Unsere Werte geben uns Kraft

Unsere Werte geben uns Kraft
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 18. Mai 2023

Ein gutes Beispiel für diese Hypothese ist zweifellos Mahatma Gandhi. Dank seiner Überzeugungen konnte die indische Unabhängigkeitsbewegung, die Gandhis Ideen aufgriff, die britische Kolonialherrschaft überwinden. Dabei verzichtete diese Bewegung ganz auf die Anwendung von Gewalt. Es gibt jedoch viele weitere Helden des Alltags, die die gleiche Botschaft wie Gandhi vermitteln: Unsere Werte geben uns Kraft.

Im Laufe der Geschichte mussten viele Menschen leiden, nur weil sie ihre Überzeugungen verteidigt haben. Sie zeigten dabei erstaunliche Stärke, eine Stärke, die von innen kommt und die auch wir nähren können. Sie speist sich aus unseren Gedanken und Gefühlen. Sie entwickelt sich nicht aus physischer oder wirtschaftlicher Überlegenheit. Derart starke Menschen sind vielmehr in der Lage, trotz der Umstände weiterzumachen. Sie sind erfolgreich aufgrund ihrer moralischen Überlegenheit.

“Unsere Werte definieren, wer wir wirklich sind. Unsere wahre Identität ist die Summe unserer Werte.”

Assegid Habtewold

Wir finden zahlreiche Beispiele dafür, wenn wir nur unsere Augen öffnen. Wir alle kennen Menschen, die Ungerechtigkeit zu begegnen wissen, weil ihre Werte ihnen als moralischer Kompass dienen, der sie führt. Das Gleiche gilt für ihre Ziele, die sei viel eher erreichen können, wenn sie auf klar definierten Werten basieren. Hieraus beziehen sie ihre Stärke. Diese erlaubt es ihnen, weiterzukämpfen.

Warum steckt Kraft in unseren Werten?

Unsere Moral ist eines der Fundamente unserer Gesellschaft. Gemeinsame Werte stehen für Zusammenhalt, ermöglichen Interaktion und Koexistenz. Diese impliziten und expliziten Vereinbarungen darüber, was gut oder wünschenswert bzw. schlecht oder unerwünscht ist, bilden das soziale Gefüge.

Hände, zu Fäusten geballt, recken sich in die Luft.

Laut Jean Piaget sei autonome Moral die höchste Stufe der moralischen Entwicklung. Wir können sie nur erreichen, wenn sich unsere Intelligenz ausreichend entwickelt habe. Sie sei das Produkt eines langen Reifungsprozesses. Dieser beginne in der Anomie, dem völligen Mangel an Werten, einem Zustand, in dem wir geboren werden. Durch Reifung gelangen wir zur Autonomie. Dies sei die Fähigkeit, für uns selbst zu denken und zu unseren eigenen Schlussfolgerungen zu gelangen.

Neben ihrer sozialen Bedeutung spielt Moral auch eine entscheidende Rolle im individuellen Leben. Moral lenkt unsere Handlungen und verleiht ihnen einen Sinn. Sie gibt uns auch die Kraft, mit Not umzugehen und in schwierigen Zeiten nicht aufzugeben.

Für manche Menschen ist die Moral von der Religion abhängig; sie kann sogar von der Religion diktiert und auferlegt werden. Folglich halten diese Menschen in schwierigen Zeiten an ihren religiösen Prinzipien fest. Für andere hingegen basieren ihre moralischen Vorstellungen auf einer bestimmten Philosophie oder Überzeugung. Darüber hinaus gibt es Menschen, die ihre Werte aufgeben und eine pragmatische, zynische Einstellung annehmen. Sie sehen keinen weiteren Sinn in ihren Handlungen. Obwohl sie so versuchen, sich vor Enttäuschungen zu schützen, können sie das Leben nicht in vollen Zügen genießen.

Verhalten und Werte

Der Mensch durchläuft einen Entwicklungsprozess, lange bevor persönliche Werte sich bilden. Nicht alle erreichen die finale Phase dieses Prozesses, denn viele bleiben in einer als Heteronomie bekannten Etappe stecken. Auf dem Level der Heteronomie handelt das Kind (oder der Erwachsene) nicht aufgrund seiner Überzeugungen. Stattdessen orientiert es sich daran, was Autoritätspersonen ihm diktieren. Was richtig oder falsch ist, wird durch diese Autoritätspersonen bestimmt. Sein Ziel liegt darin, dieser Autorität nicht zu widersprechen.

Gemälde, das einen Mann zeigt, vor dessen Gesicht eine Taube fliegt

Wenn die moralische Entwicklung ihr höchstes Niveau erreicht, unterliegen wir aber nur noch einer Autorität, nämlich der unseres Geistes. Im Gegensatz zu den anderen Phasen, die wir in unserer Entwicklung durchlaufen, verinnerlichen wir dann keine Werte mehr, die auf Tradition oder einer Autorität basieren. Unsere Werte sind das Produkt der persönlichen Reflexion und können deswegen auch dem widersprechen, was andere Mitglieder in der Gesellschaft denken. Mit anderen Worten, wir sind autonom.

Werte geben unseren Handlungen einen Sinn und implizieren eine Verpflichtung: Die Ausrichtung unseres Verhaltens auf die Moral, die wir für richtig halten. Dabei ist diese Moral flexibel und auf eine stetige Neubewertung der Situation angewiesen. Genau deshalb liegt Kraft in unseren Werten, weil sie von unserem eigenen Gewissen abhängen und nicht von äußeren Zwängen herrühren.

Über unsere eigene Perspektive reflektieren

Es gibt einen Punkt, an dem wir über die Werte nachdenken sollten, die unser Handeln bestimmen. Manchmal halten wir uns an Prinzipien, nur aus Gewohnheit oder Tradition oder weil es einen gesellschaftlichen Konsens darüber gibt. Externen Werten zu folgen ist genau das, was uns von Zeit zu Zeit das Gefühl gibt, verloren zu sein. Die Entwicklung und Stärkung unserer Moral hingegen erlaubt es, unsere Absichten und Handlungen miteinander in Einklang zu bringen. Unser moralisches Verhalten gibt uns auch Kraft, dem zu folgen, was wir wirklich wollen.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.



Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.