Psychogene Dysphonie: Wenn Stress die Stimme beeinflusst

Die Kehlkopfmuskulatur reagiert sehr empfindlich auf Stresszustände. Aus diesem Grund kann emotionale Belastung zu Heiserkeit oder dem Verlust der Stimme führen.
Psychogene Dysphonie: Wenn Stress die Stimme beeinflusst
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Psychogene Dysphonie ist eine Stimmstörung, die durch ein traumatisches Erlebnis oder ein emotionales Ereignis von großer Intensität verursacht wird. Es ist ein sehr spezifisches Phänomen, das vor allem bei jungen Menschen auftritt.

Der Verlust eines geliebten Menschen oder eine Persönlichkeitsstörung sind auslösende Faktoren, die zu diesem klinischen Zustand führen können. Auch Opfer eines Missbrauchs sind gefährdet.

Bei dieser Art der Aphonie psychologischen Ursprungs spricht, stellen wir uns meist den klassischen Sänger oder einen Theaterschauspieler vor, der plötzlich blockiert ist und die Bühne nicht mehr betreten kann, weil er seine Stimme verloren hat. Dies kann zwar bei Künstlern vorkommen, ist jedoch auch in jeder anderen Situation eine häufige Folge von großem Stress. 

Ärzte und Psychologen sprechen darüber, wie wichtig es ist, frühzeitig zum Facharzt zu gehen. Diese Aphonie kann, wenn sie nicht richtig behandelt wird, zu schwerwiegenderen Infektionsprozessen führen. Erfahre mehr darüber.

Die durch Stress ausgelöste Aphonie erfordert die gemeinsame Behandlung durch HNO-Ärzte und Psychologen.

Psychogene Dysphonie: Wenn Stress die Stimme beeinflusst

Was ist psychogene Dysphonie?

Psychogene Dysphonie ist eine Stimmstörung, bei der sich die Stimme verändert oder ganz versagt. Sie tritt häufiger bei Frauen auf, wobei für die Diagnose mit dem Kehlkopf assoziierte und neurologische Pathologien ausgeschlossen werden müssen. Es gibt bei dieser Störung keinen organischen Auslöser.

In vielen Fällen konsultieren Betroffene erst spät einen Spezialisten, da sie eine Erkältung für die Heiserkeit oder den Stimmverlust verantwortlich machen. Sigmund Freud erwähnte dieses Leid im Rahmen der Konversionsstörungen, die sich ohne organische Ursachen auf bestimmte Körperfunktionen auswirken.

Der französische Neurologe Jean Martin-Charcot behandelte mehrere Fälle. Dies erklärt, warum psychogene Dysphonie heute manchmal als Konversionsdysphonie bezeichnet wird.

Wie äußert sich die psychogene Dysphonie?

Der Verlust der Stimme tritt nicht über Nacht auf, außerdem ist die Stimme meist nicht ganz tonlos. Betroffene sind in der Regel heiser und haben Schmerzen im Rachenbereich, so als ob sie lange laut gesprochen oder ihre Stimme stark beansprucht hätten.

Verschiedene Typologien

Diese Art von Dysphonie kann sich auf verschiedene Weise manifestieren, wobei den Auslösern besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird. Forschungsarbeiten der Flinders University (Australien) sowie anderer Forschungseinrichtungen zeigen, dass psychische Stimmstörungen in der Behandlung besonders komplex sind.

Es gibt vereschiedene Typologien:

  • Zwanghafte Dysphonie: Sie tritt als Folge einer Zwangsstörung auf.
  • Phonophobie: Dazu kommt es durch die Angst oder Wut bei bestimmten Geräuschen und beim Sprechen, was unter anderem die Folge einer traumatischen Erfahrung sein kann.
  • Traumatischer Stimmverlust: Betroffene verlieren aufgrund einer schmerzhaften oder erschreckenden Situation ihre Stimme.
  • Neuroasthenische Dysphonie: Sie zeigt sich mit hypochondrischem Verhalten und der anhaltenden Angst, die Stimme zu verlieren.

Ursachen psychogener Dysphonie

Nach der Analyse der verschiedenen Erscheinungsformen dieser psychischen Stimmstörung sind wir in der Lage, eine Vielzahl von Ursachen zu identifizieren, die sie erklären können. Andererseits spricht die Forschung der Flinders University von einem ganz konkreten Fall:

  • Eine sehr junge Frau erlitt einen sexuellen Übergriff. Nach dieser Erfahrung war ihre Reaktion, dies zu verschweigen. Im Laufe der Zeit veränderte sich ihre Stimme, sie litt an Heiserkeit, bis sie schließlich ihre Stimme ganz verlor. In vielen Fällen sind traumatische Erlebnisse für die psychogene Dysphonie verantwortlich.
  • Ein weiteres Beispiel sind familiäre oder zwischenmenschliche Probleme sowie Stresssituationen wie Mobbing am Arbeitsplatz.
  • Andererseits gibt es auch Fälle von psychogener Dysphonie bei Menschen mit hoher Verantwortung. Die Pflege eines kranken Menschen ist zum Beispiel ein häufiger Auslöser.
Psychogene Dysphonie: Frau leidet durch belastende Situation

Psychogene Dysphonie: Wie wird diese Stimmstörung behandelt?

Diese Störung ist nicht organischen Ursprungs, deshalb hilft auch die Pflege der Stimmbänder nicht, solange die Ursache nicht behandelt wird. Psychogene Dysphonie erfordert eine multidisziplinäre Intervention: einen HNO-Arzt und einen auf psychogene Störungen spezialisierten Psychologen.

  • Es ist immer eine Einzelbehandlung nötig, die sich speziell an das psychologische und emotionale Profil der betroffenen Person anpasst. Die Behandlung einer Person, die durch sexuellen Missbrauch traumatisiert wurde, ist beispielsweise nicht dieselbe wie im Falle eines Patienten mit Hypochondrie.
  • Die Kombination der Stimmfunktionstherapie mit einer Psychotherapie bedeutet, dass sich die Person ihres physischen und psychischen Zustands bewusst wird, um sowohl an der Phonation als auch an kognitiven und emotionalen Aspekten (Traumata, Obsessionen, Ängste, irrationale Ideen usw.) zu arbeiten.

Diese Krankheitsbilder sind nicht besonders häufig. Wenn sie jedoch auftauchen, sind sie eine Herausforderung für Fachkräfte. Sie werden häufig mit einer einfachen Kehlkopfentzündung verwechselt, bis sich die Störung nach und nach verschlimmert. Logopäden und Psychologen sind in der Behandlung entscheidend, doch auch das Engagement der Patienten ist grundlegend.


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