Selbst-Mitgefühl stärkt die Willenskraft

Die These, dass Selbst-Mitgefühl die Willenskraft stärkt, hat ihren Ursprung in dem erbitterten Kampf mancher Menschen, ihre Ziele zu erreichen. In diesen Fällen kann ein übermäßig kritischer innerer Dialog dazu führen, dass wir von unserem Ziel abgelenkt werden.
Selbst-Mitgefühl stärkt die Willenskraft
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2023

Dr. Kelly McGonigal von der Universität Stanford beschreibt in ihrem neuesten Buch mit dem Titel “Bergauf mit Rückenwind: Willenskraft effizient einsetzen” wie Selbst-Mitgefühl die Willenskraft stärkt. Uns selbst gut zu behandeln hilft uns, Hindernisse zu überwinden und auch bei Gegenwind zum Ziel zu kommen.

Das wird bei Gewohnheiten deutlich, die wir entwickeln. Am Jahresbeginn nehmen wir uns oft vor, bestimmte Gewohnheiten zu verändern und unser Leben positiver zu gestalten. Das ist nicht einfach, doch wir glauben, dass es sich lohnt. Deshalb beginnen wir mit viel Enthusiasmus, doch geben meist nach kurzer Zeit auf, da Veränderungen Anstrengungen von uns abverlangen.

Typische Vorsätze sind, mit dem Rauchen aufzuhören, Sport zu treiben oder auf eine gesunde Ernährung umzustellen. Oft findet ein erbitterter Kampf gegen die Willensschwäche statt, doch schließlich siegt fast immer letztere. McGonigal weist darauf hin, dass dies geschieht, da es uns an Selbst-Mitgefühl mangelt, was unsere Willenskraft beeinträchtigt.

“Der Verstand ist knifflig.Wenn wir das wissen und paradoxes Denken anwenden, können wir über die Machenschaften des Verstandes lächeln und Schritte in eine bessere Richtung unternehmen.”

John Campbell

Selbst-Mitgefühl einer Frau

Der Kampf gegen das eigene Selbst

McGonigal sieht in ihrer These, dass Selbst-Mitgefühl die Willenskraft stärkt, die Grundlage für eine Reflexion über Motivation und Stress. Jedes Ziel, das schwer zu erreichen ist, bedeutet ein gewisses Maß an Stress. Dieser Stress kann jedoch durch Motivation abgebaut werden.

Wenn der Stress intensiver wird, ändert sich auch die Motivation. In solchen Fällen ist es nicht mehr so wichtig, das erträumte Ziel zu erreichen, sondern vielmehr, zu einem Zustand der Bequemlichkeit zurückzukehren. Stress ist nicht leicht zu bewältigen und kann ab einem bestimmten Punkt dazu führen, dass wir aufgeben.

Alle Menschen neigen von Natur aus dazu, nach mehr Komfort zu streben. Daran ist nichts auszusetzen, es handelt sich um eine biologische Tendenz. Jeder Organismus will seine Energie für das Nötige reservieren und sie nicht unnötig verschwenden. Es handelt sich also um eine Neigung zur Energieoptimierung.

Selbst-Mitgefühl stärkt den Willen

Die meisten Menschen denken, dass der Weg zum Erreichen schwieriger Ziele darin besteht, sich am Durchhalten zu orientieren und Selbstkritik zu üben. Das Problem ist, dass wir manchmal sehr hart zu uns selbst werden. Wenn wir also von einem Ziel abrücken, z. B. wenn wir nach ein paar Tagen des Nichtrauchens wieder anfangen zu rauchen, können wir uns selbst eine mentale Strafe auferlegen, die sehr teuer ist: Wir geben unser Ziel auf.

Am Ende können wir uns sogar selbst ablehnen, weil wir nicht erreicht haben, was wir uns vorgenommen haben. Schließlich, so Kelly McGonigal, leben wir in einer Gesellschaft, die Leistung überschätzt.

Seit Jahren gibt es soziale Medien, in denen die Menschen in der Regel posten, was sie erreicht haben, und nicht teilen, was sie sich vorgenommen, aber nicht erreicht haben. So haben wir verinnerlicht, dass Versagen oder Fehler selten und nur für Menschen typisch sind, die wirklich ungeschickt oder nicht wertvoll sind.

Sich selbst zu peitschen ist also eine Strategie, die meistens scheitert. Wenn wir aber einen freundlichen Dialog mit uns selbst führen – ehrlich, aber nicht grausam – können sich die Dinge ändern. Einerseits reduziert das den Stress, den die Situation mit sich bringt. Andererseits hält es unsere Motivation auf das Wichtigste gerichtet: unser eigenes Wohlbefinden.

Frau mit Selbst-Mitgefühl

Das Selbst-Mitgefühl stärken

Der Erfolg oder Misserfolg beim Erreichen eines Ziels hängt davon ab, ob die Motivation tiefer und intensiver ist als der Stress, der mit den Bemühungen verbunden ist. Der Schlüssel liegt darin, wie du mit den Rückschlägen umgehst, die es bei diesen Prozessen immer gibt. McGonigal rät allen, gut zu sich selbst zu sein, denn Selbst-Mitgefühl stärkt die Willenskraft.

Was kannst du in solchen Momenten tun? McGonigal schlägt drei Maßnahmen vor:

  • Beobachte und beschreibe, wie du dich unmittelbar nach dem Scheitern fühlst. Gibt es Selbstkritik? Wenn ja, dann analysiere, in welcher Form sie auftritt.
  • Erinnere dich daran, was du bist: ein Mensch. Allein der Gedanke daran hilft dir, freundlicher zu dir selbst zu sein.
  • Unterstützung und Komfort. Es ist wichtig, dass du dich selbst so behandelst, wie du einen lieben Freund behandeln würdest. Was wir brauchen, ist Unterstützung, Verständnis und Trost, keine Schuldzuweisungen.

McGonigal ist davon überzeugt, dass es einfacher ist, ein Ziel zu erreichen, wenn man weniger Kraft anwendet, dafür jedoch mehr Edelmut einsetzt. Selbst-Mitgefühl stärkt die Willenskraft, denn sie nährt die Motivation.


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  • Corominas, F. (2013). Cómo educar la voluntad (Vol. 50). Palabra.


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