Transdiagnostische Behandlung emotionaler Störungen
Kinder leiden vermehrt an emotionalen Störungen, die Prävalenz ist besonders bei Angststörungen sehr hoch. Die transdiagnostische Behandlung emotionaler Störungen zielt darauf ab, Kindern und Jugendlichen zu helfen, mit Emotionen im Alltag besser umzugehen. Konkret betrachten wir heute das “Emotion Detectives Treatment Protocol” (EDTP).
Der hektische Lebensrhythmus, schulische Anforderungen, elterlicher Stress oder die genetische Anfälligkeit für emotionale Störungen sind einige der Faktoren, die bei Kindern zu psychischen Störungen führen können. Aus dieser Perspektive gibt es eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten, die darauf abzielen, eine Lösung zu finden.
Die kognitive Verhaltenstherapie ist bei bestimmten Störungen sehr effizient. Bei Depressionen kommen häufig Therapien wie das PEAC-Programm von Méndez oder ACTION von Stark zur Anwendung.
Der transdiagnostische Ansatz ermöglicht jedoch die bereichsübergreifende Behandlung, was deshalb wichtig ist, da so die hohe Komorbidität psychischer Störungen berücksichtigt werden kann. In diesem Fall ist Nortons transdiagnostische kognitive Verhaltenstherapie oder Barlows Unified Protocol für Erwachsene sehr effizient.
Beide Methoden suchen gemeinsame Faktoren verschiedener emotionaler Störungen ( Angst, Depression, somatoforme Störungen…), um diese gleichzeitig mit den effektivsten Techniken und Strategien behandeln zu können.
Diese Praxis findet auch im Bereich der Kinderpsychologie zunehmend Verbreitung. Dabei kommen erprobte Programme wie die transdiagnostische Behandlung mit dem “Emotion Detectives Treatment Protocol” zur Anwendung.
Transdiagnostische Behandlung mit dem “Emotion Detectives Treatment Protocol”
Jill Ehrenreich, Psychologin an der Universität von Miami und Leiterin des “Child and Adolescent Mood and Anxiety Treatment Program”, hat ein neuartiges transdiagnostisches Programm zur Behandlung emotionaler Störungen bei Kindern entwickelt und erfolgreich getestet: Emotion Detectives Treatment Protocol.
Dieses Protokoll basiert auf der Tatsache, dass die Trennlinie zwischen den verschiedenen Störungen, unter denen Kinder leiden können, sehr dünn ist. Tatsächlich sind Angst und Depression wie bei Erwachsenen oft komorbide Störungen.
Eine in der Zeitschrift “Cognitive and Behavioral Practice” veröffentlichte Studie bestätigt, dass der Schweregrad von Angst und Depression bei Kindern mit EDTP reduziert werden konnte.
Das Hauptziel der Intervention besteht darin, die Schwächen jedes Patienten zu erkennen und einen Plan zu entwickeln, damit diese nicht zu einem unüberwindbaren Hindernis in der Problemlösung werden.
Das innovative Behandlungsprogramm basiert vorwiegend auf kognitiven Techniken, umfasst aber auch wirksame Verhaltensstrategien. Die wichtigsten Säulen sind:
- Emotionale Erziehung: Emotionen erkennen und ihre Funktionen verstehen.
- Emotionamanagement: Den Zusammenhang zwischen Gedanken, Gefühlen und Verhalten versehen. Kinder müssen verstehen, dass sich diese drei Dimensionen gegenseitig beeinflussen.
- Fähigkeiten zur Problemlösung: Die Kinder lernen die Problemlösungstechnik von D’Zurilla und Goldfried anzuwenden.
- Strategien zur Bewertung von Situationen: Sie lernen zu erkennen, wann eine Situation aversiv, neutral oder positiv ist.
- Schulung der Eltern: Manchmal werden die Probleme der Kinder durch die Einstellung der Eltern aufrechterhalten, insbesondere durch negative Verstärkung. Deshalb ist die Rolle der Eltern wichtig, um diese Variable zu kontrollieren.
- Verhaltensaktivierung: Es handelt sich um eine klassische Strategie zur Behandlung von Depressionen. Das Ziel ist, die positive Verstärkung der Person in ihrem Umfeld zu fördern.
Entwicklung der Studie
Das Forscherteam führte die Studie mit 22 Kindern im Alter von 7 bis 12 Jahren durch. Alle Kinder litten an Angststörungen und einige zusätzlich an einer Depression. Die Studienteilnehmenden nahmen einmal in der Woche über einen Zeitraum von insgesamt 15 Wochen an einer EDTP-Gruppentherapie teil.
Die Ergebnisse zeigen, dass von den 18 Kindern, die das Programm abgeschlossen haben, 14 nicht mehr die Kriterien für eine Angststörung erfüllten. Außerdem erfüllte nur 1 der 5 Kinder, denen vor der Behandlung eine depressive Störung diagnostiziert worden war, diese Kriterien auch nach dem Programm.
Die Ergebnisse der mit den Angststörungen verbundenen Depression waren besonders auffallend. Vielfach treten Depressionen in Verbindung mit anderen psychischen Störungen auf, welche die Behandlung verlangsamen oder behindern. Das ist ein großes Problem, da die meisten aktuellen Therapien nicht darauf ausgelegt sind, mehrere emotionale Probleme gemeinsam zu behandeln.
Die Hypothese der Forscher, die auf den Erkenntnissen von Peter Norton beruht, war, dass sich die Depression auch verbessern würde, wenn die primäre Störung aus einer breiteren Perspektive therapiert würde, einschließlich Strategien für die Depression selbst.
Der Schlüssel dazu wäre, wie Norton betont, den zugrunde liegenden Kern aller Probleme zu finden und von “künstlichen Unterscheidungen” wegzukommen. In diesem Sinne ist die transdiagnostische Behandlung eine höchst interessante Therapiemöglichkeit.
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- Rattue, G. (2012). Novel Intervention Helps Kids Suffering From Depression And Anxiety. Medical News Today