"Signs", ein Psychothriller von Shyamalan

In diesem Film von Shyamalan stellen sich die Hauptdarsteller ihren inneren Ängsten, während sie sich vor außerirdischen Bedrohungen schützen müssen.
"Signs", ein Psychothriller von Shyamalan
Leah Padalino

Geschrieben und geprüft von der Filmkritikerin Leah Padalino.

Letzte Aktualisierung: 22. August 2023

Wenn wir den Namen M. Night Shyamalan hören, denken wir sofort an Fantasy- und Horrorfilme. In der Filmografie dieses US-amerikanischen Regisseurs finden wir extrem erfolgreiche Filme wie The Sixth Sense (Der sechste Sinn), jedoch auch stark kritisierte Werke wie The Happening. Heute konzentrieren wir uns auf den Psychothriller Signs (Zeichen, 2002) mit Mel Gibson in der Hauptrolle.

Shyamalan hatte für diesen Film ein beachtliches Budget und weckte ein enormes Interesse, allerdings rutschte Signs schnell in die Vergessenheit ab. Im Mittelpunkt dieses Psychothriller steht eine Familie, die nach dem Unfalltod der Mutter einen mysteriösen Kornkreis in einem ihrer Getreidefelder entdeckt.

Außerdem geschehen seltsame Vorkommnisse, die den Alltag der Familie bedrohen. Graham, der Familienvater, glaubt an eine außerirdische Bedrohung, gleichzeitig muss sich die Familie jedoch den Ängsten ihrer eigenen Vergangenheit stellen.

Signs

M. Night Shyamalan liebt übernatürliche Geschichten mit dramatischen Szenen. Er involviert sein Publikum, während er Schritt für Schritt die verschiedenen Elemente des Puzzles zusammenfügt. In seinem Film Signs präsentiert er uns einen protestantischen Pastor, der nach dem Tod seiner Frau mit seinem Sohn Morgan und seiner Tochter Bo sowie seinem Bruder Merrill, einem ehemaligen Baseballspieler, eine Farm führt.

Wie sein Werk Der sechste Sinn spiegelt auch dieser Film eine häufige familiäre Realität wider: Der Vater muss mach dem Tod seiner Frau die Verantwortung über seine Familie und eine bisher unbekannte Rolle übernehmen, die seine neue Männlichkeit definiert. Graham Hess erhält in dieser schwierigen Situation die bedingungslose Unterstützung eines anderen Mannes: seines Bruders.

Diese unkonventionelle Familie baut eine starke Bindung auf, denn das erlebte Unglück und die Ängste schweißen sie zusammen.

M. Night Shyamalan zeigt uns Männer, die weinen, leiden und traumatische Erfahrungen machen. Sie suchen in der Familie Unterstützung, um mit diesen Widrigkeiten des Lebens umzugehen. Das war am Anfang des 21. Jahrhunderts zwar nichts Neues, trotzdem können wir einen klaren Bruch mit alten Maßstäben und männlichen Stereotypen erkennen, die in den meisten kommerziellen Filmen präsent waren (und unzerstörbar zu sein scheinen).

"Signs", ein Psychothriller von Shyamalan

Spannung bis zum Ende

Als Bewunderer von Hitchcock fand der Filmemacher in Die Vögel eine wichtige Inspirationsquelle für seinen Film Signs. Die übernatürliche Bedrohung kontrolliert die Realität der Hauptdarsteller in einer Umgebung, die wir nur allzu gut kennen.

Die Bedrohung wird jedoch nur suggeriert: Alles scheint auf Außerirdische hinzudeuten, doch niemand weiß, wer tatsächlich für die seltsamen Ereignisse verantwortlich ist. Zunächst fesselt der Filmemacher sein Publikum durch Spekulationen, Angst und Spannung.

In diesem Zusammenhang lohnt es sich, den bulgarisch-französischen Philosophen und Literaturtheoretiker Tzvetan Todorov zu erwähnen,  der die Bedeutung der Dualität betonte: Es sollte immer einen Kontrast zwischen dem Realen und dem Unmöglichen geben, um die Beteiligung des Lesers zu provozieren und Zweifel hervorzurufen. Wenn wir gleichzeitig eine rationale und eine irrationale Erklärung finden, entsteht in dieser Spannung das Fantastische.

Die Tatsache, dass der Protagonist ein protestantischer Pastor mit ernsthaften Glaubensproblemen ist, hilft enorm dabei, die Spannung durch übernatürliche und rationale Erklärungen aufrechtzuerhalten. Das Publikum kennt diese Situation aus eigener Erfahrung und erwartet den Ausgang der Geschichte mit Spannung.

Shyamalan führt uns in einen dunklen, klaustrophobischen Keller, in dem die Familie Schutz sucht, während die Bedrohung nur durch Geräusche angedeutet wird. Der Regisseur setzt das Licht und die Abwesenheit von Licht geschickt ein: Im Keller ist nur das Licht einer Taschenlampe zu sehen. Spiegelungen, Schatten und Unschärfe sorgen für mysteriöse Szenen, die uns helfen, uns in die Hauptdarsteller einzufühlen.

Signs - Kinder und Vater mit Aluminiumhüten

Das Problem der Kommunikation

Das Fantastische verleiht dem Alltäglichen außergewöhnliche Relevanz und macht das Trauma und die Kommunikationsprobleme deutlich. Diese Konstante zeichnet eine gewisse Dualität in den Beziehungen und inneren Konflikten der Hauptfiguren nach. In Signs sehen wir parallel zu der äußeren Bedrohung (die Invasion der Aliens) die inneren Konflikte des Familienvaters nach dem Tod seiner Frau. Hess akzeptiert schrittweise seine wahre Identität, bis es ihm gelingt, über das Trauma, das ihn von sich selbst trennt, zu sprechen.

Die Hauptfigur entwickelt sich gleichzeitig mit dem zentralen Thema des Films: Graham Hess scheint nicht in die Welt zu passen, in der er lebt, er hat seinen Weg verloren, den Glauben, der im Mittelpunkt seines Lebens stand.

Die Geschichte erscheint fragmentiert, fügt sich jedoch schließlich zu einem Gesamtbild zusammen, das für das Publikum Sinn ergibt. Die Wahrnehmung verändert sich, wenn man den Film ein zweites Mal anschaut. Shyamalan erzählt Geschichten über Geheimnisse, die von Hoffnungslosigkeit, Traurigkeit und Einsamkeit geprägt sind, am Ende der “Heldenreise” sehen wir jedoch den Lernprozess der Hauptdarsteller.

Die fehlende Kommunikation ist auch für das Publikum ein Problem, denn es versucht, die Geschichte neu zusammenzusetzen, damit sie einen Sinn ergibt. Shyamalan bedient sich einer Metapher, die eine Parallele zwischen persönlichen Konflikten und dem wunderbaren Rahmen herstellt, auf dem seine Filme basieren.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.