Psychodelische Erfahrungen: Was ist ein Tripsitter?

Die psychedelische Therapie zeigt großen Nutzen bei Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung und Depressionen. Sie werden bei dieser Erfahrung von einer ausgebildeten Fachkraft begleitet, die auch Tripsitter genannt wird.
Psychodelische Erfahrungen: Was ist ein Tripsitter?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 10. August 2024

Ein Tripsitter ist eine erfahrene Person, die eine halluzinogene Drogenerfahrung einer anderen Person oder Gruppe begleitet. Immer häufiger werden Drogen wie Psilocybin, MDMA oder LSD für therapeutische Zwecke verwendet, dabei ist es grundlegend, die Sicherheit der betreuten Person zu gewährleisten.

Eine in den Current Psychiatry Reports veröffentlichte Studie berichtet, dass es sich um einen zunehmend interessanten Therapieansatz handelt, der im Rahmen einer Psychotherapie unterstützend zum Einsatz kommen kann. Dies erfordert die Ausbildung von Fachkräften, die Patienten bei dieser Erfahrung begleiten können. Erfahre anschließend mehr über psychedelische Therapien und Tripsitter.

Studien weisen darauf hin, dass Psychedelika grundlegende positive Veränderungen erzielen können und deshalb unter anderem bei schweren Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen vorteilhaft sind. 

Psychedelische Therapien

Klassische Psychedelika wie Psilocybin – der psychoaktive Wirkstoff der “Magic Mushrooms” -, Lysergsäurediethylamid (LSD) oder Dimethyltryptamin (DMT) sind als Drogen mit schweren Auswirkungen bekannt. Eine in der Fachpublikation Social History of Medicine veröffentlichte Studie weist jedoch darauf hin, dass sich Wissenschaftler bereits seit den 1950er-Jahren mit der Untersuchung von Psychedelika beschäftigen, um diese für therapeutische Zwecke einzusetzen.

Dr. Humphry Osmond¹ entdeckte das Potenzial dieser Drogen in der Behandlung von Süchten wie Alkoholismus. Es wurden seither hunderte Studien durchgeführt, die darauf hinweisen, dass die Anwendung von Psychedelika im klinischen Umfeld sicher und wirksam ist. Psychedelische Therapien zeichnen sich als vielversprechende Interventionsmethode für verschiedene psychische Störungen ab und haben breite wissenschaftliche Unterstützung.

Das Johns Hopkins Centre beispielsweise entwickelt seit Jahren Psilocybin-Präparate zur Behandlung von Angstzuständen, Traumata und Süchten. Darüber hinaus hebt das Imperial College London die Vorteile der Psilocybin-Therapie bei Depressionen hervor. Diese halluzinogen wirkende Substanz kann die neuronalen Verbindungen zwischen Gehirnbereichen verändern und fördern. Neue oder andere Verknüpfungen können sich positiv auf die Sichtweise der Patienten auswirken und ihre Flexibilität verbessern.

Mann spricht mit Therapeutin über Tripsitter
Der Tripsitter unterstützt Menschen während ihrer psychedelischen Therapie.

Tripsitter: Was ist das?

Kommen Substanzen wie Psilocybin, Ayahuasca, LSD oder MDMMA zu therapeutischen Zwecken zum Einsatz, müssen Patienten während dieser Erfahrung entsprechend betreut werden. Die Wirkung dieser Drogen macht sich innerhalb von 15 Minuten bemerkbar und kann bis zu 12 Stunden anhalten. In dieser Zeit ist der Tripsitter dafür verantwortlich, die Person zu begleiten. Sie wird natürlich bereits vor dieser Erfahrung ausführlich aufgeklärt.

Tripsitter begleiten auch Menschen, die Psychedelika zu Hause oder auf Festivals einnehmen, um in dieser Zeit ihre Sicherheit zu gewährleisten oder ihnen bei einem Horrortrip beizustehen. Wir sprechen heute allerdings von der therapeutische Anwendung dieser Substanzen im klinischen Umfeld. In diesem Fall sind ausgebildete Fachkräfte erforderlich, um die Patienten zu betreuen. 

Tripsitter betreuen Patienten bei einer psychedelischen Therapie, die unter anderem bei schweren Depressionen oder posttraumatischen Belastungsstörungen hilfreich sein kann.

Welche Aufgaben hat ein Tripsitter?

Institutionen wie das National Center for Biotechnology Information und die US National Library of Medicine sind in der Forschung über psychedelische Therapien federführend. Wir dürfen nicht vergessen, dass es noch keine schlüssigen Protokolle über die Verabreichung von Psychedelika gibt.

