Schlechte Entscheidungen vergeben und vergessen

Schlechte Entscheidungen vergeben und vergessen

Letzte Aktualisierung: 04. Juni 2016

Wir  selbst sind zweifellos unser härtester Richter. Wenn wir einen Fehler begangen haben, können mitunter Jahre vergehen, bis wir uns dafür vergeben.

Wenn wir eine schlechte Entscheidung getroffen haben, hängt uns der Gedanke daran oft noch sehr lange nach, falls wir damit nicht abschließen können, wir die Entscheidung nicht auf sich beruhen lassen und uns vor allem selbst nicht verzeihen. Andererseits neigen wir dazu, richtige Entscheidungen sehr schnell wieder zu vergessen.

Wieso funktioniert der menschliche Verstand auf diese Art und Weise? Vielleicht weil uns die Gesellschaft schon in frühster Kindheit eingeprägt hat, dass Fehler hart bestraft werden oder eine gute Entscheidung einfach von uns erwartet wird.

Doch aus schlechten Entscheidungen lernen wir. Und wie? Indem wir zum einen eine irrtümlich getroffene Entscheidung nicht wiederholen oder wir aus den negativen Konsequenzen, die aus einer schlechten Entscheidung hervorgehen, lernen.

Lies dir die folgende Kurzgeschichte aufmerksam durch und denke noch einmal über das zuvor Gelesene nach:

Ein Angestellter geht in das Büro seines Chefs und fragt ihn: “Wie sind sie so erfolgreich geworden?”

Der Chef antwortet ihm: “Dank der guten Entscheidungen, die ich getroffen habe.”

Nicht ganz mit der Antwort einverstanden, fragt der Angestellte nach: “Wie konnten Sie die richtigen Entscheidungen treffen?”

“Aufgrund meiner Erfahrungen.”, erläutert der Vorgesetzte.

Abermals fragte der Angestellte unverständlich nach: “Und wie konnten Sie diese Erfahrungswerte gewinnen?”

Der Chef entgegnete: “Durch die schlechten Entscheidungen, die ich getroffen habe.”

Was soll uns diese Geschichte vermitteln? Erstmal, dass es ziemlich schwer ist, sich richtig zu entscheiden, wenn wir uns zuvor nicht irgendwann einmal falsch entschieden haben.

Jeder von uns macht Fehler oder wir denken irrtümlicherweise, dass etwas gut ist, obwohl das Gegenteil der Fall ist. Aber der Unterschied besteht darin, zu wissen, wie man mit falschen Entscheidungen umgeht oder eben nicht, denn nur so können wir aus ihnen lernen. Das heißt, dass wir uns dafür entscheiden, weiterzumachen und uns ins Bewusstsein zu rufen, was wir falsch gemacht haben, um denselben Fehler nicht noch einmal zu begehen – diesen Fehler, der uns unser Leben lang verfolgt und uns an unserer persönlichen Entwicklung hindert.

Es ist nur gesund, sich selbst daran zu erinnern, dass schlechte Entscheidungen ein Teil unseres Lebensweges sind. Wir ganz allein können entscheiden, ob wir sie als Bereicherung oder Strafe ansehen wollen.

Wenn wir uns in der Vergangenheit falsch entschieden haben, können wir verschieden vorgehen. Beispielsweise können wir versuchen sie rückgängig zu machen, wir können sie bereuen und sie auf sich beruhen lassen, sie vergessen, uns an sie klammern, uns immer wieder vorwerfen, wie schlecht wir gehandelt haben, etc.

Was ist nun also die beste Art mit einer schlechten Entscheidung umzugehen? Zweifellos die des Chefs aus unserer Geschichte; d.h. sich der falsch getroffenen Entscheidung bewusst zu werden, daraus zu lernen und sie als einen Erfahrungswert mehr im Leben anzusehen. Und das führt dann letztendlich zu einem erfolgreichen Lebensweg.

In der Theorie hört sich das alles so einfach an, aber wie gehen wir in der Praxis vor? Als erstes sollten wir das Gefühlschaos, das wir verspüren werden, in den Griff bekommen. Wir durchlaufen einen Gefühlswandel von Wut zur Traurigkeit und von der Gleichgültigkeit bis hin zur Depression.

Wir müssen uns unbedingt beruhigen. Es bringt keinem etwas, wenn wir uns die ganze Zeit selbst Vorwürfe darüber machen, was wir alles falsch gemacht haben. Andererseits müssen wir uns vor Augen führen, wobei wir uns geirrt haben, um diesen Fehler nicht zu wiederholen – und das ist in diesen Momenten nur richtig so.

Wenn wir eine schlechte Entscheidung fällen, dann passiert es sehr häufig, dass uns unsere inner Stimme jede Sekunde daran erinnert. Wir können uns weder auf unsere alltäglichen Aufgaben konzentrieren noch können wir nachts ruhig schlafen. Wir fragen uns immer und immer wieder: “Warum hast du das nur gemacht?” – “Wie konntest du nur so handeln?” – “Was wäre passiert, wenn…?”

Wir dürfen nicht zulassen, dass diese innere Stimme unseren Alltag und, schlimmer noch, unsere zukünftigen Entscheidungen beeinflusst.

Uns selbst zu bestrafen muss ein für alle Mal aufhören. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen – auch wenn wir oft der Meinung sind, dass das die optimale Lösung für unser Problem wäre. Das Beste, das wir in solchen Momenten tun können, ist, herauszufinden, wie wir die entstanden Schäden wieder beheben können und vor allem, wie wir aus dieser Situation heil heraus kommen.

Nur so gelingt es uns, die dritte Hürde auf dem Weg zur Selbstvergebung schlechter Entscheidungen zu überwinden. Wir geben uns selbst die Schuld an dem durch unseren Fehler entstandenen Schaden. Wir müssen einfach versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren, weil jedes emotionale Ungleichgewicht unsere neuen Entscheidungen negativ beeinflussen kann oder dafür sorgt, dass wir im Nachhinein nicht konsequent handeln.

Und als letzten – und wichtigsten – Schritt, müssen wir aus unseren Fehlern lernen. Wir dürfen nicht vergessen, dass eine schlechte Entscheidung nur eine schlechte Entscheidung bleibt, wenn wir nichts dagegen tun und nichts aus ihr lernen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.