Selbsthass durch die negative Wahrnehmung des Körpers
Selbsthass entsteht vielfach durch die negative Wahrnehmung des Körperbildes beim Blick in den Spiegel: Betroffene sehen darin eine unattraktive Person, die nicht dem aktuellen Schönheitskanon entspricht. Sie können ihr Selbstbild nicht akzeptieren und verstecken sich hinter Filtern oder versuchen, sich unsichtbar zu machen. Wir leben in einer Gesellschaft, die Unterschiede nicht schätzt und keine Makel zulässt. Ein in The Guardian veröffentlichter Artikel ist erschreckend: Er berichtet, dass sich drei von vier Kindern unter zwölf Jahren wegen ihres Körpers schämen. Warum entwickeln immer mehr jungen Menschen eine so destruktive Beziehung zu ihrem Körper?
Wir leben in einer Zeit, in der Phänomene wie Body Shaming zu einer Form des täglichen Mobbings geworden sind.
Selbsthass durch eine verzerrte Körperwahrnehmung ist nicht angeboren
Negative Urteile und dysfunktionale Gedanken können zerstörerische Auswirkungen haben. Immer mehr Menschen leiden an ihrem Körperbild, das nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht: die Form der Nase, Cellulite, Fettpölsterchen an den Hüften, ein paar Pfunde zu viel, fehlende Kurven, zu klein oder zu groß… Viele sind beim Blick in den Spiegel unzufrieden, denn der Körper ist unsere Visitenkarte, erreicht jedoch selten die Perfektion, die uns in sozialen Netzwerken vorgespiegelt wird.
Eine Umfrage in Großbritannien ergab 2016, dass sich 47 % der Mädchen im Alter von elf bis 21 Jahren mit ihrem Aussehen unwohl fühlen und deshalb ihr Gesellschaftsleben einschränken. Der dadurch entstehende Selbsthass wirkt sich jedoch nicht nur auf Beziehungen aus, sondern hat zum Teil schwerwiegende Folgen für die psychische Gesundheit. Die Erziehung, unsere Gesellschaft und unsere Kultur führen zu einer Selbstablehnung, an der viele junge Menschen zerbrechen.
Eine Studie der Universität Deakin in Australien zeigt, dass bereits Kinder im Alter zwischen sechs und elf Jahren häufig ein verzerrtes Körperbild entwickelt, das nicht selten zu frühen Essstörungen führt. Was machen wir falsch? Warum entwickeln so viele junge Menschen diesen zerstörerischen Selbsthass?
“Die Welt wird dich so sehen, wie du dich siehst, und dich so behandeln, wie du dich selbst behandelst.”
Beyonce
Erziehung und Familiengeschichten
“Emma ist pummelig und dick wie ihre Tante und Großmutter”, “Paul ist wie dein Bruder, klein und dünn wie ein Schilfrohr”… Wir beschreiben und etikettieren Kinder, ohne uns bewusst zu sein, wie sehr diese Kommentare ihr Selbstkonzept beeinflussen. Sie verinnerlichen diese Etiketten und bauen damit ihr Selbstbild auf, das oft nicht dem Schönheitskanon entspricht.
Gesellschaft und Schönheitsideal
Seit den 1970er-Jahren (Agarwal & Banerjee, 2018) ist Schlankheit ein Synonym für Schönheit. Kurvige Frauen sind nicht mehr in, Männer müssen groß und muskulös sein. Die Welt des Films, der Mode und der Werbung spiegeln uns diese Schönheitsideale täglich vor, mit denen wir uns ständig vergleichen und beurteilen. Das Ziel ist, gleich zu sein, um die soziale Integration zu begünstigen.
Soziale Netzwerke und digitale Kultur
Selbsthass ist nicht angeboren, doch viele entwickeln ihn durch soziale Netzwerke, die ein Schaufenster darstellen, das verzerrte Ausschnitte aus dem Leben anderer präsentiert, mit denen sie sich vergleichen. Zahlreiche junge Menschen entwickeln in diesen sozialen Netzen ihre Identität. Sie orientieren sich an einer verzerrten Realität, die weit entfernt vom wahren Leben ist.
Wer den “Vorbildern” nicht entspricht, wird zum Außenseiter oder Opfer von Body Shaming. Häufige Folgen sind Selbstverletzungen und Essstörungen.
Respektiere deinen Körper!
Selbsthass ist das Ergebnis unserer Gesellschaft, Erziehung und Kultur. Wir streben nach Perfektionismus, obwohl wir wissen, dass es ihn nicht gibt. Der Blick in den Spiegel ist für viele eine Qual, sie werten sich ab und verurteilen sich selbst. Selbstakzeptanz und ein gesundes Selbstbild sind Grundvoraussetzungen, um im Leben voranzukommen und Ziele zu erreichen. Folgende Ratschläge können dir auf dem Weg zur Akzeptanz helfen:
Akzeptiere deinen Körper
Niemand ist perfekt. Es gibt immer Dinge, die uns an unserem Körper nicht gefallen, das bedeutet jedoch noch lange nicht, dass du weniger wertvoll bist. Jeder Mensch ist einzigartig und das ist sehr bereichernd. Du musst lernen, deinen Körper zu akzeptieren und dich nicht ständig selbst zu verurteilen.
Dein Körper ist ein erstaunliches Kunstwerk
Halte inne und denke darüber nach, was du alles mit deinem Körper machen kannst: gehen, tanzen, umarmin, arbeiten, fühlen, streicheln, schwimmen… Respektier deinen Körper, denn er ermöglicht es dir, die Welt zu entdecken und unzählige Aktivitäten durchzuführen.
Praktiziere Selbstfürsorge und gönne dir Momente des Wohlbefindens
Pflege deinen Körper, gehe wandern, genieße eine Massage, kaufe dir hübsche Kleidung… konzentriere dich auf Aktivitäten, die dir Spaß machen und lasse dir nicht von anderen vorschreiben, wie du zu sein hast. Genieße die kleinen Freuden des Alltags, anstatt dich ständig mit anderen zu vergleichen.
Wähle deine Freundschaften gut aus und übe kritisches Denken
Entscheide dich für gesunde Vorbilder in deinem Umfeld und erkenne, dass soziale Netzwerke eine falsche Welt widerspiegeln, die nicht der Realität entspricht und auch nicht wünschenswert ist. Übe kritisches Denken und lerne, Unterschiede zu schätzen, anstatt dem Einheitsdenken zu verfallen.
Das digitale Universum wird von Algorithmen gesteuert, kennt jedoch keine ethischen Grundsätze und ignoriert gesunde Werte. Du kannst Selbsthass verhindern, wenn du mehr in dein Inneres schaust, anstatt dich an oberflächlichen Äußerlichkeiten zu orientieren. Natürlich müssen wir uns auch als Gesellschaft verbessern und Vielfalt zulassen und anerkennen.
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