Nachtmenschen und die Faszination der Nacht
Es wird als “normal” betrachtet, dass Menschen früh aufstehen, um ihrer Arbeit nachzugehen und dann nachts zu schlafen. Es sind jedoch immer häufiger Menschen anzutreffen, die es lieber andersherum angehen: Tagsüber schlafen und nachts wach sein. Es gibt zwei Arten von Nachtmenschen: Es gibt solche, die vor Mitternacht nicht einschlafen können und solche, die die Augen nicht schließen, bevor die Sonne wieder aufgeht.
Generell gesehen ist es eine Frage der Vorliebe. Niemand wird dazu gezwungen, wach zu bleiben. Nachtmenschen finden die Nachtstunden ganz einfach inspirierender, stimulierender und produktiver. Sie werden auch “Nachteulen” genannt und um sie ranken einige Mythen.
Berühmte Nachtmenschen sind (oder waren) Barack Obama und Winston Churchill, die Künstler Marcel Proust und Kafka sowie Verbrecher wie Jack “The Ripper” oder Adolf Hitler.
Die einzigartige Faszination der Nacht
Die Nacht ist voller Magie und davon zeugt eine unendliche Anzahl an Gedichten über den Mond, die Sterne und die nächtliche Stimmung. Die Nacht ist auch die natürliche Szenerie für Mysteriöses oder die Liebe. Der Rhythmus des Tages ist zweifellos ein ganz anderer als der der Nacht. Während der Tag die Zeit für Bewegung, Krach und Tumult ist, so ist die Nacht der Ort der Ruhe, Einsamkeit und Pause.
Warum arbeiten einige Menschen lieber in der Nacht? Es gibt in Wirklichkeit viele Gründe. Die Ruhe der Nachtstunden macht Arbeiten einfacher, die hohe Konzentration erfordern. Da es weniger Ablenkung gibt, kann man fast ohne Unterbrechung arbeiten. Die Ruhe und der langsamere Rhythmus der Nacht macht es auch einfacher, eine Verbindung zu seinem Inneren aufzubauen. Deshalb sind so viele Künstler Nachtmenschen.
Es gibt jedoch nicht nur positive Gründe, die motivieren, die Nacht zum Tag zu machen. Es gibt auch den Fall der Schlaflosen, Menschen, die in eine Art Angstzustand verfallen und nicht einschlafen können, auch wenn (und vor allem wenn) sie es noch so sehr versuchen. Oder der Fall derjenigen, die sich nur mit großen Schwierigkeiten an die soziale Umgebung anpassen können, die sie umgibt. Die Nacht wird für manche Menschen zu einer Flucht aus der Realität.
In diesen Fällen ist die Nacht keine Quelle der Ruhe, sondern eher eine Blase, in der sich das Individuum von allen Anforderungen des täglichen Lebens versteckt. Aus dem einen oder anderen Grund fühlen sich diese unfreiwilligen Nachtmenschen unfähig, sich dem Leben zu stellen und ziehen sich deshalb in die Schattenwelt zurück.
Theorie über Nachtschwärmer
Um Nachtmenschen ranken sich viele Mythen, auch wenn es durchaus Studien zu dem Thema gibt. Man sagt zum Beispiel, dass Nachtschwärmer intelligenter als andere Menschen seien. Diese Behauptung wurde aus der großen Anzahl an Künstlern, Intellektuellen und berühmten Personen abgeleitet, die sich in die Nacht verliebt haben.
Ergebnisse einer Studie, die an der Katholischen Universität vom Heiligen Herzen in Mailand (Italien) durchgeführt wurde, deuten darauf hin, dass Nachtmenschen tendenziell kreativer sind. Dies geht mit ihrer unkonventionellen Lebensart einher, und lässt zu, dass sie einen originelleren Blickwinkel auf manche Dinge entwickeln.
Die Universität von Madrid (Spanien) hat ihrerseits eine Studie zur Intelligenz von 1000 tag- bzw. nachtaktiven Jugendlichen durchgeführt. Man kam zu dem Schluss, dass die Nachtaktiven einen höheren Intelligenzquotienten besitzen, obwohl die Tagaktiven bessere Ergebnisse in schulischen Prüfungen erzielten.
Jedoch weist ein Psychologe der Western Sydney Universität (New South Wales, Australien), Dr. Peter Jonason, darauf hin, dass die Nachtschwärmer mit größerer Wahrscheinlichkeit zu Symptomen neigen, die er “das dunkle Dreigespann der Persönlichkeit” nennt. Negative Eigenschaften wie Narzismus, Machiavellismus und Psychopathien sind demnach häufiger bei Nachtmenschen anzutreffen. In anderen Worten: Für Dr. Jonason sind Nachtmenschen in ihrer Essenz konspirative und manipulative Menschen.
Eine im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism veröffentlichte Studie zeigt, dass Nachtmenschen mit größerer Wahrscheinlichkeit an Diabetes leiden. Anscheinend erzeugt die Gewohnheit, tagsüber zu schlafen, erhöhte Cholesterin-, Triglyzerid- und Körperfettwerte. Die fehlende Morgensonne kann weiterhin zu organischen Problemen führen, weil der Calciumstoffwechsel und damit die Knochen auf die Sonne angewiesen sind.
Trotz allem fühlen sich die Nachtmenschen wie Fische im Wasser, wenn die Nacht hereinbricht. In den späten Nachtstunden wurden schwerwiegende Entscheidungen für die Menschheit getroffen und wunderbare Kunstwerke geschaffen. Die faszinierende Nacht hat ihre eigenen Bewohner.
Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Megatruh, Pascal Campion