohnen und loben kannst, ist das wesentlich schöner als es bestrafen zu müssen. Mit anderen Worten, es ist möglich, deine Kinder auf intelligente Weise zu erziehen, was für alle Beteiligten zu wesentlich weniger Leiden führt.

Verzogene Kinder - kleines Mädchen mit ihrer Mutter

Disziplin und Liebe sind durchaus vereinbar

Verzogene Kinder können einen leicht aus der Fassung bringen und sie stellen deine Geduld auf eine harte Probe. Aber du als Erwachsener trägst die Verantwortung dafür, die Kontrolle über dich zu behalten. Dies kann manchmal eine große Herausforderung sein, insbesondere wenn du müde bist, eben erst von der Arbeit nach Hause gekommen bist oder einfach einen schlechten Tag hattest. Daher ist es wichtig, einige Strategien zu haben, die du systematisch anwenden kannst:

  • Einen auf positiver Verstärkung basierenden Erziehungsstil. Kinder brauchen die bedingungslose Liebe ihrer Eltern. In der Beziehung eines Kindes zu seinen Eltern darf es keine Situation geben, in der die elterliche Liebe zu etwas wird, über das man erst verhandeln muss. Daher empfehlen Experten und Kinderärzte diesen Erziehungsstil.
  • Ermutige deine Kinder dazu, sich auszudrücken. Verzogene Kinder hören von ihren Eltern häufig Dinge wie “Sei still”, “Jetzt reicht es” oder “Dein Verhalten ist unmöglich”. So verlockend dies auch ist, auf diese Weise mit deinem Kind zu sprechen, wenn du genervt oder frustriert bist, solltest du bedenken, dass dies keine gute Gewohnheit ist. Stattdessen solltest du dein Kind dazu ermutigen, seine Gefühle auszudrücken und ihm ein angemessenes Verhalten vorleben. Zeige deinem Kind, wie man sich ausdrückt, damit andere einem zuhören. Im Grunde genommen solltest du ihm aufzeigen, dass es wesentlich bessere Kommunikations- und Ausdrucksmöglichkeiten gibt als Gewalt und Schreien.

Weitere hilfreiche Strategien

  • Wenn dein Kind sehr verärgert oder bockig ist, ist es am besten, nicht mit ihm zu interagieren. Tatsächlich ist dies ebenfalls ein guter Rat im Umgang mit Erwachsenen. Die Interaktion mit einem emotional überwältigten Menschen ist nur selten eine gute Idee. Daher sollten Eltern ihrem Kind erklären, dass sie miteinander sprechen können, wenn es sich beruhigt. Darüber hinaus ist es sehr wichtig, dass du deinem Kind dieses Verhalten vorlebst. Zeige deinem Kind, wie man seine Emotionen und Gefühle ausdrücken kann.
  • Lasse dich keinesfalls zu emotionaler Erpressung hinreißen. Denn dieses Vorgehen ist weder Liebe, noch ist es Disziplin. Es ist sehr problematisch, wenn du deinem Kind Süßigkeiten gibst, damit es sein Verhalten ändert. Denn dadurch bringst du ihm bei, sich auch mit anderen Menschen auf diese Weise zu verhalten und das ist nicht gesund.

Verzogene Kinder sind nicht glücklich

Wenn du diese Strategien anwendest, wirst du vielleicht herausfinden, warum dein Kind verzogen ist oder sich ungezogen benimmt. Das Verhalten hört auf, wenn die Motivation verschwindet oder wenn es ein anderes konkurrierendes Verhalten gibt.

Wir werden permanent mit neuen technologischen Entwicklungen konfrontiert. Das Bedürfnis nach neuem Wissen steigert sich rasant und es stehen fortwährend neue Ressourcen und Informationen zur Verfügung. Obwohl die Erziehung von Kindern immer eine Herausforderung darstellt, verfügst du über die Ressourcen, um sicherzustellen, dass du keine verwöhnten oder verzogenen Kinder heranziehst.

Heute wissen wir, dass bedingungslose Liebe durchaus mit Disziplin vereinbar ist und dass Zuneigung und aktives Zuhören nicht im Widerspruch zu Regeln und Grenzen stehen. Elternschaft ist niemals schwarz und weiß, daher musst du lernen, mit Liebe und Intelligenz durch die Grautöne zu navigieren.


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  • Céspedes, A. (2007). Niños con pataleta, adolescentes desafiantes. Como manejar los trastornos de conducta en los hijos. Ed Vergara, Chile.
  • Larocca, F. E. Abecedario ‘N’es por Niños malcriados: la disciplina y sus efectos….

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