Bei einer psychedelischen Therapie kommen Mikrodosierungen zum Einsatz, das bedeutet, dass ein Zehntel oder ein Zwanzigstel der normalen Dosis verabreicht wird. Der Tripsitter betreut die Patienten vor, während und nach dieser Erfahrung. Er hat unter anderem folgende Aufgaben:

  • Der Tripsitter sorgt dafür, dass sich die Person zu jeder Zeit wohlfühlt und ermutigt sie, loszulassen und die Erfahrung zu genießen.
  • Er ist nicht aufdringlich und gibt dem Patienten Raum für seine Reise, was als Space Holding bezeichnet wird. Allerdings ist der Trippsitter da, wenn er gebraucht wird, und versucht außerdem, äußere Ablenkungen zu vermeiden.
  • Außerdem sorgt er dafür, dass sich die Person immer in einer sicheren Umgebung befindet.
  • Mit positiven Affirmationen, die Zuversicht fördern und beruhigend wirken, hilft er der Person, zwischen Realität und Halluzination zu unterscheiden.
  • Nach der Einnahme der Dosis leitet der Tripsitter die Person an, die psychedelischen Erfahrungen in aller Ruhe zu erleben.
  • Die erlebten Gefühle, Gedanken und Empfindungen sollen nicht beunruhigend sein. Die psychedelische Therapie soll die Psychotherapie ergänzen und es dem Patienten ermöglichen, seine Erfahrungen positiv zu integrieren.
  • Der Tripsitter ist auf unerwünschte Reaktionen vorbereitet und weiß, wie er sich unter anderem bei einer Paranoia verhalten muss. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf psychoaktive Substanzen, deshalb sind ausgebildete Fachkräfte nötig, um diese Aufgaben zu erfüllen.
Frau mit Tripsitter
In einer psychedelischen Therapie kann sich die zu behandelnde Person sicher fühlen, da sie von einem Tripsitter begleitet wird.

Wer kann in einer psychedelischen Therapie Tripsitter sein?

Die Universität von Chile hat in einer Studie die Erfahrungen von Therapeuten analysiert, die sich auf psychedelisch unterstützte Psychotherapie spezialisiert haben. Es ist bemerkenswert, dass diese Figur, die bereits für Freizeitzwecke existierte, auch im klinischen Umfeld normalisiert wird.

  • Psychosoziale Fachkräfte sind am besten in der Lage, diese Rolle zu übernehmen.
  • Ärzte oder Psychiater, die in diesem Bereich ausgebildet sind, kennen die Wirkungen der Substanzen und wissen, wie man sie verabreicht.
  • Spezialisten für psychedelische Psychotherapien wissen, wie sie ihre Patienten anleiten können, damit diese Substanzen eine positive Wirkung auf die psychische Gesundheit haben.
  • Ein guter psychedelischer Tripsitter weiß, dass diese Substanzen einem medizinischen Zweck dienen und nicht einem Freizeitzweck. Das ultimative Ziel ist, das Trauma, die Depression oder die Sucht des Patienten zu behandeln.

Es hat schon immer Menschen gegeben, die andere während einer psychedelischen Erfahrung betreuten. Wir sprechen jedoch von therapeutischen Zwecken zur Behandlung von Depressionen, Traumata oder anderen psychischen Problemen.

Die Gefahren von Psychedelika

Psychedelische Substanzen verändern vorübergehend die Stimmung, die Wahrnehmung und die Gedanken einer Person. Es ist nicht ratsam, diese Drogen außerhalb eines kontrollierten medizinischen Umfelds zu verwenden. Obwohl viele Menschen berichten, dass sie Psychedelika in ihrer Freizeit, zur Verbesserung ihres Wohlbefindens oder aus persönlichem oder spirituellem Interesse konsumieren, ist zu betonen, dass diese Substanzen Gefahren bergen.

Die University of Hertfordshire listet die Halluzinogene Persistierende Wahrnehmungsstörung als eine damit verbundene pathologische Symptomatik auf. Das heißt, es handelt sich um eine anhaltende Bewusstseinsstörung mit depressiven Symptomen, Halluzinationen, Psychosen, verändertem Denken usw. Dies ist bei regelmäßigen Nutzern solcher Substanzen häufig der Fall.

Deshalb ist von der Psychedelika außerhalb einer spezifischen Therapie unbedingt abzuraten. Du weißt nie, wie dein Gehirn und dein Körper reagieren werden, auch, wenn du es nur einmal “aus Neugierde” versuchst. Du solltest mit diesen Substanzen auf keinen Fall selbst experimentieren.

▶ Lese-Tipps

  1. Psychedelics: The Uses and Implications of Hallucinogenic Drugs, Humphry Osmond, Bernard Aaronson, Anchor 1970

Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


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