Psychopädagogik: Was ist das?
Die Psychopädagogik ist ein interdisziplinäres Feld, das Psychologie und Pädagogik vereint. Sie untersucht Lernprozesse und entwickelt Methoden, um bei spezifischen Lernbedürfnissen, Verhaltensstörungen und Herausforderungen im pädagogischen Bereich Hilfestellung zu leisten.
Die Aufgaben der pädagogischen Psychologie, wie diese Disziplin auch genannt wird, beschränken sich jedoch nicht auf den schulischen Bereich. Psychopädagogische Fachkräfte unterstützen auch ältere Menschen mit spezifischen Bedürfnissen. Erfahre in diesem Artikel Wissenswertes über dieses Teilgebiet der Psychologie.
“Bildung ist der Pass in die Zukunft. Das Morgen gehört denen, die sich heute darauf vorbereiten.”
Malcom X
Überblick über die Psychopädagogik
Die Psychopädagogik befasst sich wissenschaftlich mit Lernprozessen und ihrer Optimierung. Es handelt sich um eine relativ junge Disziplin, deren Grundlagen von Jean-Paul Persigut in seinem Werk Essais de Pédologie Générale (1910) gelegt wurden. Persönlichkeiten wie Jean Piaget und David Ausubel haben diese Disziplin bereichert.
Dieses Fachgebiet ist der Pädagogik sehr ähnlich, doch es gibt Unterschiede: Der psychopädagogische Ansatz ist eher klinisch, die Ziele sind Prävention, Erkennung und Intervention bei Lernproblemen. Wir gehen anschließend näher auf die Unterschiede zur Pädagogik ein.
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Unterschiede zur Pädagogik
Die Pädagogik ist eine interdisziplinäre Wissenschaft, die versucht, effektive Lernumgebungen zu schaffen. Sie beschäftigt sich mehr mit der Forschung und der Reflexion über pädagogische Theorien. Ihre Aufgaben und Zuständigkeiten sind sehr umfangreich, umfassen aber z. B. keine Bewertungs- und Diagnosetätigkeiten.
Ansatz
Während sich die Pädagogik auf den Unterricht und die Erziehung im Allgemeinen konzentriert, versucht die Psychopädagogik, Lernschwierigkeiten zu erkennen und zu beheben. Sie tut dies, indem sie Lernende beurteilt, diagnostiziert und spezifische Interventionen entwickelt, um ihnen bei der Überwindung ihrer Schwierigkeiten zu helfen.
Ziel
Die Pädagogik zielt darauf ab, Mechanismen für einen effektiven Unterricht zu entwickeln. Sie entwirft Lehrpläne und wählt geeignete Lehrmethoden aus. Psychopädagogische Fachkräfte hingegen versuchen, Lernschwierigkeiten von Einzelpersonen zu verstehen und Hilfestellung zu leisten, um diese zu überwinden.
Psychopädagogische Fachkräfte beurteilen die kognitiven, affektiven und sozialen Aspekte einer Person, um ihre Fähigkeiten in einem bestimmten Kontext zu verbessern. Sie verfügen über ein umfangreiches Wissen in Bereichen wie Neurowissenschaften, Psychopathologie und Entwicklungspsychologie.
Die Ziele der Psychopädagogik
Die Psychopädagogik geht über den schulischen Rahmen hinaus und erreicht jedes soziale Umfeld. Es ist wichtig, diesen Aspekt zu betonen, denn häufig wird die Arbeit dieser Fachkräfte fast ausschließlich mit dem Bildungsbereich in Verbindung gebracht. Ein in der Fachzeitschrift Indian Journal of Public Health veröffentlichter Artikel weist jedoch darauf hin, dass Psychopädagogen auch im Bereich der psychischen Gesundheit tätig sein können.
In können unter anderem die Lebensqualität von Betreuern verbessern, die Patienten mit Schizophrenie begleiten. Es handelt sich auf eine Disziplin, die darauf abzielt, Bedürfnisse zu erkennen und jede Lernsituation zu verbessern. Es ist jedoch richtig, dass sich die meisten Bemühungen auf den Schulbereich konzentrieren. Folgende Ziele stehen im Vordergrund:
1. Untersuchung von Lernprozessen
Psychopädagogen untersuchen, wie Menschen Informationen erwerben und verarbeiten. Sie versuchen auch zu ergründen, wie wir Probleme lösen, Lernmotivation finden und uns im Laufe unseres Lebens kognitiv und emotional entwickeln.
2. Erkennen und Diagnostizieren von Schwierigkeiten
Wie bereits erwähnt, ist eines der Ziele der Psychopädagogik die klinische Beurteilung von Lernschwierigkeiten. Psychopädagogen erkennen mit verschiedenen Instrumenten mögliche Entwicklungsprobleme, neurologische Störungen, Schwierigkeiten in den Bereichen Lesen, Schreiben, Mathematik, Aufmerksamkeit, Gedächtnis usw.
