Unsere Seele stirbt Stück für Stück, wenn uns Leidenschaft in unserem Leben fehlt

Unsere Seele stirbt Stück für Stück, wenn uns Leidenschaft in unserem Leben fehlt

Letzte Aktualisierung: 15. Februar 2017

Unsere Seele stirbt Stück für Stück, wenn uns Leidenschaft in unserem Leben fehlt. Ein Leben nur halb auszukosten und mit Widerwillen zu leben ist kein gelebtes Leben, denn das Leben müssen wir in vollen Zügen auskosten. Wir müssen uns an all den Küssen, an jedem kleinen Moment mit einem Lächeln auf den Lippen und an der Leidenschaft all jener wertvoller Menschen erfreuen, die wissen, dass nur eine Umarmung die zerbrochenen Teile unserer selbst wieder zusammenfügen kann und dass weder das Alter noch die Zeit uns unsere Ziele nehmen kann.

Es gibt eine interessante keltische Legende aus dem 14. Jahrhundert, die uns all das auf eine sehr symbolische Art und Weise vor Augen führt. In dieser Kultur existiert eine „weiße Stute“, die in unserer Traumwelt leben soll. Sie ernährt sich von unseren Ängsten, Albträumen und den Seelen trauriger Menschen. Sie nimmt eine nach der anderen, um sie in Felsspalten oder in Löcher in Bäumen zu stecken.

„Die Seele ist wie ein Rohdiamant im Körper, und dieser sollte geschliffen werden, oder er wird niemals strahlen.“

Daniel Defoe

Zuzulassen, dass Traurigkeit und Antriebslosigkeit in unserem Wesen Wurzeln schlagen, ist weit mehr als nur ein „Fluch“. So sahen es einst unsere Vorahnen und derselben Meinung ist auch die heutige Psychologie. Es gibt viele Gründe, die zu diesem teilnahmslosen Zustand führen, wo jegliche Motivation, Lust und Leidenschaft fehlt. Doch wir müssen dazu in der Lage sein, wieder zu erwachen und von vorn zu beginnen.

Wir sollten aus diesen Löchern in unserem Lebensbaum, aus diesen einsamen Orten herauskommen, um das Leben und neue Möglichkeiten wieder umarmen zu können, anstatt diesen Zustand noch zu verstärken, bis wir von der weißen Stute besiegt werden, die von der Depression geritten wird.

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Wenn die Seele ermüdet

Byung-Chul ist ein koreanischer Philosoph, der in Deutschland lebt. Seine Bücher sind bekannte Werke zu diesem Thema. Eines seiner Bücher – Müdigkeitsgesellschaft – erzählt von der uns eigentlich bereits bekannten Realität. Heutzutage hat der Mensch einen gierigen und unerbittlichen Feind: sich selbst und seine Unfähigkeit, andere wahrhaft zu lieben.

Laut diesem begabten Autor sei unser ungesunder Narzissmus schuld daran. Heute habe das Wesen keine Bedeutung mehr, das Einzige, das zähle sei der Schein, das Auftreten in der Öffentlichkeit. Daher kommt auch die Macht der Werbebranche, der sozialen Netzwerke, der Modeindustrie, die vom Abgrund der Oberflächlichkeit begleitet werden. Wir vergessen zusehend eine wichtige Sache: Wir müssen die Existenz unserer Mitmenschen schätzen. Wir müssen lernen, uns selbst mit Hilfe von Liebe anzuerkennen, die wir anderen schenken, mit Hilfe von Freundschaften, Güte und sogar durch Selbstlosigkeit.

Die ermüdete Seele ist das Spiegelbild eines fehlgeleiteten Herzens, einer ziellosen Seifenblase oder eines Zuges ohne Passagiere. Ihr fehlt etwas – ihr fehlt Leidenschaft und Mut, sich selbst die Möglichkeit zu geben, mit ganzem Herzen zu lieben. Das führen uns bekannte Filme, wie z.B. Melancholia  von Lars von Trier vor Augen, wenn wir Justine kennenlernen, diese deprimierte Person, die unfähig ist, zu lieben und nur dann etwas tut, wenn ein Planet kurz davor ist, die Erde zu zerstören. Genau dann entdeckt sie die Existenz anderer.

