Vergesslichkeit: Wann solltest du dir Sorgen machen?
Wenn du gelegentlich die Schlüssel verlegst oder etwas zu Hause vergisst, solltest du dir keine Sorgen machen. Stress, Unaufmerksamkeit und Informationsüberflutung sind häufig für solche harmlosen Erinnerungslücken verantwortlich. Mit zunehmendem Alter wird das Gedächtnis schlechter, das ist auf den natürlichen Alterungsprozess zurückzuführen, denn die Übertragungsgeschwindigkeit zwischen den Gehirnzellen verlangsamt sich. Vergesslichkeit ist jedoch keine Demenz. Wo liegt der Unterschied und welche Kriterien weisen auf eine Krankheit hin?
“Was wir sind, ist unsere eigene Erinnerung, jenes trügerische Museum veränderlicher Formen, jener Haufen Spiegelscherben.”
Jorge Luis Borges
Vergesslichkeit: Was ist normal, welche Kriterien weisen auf eine Krankheit hin?
Vergesslichkeit schützt unser Gehirn vor einer Reizüberflutung. Das Gehirn muss in Sekundenschnelle entscheiden, was wichtig ist und was nicht – es ist unmöglich, sich alles zu merken. Doch Gedächtnisstörungen sind die ersten Symptome neurodegenerativer Krankheiten, einschließlich Demenz. Wir müssen deshalb wissen, wo die Grenze zwischen normal und pathologisch liegt.
Kleine Aussetzer sind noch lange kein Grund zur Panik. Wortfindungsstörungen und leichte Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis sind bei älteren Menschen normal. Wenn du jedoch merkst, dass sich deine Vergesslichkeit auf deine alltäglichen Leistungen auswirkt, solltest du dich genau beobachten. Kannst du dich im Raum und in der Zeit orientieren? Weißt du noch, wie du nach Hause gekommen bist und kannst du häufig zurückgelegte Wege beschreiben?
Schränken Aussetzer die Durchführung deiner normalen Tätigkeiten ein, liegt vermutlich eine leichte kognitive Beeinträchtigung vor. Es handelt sich um einen Risikofaktor für Demenz, du solltest dich deshalb unbedingt fachärztlich untersuchen lassen.
Schätzungsweise entwickeln 10 bis 15 Prozent der Personen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen eine Demenz.
Weitere Faktoren
Vergesslichkeit durch Demenzerkrankungen entwickelt sich viel schneller als altersbedingte Gedächtnisprobleme. Bei Demenz sind die Fortschritte innerhalb eines Jahres deutlich zu erkennen. Auch Merkhilfen nützen bei fortgeschrittener Erkrankung nicht mehr. Bei Alzheimer setzt allmählich nicht nur das Kurzzeitgedächtnis, sondern auch das Langzeitgedächtnis aus.
Personen mit folgenden Symptomen müssen unbedingt zum Arzt:
- Desorientierung in Raum und Zeit,
- Probleme bei der Entscheidungsfindung,
- Schwierigkeiten, sich an wichtige Ereignisse zu erinnern,
- Sprachschwierigkeiten, Verwechslung von Begriffen oder Unfähigkeit, einem Gespräch zu folgen
- Vergessen von Namen bekannter Personen, oder wenn nahestehende Personen nicht mehr erkannt werden
- Schwierigkeiten bei gewohnten Tätigkeiten: beim Zahlen, beim Bedienen der Mikrowelle usw.
Demenz macht uns allen Angst, doch je früher Betroffene zum Arzt gehen und entsprechende Maßnahmen treffen, desto mehr Chancen gibt es, die Entwicklung zu verlangsamen.
Wenn du bei einer nahestehenden Person den Verdacht auf eine Gedächtnisstörung hast, solltest du mit anderen Angehörigen oder vertrauten Freunden sprechen, um untypisches Verhalten zu beobachten. Die Hausärztin oder der Hausarzt kann entscheiden, ob eine Krankheit vorliegt und eine fachärztliche Untersuchung erforderlich ist.
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