3. Intervention und Unterstützung
Nach der klinischen Beurteilung entwerfen die psychopädagogischen Fachkräfte einen Interventionsplan, um Kindern oder Erwachsenen zu helfen, ihre Schwierigkeiten zu überwinden. Die Programme umfassen unter anderem individuelle Förderprogramme, Einzeltherapie oder die Eltern- und Lehrkräfteberatung.
Im Allgemeinen geht es auch um das emotionale und soziale Wohlbefinden der Betroffenen (nicht nur um die schulische Leistung), das mit ganzheitlichen Methoden in Zusammenarbeit mit dem Umfeld angestrebt wird.
4. Lernförderung
Die frühzeitige Erkennung von gefährdeten Schülern und Schülerinnen sowie präventive Maßnahmen fördern den Bildungserfolg. Psychopädagogische Fachkräfte versuchen, Hindernisse frühzeitig zu erkennen und die Bildungschancen der Betroffenen zu verbessern.
5. Inklusion im Bildungswesen
Inklusion ist ein Teil der sozialen Gerechtigkeit. Wie in der Zeitschrift Frontiers in Psychology beschrieben, sollten alle Kinder die gleichen Lernchancen haben, unabhängig von ihren Schwierigkeiten. In diesem Sinne trägt die Psychopädagogik zu diesem Ziel bei, denn sie hilft Personen mit besonderen Bedürfnissen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen.
6. Prävention von Langzeitproblemen
Psychopädagogische Maßnahmen sind grundlegend, um Schulabbrüche und andere Bildungsprobleme zu verhindern. Fachkräfte konzentrieren sich deshalb auf die Prävention und Früherkennung, um möglichst schnell intervenieren zu können.
7. Verbesserung Bildungsqualität
Die Psychopädagogik entwickelt effektive pädagogische Methoden, die Lehrkräfte, Familien und andere Institutionen helfen, auf die spezifischen Bedürfnisse von Schülern und Schülerinnen einzugehen.
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Werkzeuge der Psychopädagogik
Psychopädagogen setzen bei ihrer täglichen Arbeit eine Vielzahl an Instrumenten und Methoden ein, die sich auf spezifische Schwierigkeiten und Probleme konzentrieren. So benötigt beispielsweise ein Kind auf dem Autismusspektrum andere Techniken als ein älterer Erwachsener mit Demenz.
Nach der Beurteilung durch Interviews, Beobachtungen, standardisierte Tests und Bewertungsskalen zur Bewertung von Stärken und Schwächen entwickeln die Fachkräfte ein spezifisches Interventionsprogramm. Auch Eltern und Lehrer werden befragt, um das Verhalten und die Leistung des Kindes in verschiedenen Umgebungen besser verstehen zu können.
Klinische Gespräche
In diesen Gesprächen erhalten die Fachkräfte Informationen über die Entwicklungsgeschichte, traumatische Ereignisse, emotionale Probleme und andere Faktoren, welche den Lernprozess des Kindes beeinträchtigen.
Direkte Beobachtung
Die Information der Lehrkräfte und Familien ist nicht immer ausreichend. Psychopädagogen müssen das Kind auch im Klassenzimmer und in anderen Szenarien beobachten, um dessen Verhaltung und Leistung beurteilen zu können.
Akademische Eignungstests
Diese Testbatterien stehen psychopädagogischen Fachkräften zur Verfügung, um Leseprobleme (Legasthenie), Schreibschwierigkeiten (Dysgraphie), mathematische Schwierigkeiten (Dyskalkulie) oder andere Probleme zu erkennen.
Psychometrische Tests
Diese Tests wurden entwickelt, um bestimmte kognitive Fähigkeiten, wie IQ, Gedächtnis, Aufmerksamkeit usw. zu beurteilen. Dazu gehören unter anderem WISC (Wechsler Intelligence Scale for Children) und WAIS (Wechsler Adult Intelligence Scale).
Bildungstechnologie
Es gibt spezielle Lernsoftware, die Schülern und Schülerinnen mit Lernschwierigkeiten hilft – von Programmen zur Leseförderung über Mathematikanwendungen bis hin zur Verbesserung von Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Das ist innovativ und sehr nützlich.
Psychopädagogische Interventionen
Nach der Auswertung aller Informationen erstellt die Fachkraft ein von pädagogisches Förderprogramm oder empfiehlt eine Einzel- oder Gruppentherapie. Die Zeitschrift Creative Education beschreibt zum Beispiel, wie Schulpsychologen bei Hochschulstudenten mit Behinderungen und anderen Problemen intervenieren.
Psychopädagogik als Grundstein für soziale Entwicklung
In einer Welt, die sich ständig weiterentwickelt und in der jeder Schüler und jede Schülerin unterschiedliche Bedürfnisse und Lernrhythmen hat, spielt die Wissenschaft der Psychopädagogik eine wesentliche Rolle. Sie befasst sich nicht nur mit den schulischen Leistungen. Letztlich geht es darum, die Chancengleichheit und die volle Entfaltung jedes Einzelnen zu fördern.
Diese Disziplin ist in einer fortschrittlichen Gesellschaft entscheidend, um Bildungssysteme zu stärken und sicherzustellen, dass alle die gleichen Chancen haben, ihr akademisches und persönliches Potenzial auszuschöpfen.
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