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Die Leidenschaft dahinter, wieder zu erwachen

Es kann gut sein, dass viele von uns sich so fühlen: müde, apathisch, chronisch schlecht gelaunt und antriebslos, um mit jeder Faser unseres Seins, unserer Seele lieben zu können. Vielleicht ist eine Enttäuschung oder sogar die Unfähigkeit, Freude und Leidenschaft zu empfinden, dafür verantwortlich. In den Teufelskreis der emotionalen Apathie zu geraten ist gefährlich. Denn damit beginnt die Lustlosigkeit und Aufgabe hinsichtlich des Lebens. So blättern wir Tag für Tag nur noch die Kalenderblätter um.

„Ohne große Leidenschaft hat es noch keine große Persönlichkeit zu etwas gebracht.“

Friedrich Hegel

Die Leidenschaft ist das Einzige, das uns retten kann. Es ist dieser Treibstoff unserer Willenskraft, dieser Essenz, um uns jeden Tag anzutreiben, um jedem Tag einen Sinn und Bedeutung zu geben. Denn unser Leben zu komponieren, können wir dadurch erreichen, indem wir beginnen, die kleinen und einfachen Dinge zu schätzen.

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Unsere Seele wieder zum Leben zu erwecken ist eine Frage der Willenskraft und Kreativität

Leidenschaft muss von etwas angetrieben werden, um wachsen zu können. Wir müssen dazu fähig sein, eine Motivationsquelle zu finden, etwas, das uns begeistert, das uns ausmacht und dem wir uns widmen wollen. Eine Möglichkeit, das zu schaffen, ist, uns von der Lebensfreude anderer anstecken zu lassen: zusammen die gleiche Vorliebe, das gleiche Hobby zu teilen oder an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten.

  • Außerdem müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass ein routiniertes Leben unsere Seele am meisten schwächt. Natürlich müssen wir bestimmte Alltagsaufgaben erledigen und Verpflichtungen nachkommen, doch diese festgefahrenen Routinen schaden unserem Antrieb und können ihn sogar lahmlegen. So weit es uns also möglich ist, sollten wir neue Aktivitäten in unseren Alltag einbauen, etwas, für das es sich lohnt, sich aus dem Bett zu rollen.
  • Unsere Leidenschaft ist unser Rückzugsort. Um sie zu stärken sind bestimmte Faktoren notwendig: Wissbegierde und Enthusiasmus, Dankbarkeit, Ehrfurcht, sich selbst einbringen usw.
  • Um ein Leben voller Leidenschaft zu leben, müssen wir auch herausfinden, was sie ausbremst, was ihr Energie raubt und was unsere Seele belastet. Manchmal ist es, wie bereits erwähnt, die Routine, andere Male sind es gewisse Personen, die es uns und unserer Seele unmöglich machen, „zu erwachen“ und die Möglichkeit des Augenblicks zu schätzen. Wir müssen diese Glücksdiebe ausfindig machen und sie aus unserem Leben verbannen.

„Feigheit macht uns älter als die Zeit. Die Jahre lassen die Haut altern, aber die Angst lässt die Seele altern.“

Facundo Cabral

Die Notwendigkeit, uns selbst zu verwirklichen

Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow nannte in seiner Bedürfnishierarchie folgenden Begriff: Selbstverwirklichung. Wenn wir Menschen unsere physiologischen Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, sozialen Bedürfnisse und Individualitätsbedürfnisse gedeckt haben, erreichen wir den Gipfel dieser Pyramide. An diesem Punkt angekommen, sollten wir dazu in der Lage sein, uns selbst zu verwirklichen.

Wir sprechen hier von diesem persönlichen und emotionalen Wachstum, das nichts mehr mit unserem Ego zu tun hat. Dieses kreative Potenzial können wir nur ausschöpfen, wenn wir uns für Leidenschaft anstatt für Angst, für das pure Leben und die Liebe anstatt für diese Löcher entscheiden, die die weiße Stute mit unseren Ängsten füllt.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.