Nach einem Trauma siehst du die Welt mit anderen Augen
Nach einem Trauma ist nichts mehr so wie früher. Du siehst die Welt durch eine Brille, die alles verzerrt darstellt. Erfahre heute, welche Ereignisse traumatisch sein können und wie diese Erfahrungen das Leben verändern, auch wenn sie schon lange zurückliegen. Der erste Teil des Heilungsprozesses beginnt mit dem Wissen um das Trauma.
Nach einem Trauma ist alles anders
Wir assoziieren Traumata in der Regel mit Gewalt und Missbrauch, doch es gibt auch andere Ereignisse, die dich tiefgreifend prägen und eine traumatische Erfahrung darstellen. Wir sprechen von vergangenen Ereignissen mit enormen Auswirkungen: von einer Situation, die das eigene Leben oder das Leben einer nahestehenden Person bedroht (Krieg, Katastrophe, Gewalt, Unfall …), von einem schwierigen Verlust oder extremer Vernachlässigung und Hilflosigkeit. Es handelt sich dabei um eine Erfahrung, welche die persönlichen Ressourcen überschreitet und deshalb die psychische Gesundheit in Mitleidenschaft zieht.
Nicht jeder, der ein hochgradig belastendes Ereignis wie Missbrauch oder eine Naturkatastrophe erlebt, entwickelt ein Trauma. Auch die Art des Ereignisses selbst bestimmt nicht, ob es dazu kommt oder nicht, denn jeder Mensch reagiert anders. Es ist auf jeden Fall einfacher, das traumatische Potenzial eines Ereignisses zu verstehen, wenn wir das Trauma in den Kontext der Erfahrungen der betroffenen Person stellen.
Nach einem Trauma siehst du eine verzerrte Realität
Du bist nach einem Trauma nicht mehr in der Lage, das Hier und Jetzt zu sehen, da dich die Angst der Vergangenheit immer begleitet. Du glaubst, dass es jederzeit wieder passieren könnte und schützt dich deshalb vor einer erneuten Verletzung: Du interpretierst dein Umfeld als gefährlich und bedrohlich.
In einer hochgradig traumatischen Beziehung (mit Missbrauch), in der du das Gefühl hattest, dich nicht in Sicherheit bringen zu können, kannst du erlernte Hilflosigkeit entwickeln. Die verzerrte Vision führt dazu, dass bei jeder Annäherung eines potenziellen Partners die Alarmglocke läutet: Du projizierst deine Vergangenheit auf die aktuelle Realität.
Emotionale Wunden schaden dir und führen dazu, dass du Erfahrungen, die dich überwältigen, wieder erlebst. Du bist außerdem nicht in der Lage, die neuen Chancen in deinem Leben wahrzunehmen. Körper und Geist konzentrieren sich unbewusst auf den Schmerz und lassen keinen Raum für andere Erfahrungen zu.
Wie äußern sich traumabedingte Störungen?
Wenn Patienten mit traumatischen Erlebnissen zur Beratung kommen, fühlen sie sich oft überfordert und sind darüber verwirrt, was vor sich geht. Es ist möglich, dass sie ihr Unbehagen nicht mit dem fraglichen Ereignis in Verbindung bringen. Der Verstand hat das Trauma zum Schutz im Unterbewusstsein versteckt, bis du dich bereit dazu fühlst, das traumatische Ereignis zu integrieren.
Traumata haben viele Gesichter und Ausdrucksformen. Zu den häufigsten zählen folgende:
- Schlafstörungen: sowohl Schlaflosigkeit, übermäßiger Schlaf und gewohnheitsmäßige Albträume. Während du schläfst, ruht dein bewusster Verstand und du bist deinem Unterbewusstsein ausgeliefert. Du erinnerst dich an die dramatischen Ereignisse der Vergangenheit, die zu Schlafstörungen führen können.
- Vielfältige Angstsymptome. Wie bereits erwähnt, drückt sich ein Trauma durch Angst aus. Daher kommt es häufig zu Symptomen wie Nervosität, Reizbarkeit, Herzklopfen, Somatisierung usw.
- Verschiedene Gefühle wie Scham und Schuld. Bestimmte traumatische Ereignisse führen oft dazu, dass Menschen sich selbst die Schuld für das Geschehene geben oder versuchen, das Ereignis zu verbergen, da sie große Scham empfinden. Diese Gefühle können das Trauma chronisch werden lassen, da Betroffene nicht in der Lage sind, Hilfe zu akzeptieren.
Die Heilung ist möglich, auch wenn Narben zurückbleiben
Die Natur des Traumas verurteilt die Person zwangsläufig dazu, unter posttraumatischem Stress zu leiden. Die Bedeutungen und Erfahrungen sind einzigartig und oft bloß der betroffenen Person bekannt. Nur durch tiefen Respekt und Einfühlungsvermögen kann der Heilungsprozess beginnen.
Der natürliche Schutzmechanismus des Geistes, der zu einer verzerrten Wahrnehmung der Realität führt, ist der Feind. Oft sind sich die Patienten nicht bewusst, dass sie an einem Trauma leiden, da dieses verschiedene Gesichter hat. Das liegt auch an einer unbewussten Ressourcenökonomie, die es uns nur dann erlaubt, uns an das Trauma zu erinnern, wenn wir es für richtig halten. Es ist wie bei Kriegswunden, die erst dann schmerzen, wenn die Schlacht vorbei ist.
Die Heilung des Traumas ist möglich, doch sie erfordert Zeit, Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen. Zu den hilfreichsten Therapien zählt EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Ein emotionales Trauma hinterlässt wie jede Wunde immer eine Narbe, die dich nicht nur an das Geschehene erinnert, sondern auch daran, wie stark du warst und wie du überlebt hast.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Leeds, A. M. (2009). Resources in EMDR and other trauma-focused psychotherapy: A review. Journal of EMDR Practice and Research, 3(3), 152-160.
- Shapiro, E. (2009). EMDR treatment of recent trauma. Journal of EMDR Practice and Research, 3(3), 141-151.