Tierversuche, eine fortwährende Kontroverse

Schon in der Antike gab es Tierversuche. Bereits im dritten Jahrhundert vor Christus führten Ärzte in Alexandria Experimente an lebenden und toten Tieren durch. Seither entwickelte sich eine Kontroverse, die bis zum heutigen Tag andauert. Welche Argumente liefern die Befürworter und Gegner dieser Praxis?
Tierversuche, eine fortwährende Kontroverse
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Patricia Grande Yeves

Letzte Aktualisierung: 24. April 2023

Tierversuche haben in der wissenschaftlichen Forschung eine lange Tradition und auch heute noch ist diese Praxis weit verbreitet. Nahezu 115 Millionen Tiere werden jährlich für verschiedene Versuche genutzt. Allerdings sind viele Menschen gegen diese Experimente.

Bereits in der Antike waren Tierversuche üblich. Im dritten Jahrhundert vor Christus führten alexandrinische Ärzte Experimente an lebenden und toten Tieren durch. Dennoch entwickelte sich die moderne Form der Tierversuche im Verlauf des 15. Jahrhunderts in Italien. Die Wissenschaftler nutzen lebende Tiere, insbesondere Hunde und Schweine, um an ihnen die verschiedenen Funktionen von Körperteilen zu demonstrieren.

Im 18. Jahrhundert bewies der Schweizer Mediziner Albert von Haller an fast 200 Tieren die Empfindlichkeit von lebenden Geweben. Die Grundlage von Hallers Arbeit war seine Annahme, dass die Tiere Schmerzen spüren konnten. Er demonstrierte dies, indem er ihre Reaktionen auf verschiedene schmerzhafte Reize maß.

Außerdem war von Haller der Erste, der sich dafür entschuldigte, dass er Tieren Schmerzen zugefügt hatte. Dies ist ein Beispiel für ein neues Verantwortungsbewusstsein, welches sich in einigen Publikationen dieses Jahrhunderts wiederfinden lässt.

Nachdem du nun einen kurzen Überblick über die Geschichte der Tierversuche erhalten hast, wollen wir uns mit den Argumenten der Befürworter und der Gegner dieser Praxis näher beschäftigen.

Tierversuche - Pfoten

Was spricht für Tierversuche?

Die Forschung an Tieren hat für beinahe jede medizinische Entdeckung des 20. Jahrhunderts wertvolle Erkenntnisse geliefert. Denn tatsächlich haben fast alle Wissenschaftler, die seit 1901 mit dem Nobelpreis für Medizin und Physiologie ausgezeichnet wurden, ihre Studien auf Daten begründet, die sie in Tierversuchen gewonnen hatten.

Darüber hinaus haben Menschen sehr viel Ähnlichkeit mit zahlreichen anderen Tieren. Wir haben die gleichen Organe und leiden an ähnlichen Erkrankungen wie Krebs, Influenza, Tuberkulose und Asthma. Daher können andere Methoden, obwohl auch sie zur Vervollständigung der Ergebnisse erforderlich sind, die Durchführung von Tierversuchen nicht ersetzen.

Außerdem wurden auch viele moderne Operationsmethoden (Hüftersatz, Herztransplantationen, Bluttransfusionen usw.) und bildgebende Verfahren (Computertomographie und Sonographie) mit Hilfe von Tierversuchen verbessert und optimiert.

Argumente gegen Tierversuche

Andererseits ist es unethisch, fühlende Lebewesen zu einem Leben im Käfig zu verurteilen und ihnen außerdem noch Angst und Schmerzen zuzufügen. Mithilfe innovativer Techniken gelang es Wissenschaftlern, neue Forschungsmethoden ohne Tiere zu entwickeln, beispielsweise In-vitro-Technologien, Bakterienkulturen und Simulatoren für menschliche Patienten. Daher stellt sich die Frage, warum man sich nicht weiterhin auf die Entwicklung dieser neuen Technologien konzentrieren sollte?

Darüber hinaus dient die Mehrzahl der Tierversuche keineswegs biomedizinischen Zwecken. Mit anderen Worten, sie verfolgen nicht das Ziel, die menschliche Gesundheit zu verbessern. Große Unternehmen führen Tierversuche durch, um Kosmetika oder Haushaltsprodukte zu testen. Außerdem werden Experimente für militärische Forschungen oder Umweltverträglichkeitstests durchgeführt.

Der wissenschaftliche Wert biomedizinischer Experimente mit Tieren ist weitaus geringer als viele Menschen glauben. Daraus ergeben sich zahlreiche Konsequenzen, wie beispielsweise folgende:

  • Menschen, die an Versuchen teilnehmen und auch die Konsumenten, die die Produkte oder Medikamente nach der Markteinführung konsumieren, sind nach wie vor gewissen Risiken ausgesetzt, welche in den Tierversuchen möglicherweise nicht entdeckt wurden. Denn offensichtlich ist der menschliche Körper doch nicht so ähnlich wie Experten dies bisher vermutet hatten.
  • Außerdem kann diese Tatsache auch die Entwicklung von Behandlungen verhindern, welche für den Menschen hilfreich und wirksam wären, obwohl sie für Tiere schädliche Auswirkungen gezeigt hatten.
Tierversuche - Kaninchen

Die Positionen verschiedener Länder zu dieser Thematik

Die meisten Industrieländer haben Gesetze, die den Einsatz von Labortieren einschränken und ihre Schmerzen auf ein Minimum reduzieren sollen. Die Europäische Union hat eines der strengsten Gesetze der Welt. Es umfasst alle Wirbeltiere und Kopffüßer und enthält sowohl Kriterien für die Pflege der Tiere als auch die entsprechenden Einrichtungen.

In den Vereinigten Staaten von Amerika werden im Bundesgesetz keine Mäuse, Ratten, Vögel oder Fische erwähnt. Allerdings sind dies 95% der Tiere, die in Versuchslaboren verwendet werden. Dennoch werden diese Tiere in anderen, nicht bundesstaatlichen Verordnungen und Regelungen berücksichtigt. In Kanada liegt die Verantwortung für die Regelung von Tierversuchen bei den Regierungen der einzelnen Provinzen. Und China hat im Jahr 2006 das erste Gesetz über das Wohlergehen von Labortieren verabschiedet.

Die weltweit anspruchsvollste Regelung gilt vermutlich in Großbritannien. England fordert eine Kosten-Nutzen-Analyse, bevor eine Genehmigung für Tierversuche erteilt werden kann. Außerdem werden die Lizenzen für diejenigen, die diese Versuche durchführen, im Einzelfall angepasst.


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