Nervöse Tics: Was du dagegen tun kannst
Nervöse Tics sind unwillkürliche, abrupte Bewegungen oder Laute, die plötzlich und wiederholt auftreten und nicht zweckgebunden sind. Zwinkern, Augenrollen, Räuspern oder die wiederholte Äußerung von Wortlauten sind charakteristische Beispiele.
Tic-Störungen sind in der Kindheit häufig, in manchen Fällen äußern sie sich jedoch auch im Erwachsenenalter, wobei die Ausprägungsgrade und die psychische Belastung sehr unterschiedlich sind. Erfahre heute Interessantes über Ursachen und Therapiemöglichkeiten.
Nervöse Tics: Welche Arten gibt es?
Motorische Tics wie Zucken, Zwinkern, Stampfen, Grimassieren oder andere unwillkürliche Bewegungen können wie folgt klassifiziert werden:
- Einfache Tics sind unwillkürliche Bewegungen, die sich auf wenige Muskelgruppen beschränken (Blinzeln, Anheben der Augenbrauen, Kopfdrehen…). In den meisten Fällen sind einfache Tics im Gesicht und am Kopf zu beobachten.
- Komplexe (kombinierte) Tics treten durch die Beteiligung mehrere Muskelgruppen auf. Die Bewegungen sind scheinbar zweckgerichtet (Hüpfen, Drehungen…). Besondere Formen sind Kopropraxie (obszöne Bewegungen und Gesten) und Echopraxie (zwanghafe Nachahmung vorgezeigter Handlungen und Bewegungen).
Vokale Tics äußern sich durch Geräusche wie Räuspern, Wortlaute, Schniefen oder Quieken.
In beiden Fällen werden die Tics häufig von sensorischen Symptomen wie Juckreiz, Kribbeln oder Druck begleitet. Im Gegensatz zu anderen Bewegungsstörungen können Tics kurzzeitig unterdrückt werden.
Nervöse Tics können außerdem nach ihrer Dauer klassifiziert werden:
- Transient (vorübergehend): Sie halten einige Wochen oder Monate an und verschwinden dann in der Regel von selbst.
- Chronisch: Die Tics sind mindestens ein Jahr lang vorhanden und verschwinden nie ganz. Der Ausprägungsgrad variiert, manchmal sind sie schwächer, in anderen Zeiten ausgeprägter.
Das Tourette-Syndrom äußert sich durch komplexe vokale und multiple motorische Tics. Es handelt sich um die bekannteste Tic-Störung.
Nervöse Tics: mögliche Ursachen
Über die Ursachen von Tic-Störungen ist wenig bekannt. Genetische und Umweltfaktoren sowie Nervenschädigungen durch einen Unfall oder ein Trauma spielen dabei eine Rolle. Wissenschaftler vermuten, dass primäre Tics durch eine überempfindliche Reaktion der Dopaminrezeptoren verursacht werden können. Sekundäre Tics treten in Verbindung mit anderen Krankheiten auf. Beispiele dafür sind Zwangsstörungen oder Aufmerksamkeitsstörungen.
Verschiedene Studien weisen auf folgende Risikofaktoren hin:
- Essstörungen (Anorexie oder Bulimie)
- Bakterielle Infektionen mit Streptokokken der Gruppe A
- Medikamente
- Ernährung (Nährstoffmangel, z. B. Magnesiummangel)
- Psycholsozialer Stress, Nervosität und Ängste
- Rauchen, Alkoholkonsum und andere Drogen während der Schwangerschaft
- Stimulierende Getränke (zu viel Kaffee, Engergydrinks…)
- Frühgeburten, Sauerstoffmangel bei der Geburt
Nervöse Tics: Was tun?
Bei sekundären Tics muss die Grunderkrankung behandelt werden. Handelt es sich um primäre Tics, können folgende Therapien helfen:
- Kognitive Verhaltenstherapie: Damit werden Verhaltensveränderungen erzielt.
- Entspannungstechniken: Kontrolle der Ängste und bessere Körperwahrnehmung, um auslösende Situationen zu bewältigen.
- Exposure and Responsive Prevention Training: Diese Therapie hilft, Automatismen bewusst zu unterbrechen.
- Reaktionsumkehr (Habit Reversal Training): Durch die bewusste Wahrnehmung des Tics kannst du eine motorische Gegenwantwort entwickeln.
- Bioneurofeedback: Mit dieser Methode können Betroffene lernen, ihre Gehirnaktivität zu steuern.
- Pharmakologische Behandlung: In bestimmten Fällen kommen Psychopharmaka zum Einsatz.
Weitere Empfehlungen
Zusätzlich zu einer fachärztlichen Behandlung können folgende Tipps helfen:
- Meditation: In verschiedenen Studien haben sich Atemübungen als hilfreich erwiesen, um nervöse Tics zu reduzieren.
- Ernährung: Die Einschränkung stimulierender Getränke kann das Nervensystem stabilisieren. Bei einem Magnesiummangel kann eine Supplementierung hilfreich sein. Lasse dich von einem Ernährungsberater beraten.
- Selbsterkenntnis: Identifiziere die Situationen, in denen die Tics vorwiegend auftreten, um Veränderungen zu erzielen. Du solltest außerdem versuchen, dein Selbstbewusstsein zu stärken.
- Stressmanagement: Versuche Stress im Rahmen des Möglichen zu vermeiden und lerne, damit richtig umzugehen.
Wenn du an einer Tic-Störung leidest, solltest du dich auf jeden Fall fachärztlich untersuchen lassen und den Ursachen auf die Spur gehen.
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