Saudade: Welche Emotion drückt dieses portugiesische Wort aus?

Saudade: Welche Emotion drückt dieses portugiesische Wort aus?
Gema Sánchez Cuevas

Geschrieben und geprüft von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Letzte Aktualisierung: 28. Januar 2023

Saudade ist dieses leere Gefühl, das wir empfinden, wenn die Person, die wir lieben, weit weg ist. Es ist diese Flamme, die in uns brennt und nie erlischt … Die warme Brise, die die Erinnerung an unser Zuhause erweckt. Oder das melancholische Gefühl, zu wissen, dass jemand oder etwas vielleicht nicht mehr zu uns zurückkommt.

Saudade ist die Anwesenheit der Abwesenheit. Die Sehnsucht nach jemandem oder etwas, an den oder an das wir uns liebevoll erinnern. Allerdings mit der Gewissheit, dass diese Erinnerung in unserer Vergangenheit bleibt. Eine tiefgreifende Emotion, die wie eine Mischung aus Traurigkeit und Zuneigung ist. Sie hinterlässt uns den bittersüßen Geschmack von etwas, das nie kommen wird. Und trotzdem behalten wir die Hoffnung bei.

„Saudade nach einem Bruder, der weit weg wohnt.
Saudade nach einem Wasserfall der Kindheit.
Saudade nach dem Geschmack einer Frucht, die nie wieder gefunden wird.
Saudade nach dem Vater, der gestorben ist, nach dem imaginären Freund, der nie existiert hat …

Saudade nach einer Stadt.
Saudade nach uns selbst, wenn wir sehen, dass die Zeit uns nicht vergibt.
All diese Saudaden tun weh.
Doch die Saudade, die uns am meisten verletzt, ist die nach dem Geliebten.“

Miguel Falabella

Saudade – ein kraftvolles Wort

Kein deutsches Wort bringt dieses sehr spezielle Gefühl zum Ausdruck. Das Gefühl, das von einer glücklichen Erinnerung stammt und gleichzeitig wehtut. Doch die Portugiesen kennen dieses Wort. Sie bringen dieses Gefühl mit dem wunderschönen Wort Saudade zum Ausdruck. Ein mysteriöses Wort, das reich an Bedeutung ist.

Viele Sprachwissenschaftler haben es studiert und versucht, dessen Herkunft herauszufinden. Doch sie kamen zu keinem Ergebnis. Es ist außerdem sehr schwer, zu definieren, was das Wort genau bedeutet.

Regen, der auf einen Teich voller Rosenblätter fällt

So abstrakt und schwer dieses Wort auch einzuordnen ist, umfasst es eine ganze Sammlung an Emotionen und Gefühlen. Diese rufen etwas hervor, das weit von den Gefühlen der Gegenwart entfernt ist. Im Wesentlichen ist es, wie es der portugiesische Schriftsteller Manuel Melo beschrieben hat: “bem que se padece i mal que se disfruta” – wie das Gute, an dem wir leiden, und das Schlechte, das wir genießen.

Wir können es auch aus einer philosophischen Perspektive betrachten. Ramón Piñero beschreibt diesen Begriff als einen Geisteszustand, der aus dem Gefühl der Einsamkeit entsteht. Und so können die verschiedenen Arten der Einsamkeit verschiedene Arten der Saudaden triggern. Es gibt eine, die wir in unseren Umständen, also objektiv, wahrnehmen, und eine, die wir subjektiv, im Stillen, erfahren.

Andere Erklärungen bringen das Wort mit unseren Versuchen, zurück zu einem grundlegenden Sicherheitsgefühl zu kommen, in Verbindung. Zum Beispiel durch den Todestrieb, wie Novoa Santos es erklärte. Oder durch das emotionale Erwachen, das unser Geburtsort auslöst. Die Bedeutung dieses Wortes umfasst so viel. Doch wir können uns einig darüber sein, dass es ein geistiger Zustand ist.

Über die Nostalgie hinaus

Manchmal definieren die Menschen das Wort Saudade als eine Form der Nostalgie. Doch der Duft dieses Wortes geht weit über die Nostalgie hinaus. Die Saudade zu fühlen bedeutet nicht nur, etwas zu vermissen. Man geht noch weiter: Man ist sich der Wichtigkeit gewisser Menschen und gewisser Momente im Leben bewusst. Man weiß, dass in einem selbst nichts mehr so sein wird, wie es einmal war.

Wir könnten auch sagen, dass dieser Begriff den Bruch einer Welle am Strand unseres Bewusstseins beschreibt. Eine stürmische See, auf der die Abwesenheit einen Sinn der Anwesenheit erreicht, indem sie unsere innere Welt überströmt. Dann passiert es, dass wir uns diese Augen, die wir nie wieder sehen werden, ins Gedächtnis rufen. Oder die Haut, die wir nie wieder berühren werden. Den Geruch des Ortes, an dem wir aufgewachsen sind, den Garten, in dem wir in der Kindheit gespielt haben. Alles, während wir der Sonne liegen und zusehen, wie sie langsam aber sicher untergeht, weg von Zuhause.

Die Saudade befindet sich dort, wo das Glück der Erinnerung und die Traurigkeit der Abwesenheit aufeinandertreffen.

Frau vor dem Meer

Schriftsteller der Romantik verstanden dies gut. Denn wie der Schriftsteller und Schauspieler Miguel Falabella sagte, sei die schmerzvollste Saubade diejenige, die sich an jemanden richte, den wir noch immer sehr lieben. Diejenige, die wir mit der Leere assoziieren. Diese Leere rühre von der Gewissheit, dass es unmöglich sei, wieder zusammen zu sein.

Doch wir akzeptieren sie als Schicksal. Wenn eine traurige Brise unser Gesicht berührt, erinnern wir uns daran, wie glücklich wir waren. Es ist eine wunderschöne, aber auch schmerzhafte Art, zu lieben.

„Die schmerzvollste Saubade ist die nach dem Geliebten. Nach seiner Haut, seinem Geruch, seinen Küssen. Nach seiner Anwesenheit und sogar seiner vereinbarten Abwesenheit.“

Miguel Falabella

Den bittersüßen Geschmack der Erinnerung mildern

Die Saudade tut weh. Doch eine Seite von ihr ist das Glück. Wenn wir sie fühlen, erinnern wir uns an das Glück und fühlen die Traurigkeit. Denn wir wissen nur zu gut, dass wir dieses Glück nicht wieder bekommen können.

Es geht darum, zu lernen, wie man den bittersüßen Aspekt der Erinnerung auskosten kann. Es ist zwar paradox, doch es ist tröstlich.

„Die Saudade ist die Sache, die ich während des Schreibens gefühlt habe. Und es ist das, was du wahrscheinlich fühlst, nachdem du gelesen hast.“

Miguel Falabella

Im Besonderen bedeutet Saudade, das Leben mit jeder Faser unseres Körpers zu spüren und alles um uns herum zu würdigen. Jeden Moment, jedes Detail, jede Person. Alle können diese einzigartige Emotion in uns erwachen lassen, die sich irgendwo zwischen dem Schmerz und dem Glück befindet.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Piñeiro, R. (1984). Filosofía da saudade (Vol. 1). Editorial Galaxia.
  • Cortezón, D. (1960). De la saudade y sus formas. Editorial Galaxia.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.