Populistische Rhetorik: Was bedeutet "Argumentum ad populum"?

Die öffentliche Meinung ist kein Beweis für die Wahrheit, das ist ein Trugschluss, dem wir alle häufig begegnen. Eine Unwahrheit wird nicht zur Wahrheit, nur weil viele Menschen daran glauben.
Populistische Rhetorik: Was bedeutet "Argumentum ad populum"?

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 03. Juni 2022

In der Logik ist ein Argument eine Rechtfertigung, eine Beweisführung, die durch Begründungen und Belegungen eine Schlussfolgerung ermöglicht. Es geht also darum, durch stichhaltige Beweisgründe die Wahrheit zu belegen. Es gibt jedoch auch Argumente, die nicht plausibel sind, jedoch trotzdem von vielen akzeptiert werden. Fehlen die Grundlagen für glaubwürdige Schlussfolgerungen, sprechen wir von trügerischen Argumenten. In der populistischen Rhetorik kommt die Taktik des “Argumentum ad populum” häufig zum Einsatz. Was dies bedeutet, schauen wir uns heute genauer an.

Populistische Rhetorik: Was bedeutet "Argumentum ad populum"?

Argumentum ad populum: ein populistischer Trugschluss

“Argumentum ad populum” kann mit “Beweisrede für das Volk” übersetzt werden. Der Fehlschluss besteht darin zu glauben, dass das Argument automatisch wahr ist, wenn es von der öffentlichen Meinung akzeptiert wird. Wenn beispielsweise ein Buch als “Bestseller” beworben wird, bedeutet das jedoch noch lange nicht, dass es sich tatsächlich um ein literarisches Meisterwerk handelt oder der Inhalt der Wahrheit entspricht.

Die öffentliche Meinung ist kein Beweis für die Wahrheitdas ist ein Trugschluss, dem wir alle häufig begegnen. Eine Unwahrheit wird nicht zur Wahrheit, nur weil viele Menschen daran glauben. Doch Scheinargumente werden unter anderem auf emotionaler Ebene genutzt, um andere zu manipulieren und von logischen Beweisen abzulenken.

Die Manipulation von Emotionen bezweckt, das kritische und objektive Denken durch falsche Argumente auszuschalten. Eine Unwahrheit oder ein Scheinargument, das oft genug wiederholt wird, wird von einem Großteil der Bevölkerung als wahr betrachtet, was jedoch nicht bedeutet, dass dies tatsächlich der Fall ist.

Das “Argumentum ad populum” folgt dieser Formel:

  • X (die Mehrheit) behauptet, dass A wahr ist.
  • Daraus folgern wir, dass A wahr ist.

Die Technik des “Argumentum ad populum” kommt oft in populistischen Reden und alltäglichen Diskussionen zur Anwendung. Auch Politiker und Medien sind darin geschult, um sich beliebt zu machen. Es ist zwar nicht so schlagkräftig wie das “Argumentum ad hominem”, jedoch trotzdem sehr mächtig.

Das “Argumentum ad hominem” ist ein Scheinargument, das die persönlichen Umstände eines Menschen angreift, um in einem Streitgespräch erfolgreich zu sein. Es geht also darum, den Gegner herabzuwürdigen.

Das “Argumentum ad populum” kann an die Tradition appellieren (“Es wurde schon immer so gemacht”) oder an die allgemeine Praxis (“Alle machen das so”).

Einige Beispiele für “Argumentum ad populum”

Folgende Aussagen sind typisch für Scheinargumente:

  • “Wir müssen es so machen, weil alle es so machen.
  • “Dieses Gesetz ist unnütz, nirgends gibt es Vergleichbares.”
  • “Die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler ist für dieses Gesetz, also ist es ein gutes Gesetz.”
  • “Es muss ein ausgezeichnetes Auto sein, denn viele haben es gekauft.”
  • “Marke X ist führend in Europa, also solltest du ihre Produkte kaufen.”
  • “Die meisten Menschen glauben an ein Leben nach dem Tod, also muss es existieren.”

Es handelt sich um Schlussfolgerungen, die auf Scheinargumente aufbauen.

Mann verwendet "Argumentum ad populum" in einer Diskussion

Wie kann man diesen Trugschluss vermeiden?

Die direkte Konfrontation mit diesem Trugschluss kann Menschen sofort in die Defensive bringen. Deshalb muss auf subtile Art und Weise gezeigt werden, dass die Wahrheit oder Falschheit einer Behauptung nicht von der Anzahl der Menschen abhängt, die daran glauben. Du kannst Scheinargumenten wie folgt begegnen:

  • “Springst du auch von einer Brücke, wenn andere das tun?”
  • “Wenn fünfzig Millionen Menschen etwas Dummes sagen, ist es dumm.”
  • “Millionen von Menschen rauchen und das macht das Rauchen nicht gesund.”

Du musst zunächst den Fehler in der Argumentation identifizieren. Danach erklärst du, warum das Scheinargument problematisch ist. Stell dir zum Beispiel eine Situation vor, in der eine Person behauptet, ein bestimmtes Produkt sei hochwertig, da alle es kaufen. Dieser Fehlschluss impliziert die Annahme, dass die Mehrheit recht hat. 

Es liegt jetzt an dir, deine Argumente vorzubringen, um das Gegenteil zu beweisen: “Wahrscheinlich kaufen alle dieses Produkt, weil der Hersteller ständig Werbung macht, das bedeutet jedoch nicht, dass die Qualität gut ist.” Du kannst bekannte Beispiele vorbringen, in denen sich die Mehrheit geirrt hat: “Früher glaubten alle, die Erde sei flach und der Mittelpunkt der Erde.”

Populäre Überzeugungen müssen nicht der Wahrheit entsprechen. Du solltest Argumente mit Logik und kritischem Denken betrachten und nicht glauben, dass die Mehrheit immer recht hat. Wir wissen alle, dass dies ein Trugschluss ist, lassen uns jedoch trotzdem davon überzeugen.


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