Optimismus vs. Pessimismus: Zu viel ist zu viel!
Wer das Leben mit Optimismus betrachtet, hat diverse Vorteile: Der Optimist lebt zufriedener, gesünder und länger. Die Gleichung ist allerdings nicht so einfach – Optimismus kann auch Nachteile haben, Pessimismus hingegen in bestimmten Situationen vorteilhaft sein. Wir sprechen von zwei Extremen eines Kontinuums mit verschiedenen Ausprägungen. Muss die Waage immer in Richtung Optimismus kippen?
“Die wahren Optimisten sind nicht überzeugt, daß alles gutgehen wird. Aber sie sind überzeugt, daß nicht alles schiefgehen wird.”
Friedrich Schiller
Die Kosten des Optimismus
Ende des 20. Jahrhunderts kam der Optimismus durch die positive Psychologie in Mode. Martin Seligman und andere Autoren beschrieben ihn als wichtige Charakterstärke, die zum Glück, zum Wohlbefinden und zur Gesundheit beiträgt. Seitdem hat die Forschung die Vorteile einer optimistischen Einstellung bestätigt und wir haben uns davon überzeugen lassen, dass wir damit alles erreichen können. Die Sache ist jedoch weitaus komplexer und außerdem kontextgebunden.
Der defensive Pessimismus
Die Strategie des defensiven Pessimismus kann ängstlichen oder unsicheren Menschen helfen, ihre Angst zu kontrollieren und für sich arbeiten zu lassen. Wer geringe Erwartungen hat, kann die negativen Auswirkungen von Misserfolg abbremsen. Wenn du mögliche Schwierigkeiten und Probleme analysierst, die in Zukunft auftreten könnten, kannst du gleichzeitig Lösungen zur Aufgabenbewältigen entwickeln. Du weißt zwar nicht, was tatsächlich passieren wird, bist jedoch besser darauf vorbereitet.
Eine pessimistische Person hat eher die Tendenz, gesunde Gewohnheiten zu pflegen. Die Angst vor Krankheit drängt sie dazu, schädliches Verhalten abzulegen und sich aktiv für ihr Wohlbefinden einzusetzen. Eine in der Zeitschrift Psychology and Aging veröffentlichte Studie erklärt, dass diese Menschen deshalb im Durchschnitt länger und gesünder Leben. Übermäßiger Optimismos führt hingegen zu einem erhöhten Risiko für Krankheiten.
Enttäuschung und Desillusionierung
Optimismus kann uns ein gutes Gefühl geben, während wir darauf warten, dass der Wind wieder zu unseren Gunsten weht. Sobald das passiert, kommt es jedoch zur Enttäuschung, wenn die Realität nicht mit den Erwartungen übereinstimmt. Dieser Gedanke wurde in einer Studie deutlich, in der Wissenschaftler analysieren, wie die erwartete Prüfungsnote die Gefühle nach Erhalt der tatsächlichen Note beeinflusste. Die Teilnehmenden, die höhere Erwartungen hatten, fühlten sich schlechter.
Außerdem war ihnen bewusst, dass dies passieren würde. Genau deswegen wählen manche Menschen Pessimismus als Strategie, um die Enttäuschung einer negativen Realität zu vermeiden oder sich von positiven Ergebnissen überraschen zu lassen.
Unzufriedenheit in Beziehungen
Die Kosten des Optimismus und die Vorteile des Pessimismus wurden auch im Bereich der persönlichen Beziehungen erforscht. Es stimmt, dass es positiv und konstruktiv sein kann, von seinem Partner und der Beziehung das Beste zu erwarten. Wir dürfen jedoch nicht verallgemeinern.
Unter bestimmten Umständen führen sehr optimistische Erwartungen zu emotionalem Unbehagen und Unzufriedenheit in der Beziehung. Wenn es zu Streitigkeiten, Konflikten oder Meinungsverschiedenheiten kommt, kollidieren diese mit dem Idealbild, das dir im Kopf vorschwebt, und lösen negative Gefühle aus. Optimismus kann dich auch davon abhalten, bei Konflikten aktiv zu werden, weil du dir ein Happy End erwartest.
Optimismus vs. Pessimismus: Zu viel ist zu viel!
Du solltest natürlich nicht ständig das schlimmste befürchten, um nicht enttäuscht zu werden. Das könnte zu Angst, Depression oder Apathie führen. Übertriebener Optimismus birgt jedoch auch Gefahren. Wie immer ist es das Beste, einen harmonischen Zustand anzustreben: Versuche, positiv zu sein, bleibe jedoch trotzdem realistisch. Das gibt dir nötige Motivation, um auf deine Ziele hinzuarbeiten, verhindert jedoch gleichzeitig einen tiefen Absturz im Falle von negativen Ergebnissen.
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