7 Mythen über Mobbing

Wir sprechen heute über verschiedene Mythen über Mobbing, die noch immer tief in der Gesellschaft verwurzelt sind.
7 Mythen über Mobbing
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 11. Juli 2023

Hänseleien und Schikanen in der Schule oder am Arbeitsplatz hat es schon immer gegeben. Neu ist, dass gezielte und wiederholte Angriffe auf bestimmte Personen jetzt durch neue Technologien kaum Grenzen kennt und auch in das Zuhause von Kindern eindringt. Sie haben keinen sicheren Raum mehr, was besonders belastend ist. Wir sprechen heute über verschiedene Mythen über Mobbing, denn obwohl es sich um ein häufig behandeltes Thema handelt, beruhen manche Meinungen noch immer auf falschen Tatsachen.

Um Mobbing zu vermeiden und den Opfern zu helfen, müssen alle verantwortlichen Bezugspersonen (Lehrkräfte, Eltern und Schüler) ausreichend informiert sein und effektive Interventionsmöglichkeiten kennen. Es ist grundlegend, mögliche Konflikte, die mit Mobbing zu tun haben, schnellstmöglich zu erkennen, um Schlimmeres zu verhindern.

Mobbing in wenigen Worten

Der Begriff Mobbing beschreibt die physische, psychische oder soziale Belästigung oder Gewalt, die wiederholt und regelmäßig eine Einzelperson oder eine Gruppe von Personen verletzt und erniedrigt. Dieses Problem betrifft nicht nur Opfer und Täter, es wirkt sich auf die gesamte Gemeinschaft aus. Mobbing kann in der Schule, am Arbeitsplatz oder in anderen Umgebungen auftreten, heute konzentrieren wir uns jedoch vorwiegend auf die Schule.

Ein von der Katholischen Universität Andrés Bello veröffentlichter Artikel weist darauf hin, dass das Lehrpersonal, die Schulleitung, die Eltern und die Schüler keine isolierten Einheiten sind. Mobbing wirkt sich auf das gesamte Umfeld aus. Die Folgen für die Mitschülerinnen und Mitschüler reichen zum Beispiel von Unbehagen bis zur Ohnmacht, denn viele wissen nicht, was sie tun oder wie sie helfen können.

Häufige Mythen über Mobbing

Nach dieser kurzen Definition sehen wir uns verschiedene Mythen über Mobbing an, die noch immer verbreitet sind. Je mehr wir über dieses unzulässige, verletzende und erniedrigende Verhalten wissen, desto einfacher wird es uns fallen, die richtigen Werkzeuge einzusetzen, um Mobbing zu stoppen.

Häufige Mythen über Mobbing
Mobbing ist durch neue Technologien zu einem praktisch grenzenlosen Phänomen geworden: Betroffene haben auch zu Hause keinen sicheren Raum mehr.

1. Mobbing geht immer mit körperlicher Gewalt einher

Körperliche Aggression ist das sichtbarste Gesicht von Mobbing, da sie auffällig und unbestreitbar ist. Mobbing kann jedoch auch subtilere Formen annehmen, z. B. Demütigung, Beschimpfung oder soziale Ausgrenzung. Die Folgen dieser Handlungen sind genauso schwerwiegend wie die Folgen von Schlägen, obwohl ihnen nicht immer ausreichend Bedeutung beigemessen wird.

In letzter Zeit ist Cybermobbing zu einem Problem unter Jugendlichen geworden. Erschwerend kommt hinzu, dass Kinder auch zu Hause keinen sicheren Raum mehr haben, wenn sie online von Mobbern gequält werden. Häufig kommt es zusätzlich zu persönlichen Angriffen in der Schule zu Cybermobbing in der Freizeit.

Die Folgen? Die Opfer erleben Angst und können psychische Störungen entwickeln. Oft sind ein Schulwechsel und eine Psychotherapie erforderlich, um ihnen helfen zu können.

2. Jeder Konflikt in der Schule ist Mobbing

Andererseits sollte man nicht so weit gehen, jede Auseinandersetzung oder Meinungsverschiedenheit zwischen Schülern als Mobbing zu bezeichnen. Mobbing impliziert die Absicht zu schaden, wiederholte Aggressionen und ein Machtungleichgewicht. Wenn sich zwei Schüler an einem einzigen Tag oder auch öfter, aber in einer gleichgestellten Situation streiten, ist das kein Mobbing.

3. Das ist doch nur Kinderkram

Wie viele Eltern und Lehrerkräfte verharmlosen Mobbing: Sie spielen die Verantwortung des Angreifers herunter und schützen das Opfer nicht. Doch Mobbing ist alles andere als eine Lappalie.

Die Nachwirkungen sind schwerwiegend und langanhaltend: Die Täter zerstören das Selbstwertgefühl des Opfers, häufige Folgen sind Angstzustände, Depressionen und Suizidgedanken sowie Schwierigkeiten in zukünftigen Beziehungen. Mobbing belastet die psychische Gesundheit enorm!

4. Opfer sind schwach, vor allem wenn sie sich beschweren

Ein weiterer Mythos über Mobbing: Betroffene Kinder werden häufig zweifach viktimisiert. Sie werden nicht nur schikaniert, gehänselt, geschlagen und ausgegrenzt, sondern oft auch von Bezugspersonen, die ihnen hilfreich zur Seite stehen sollten, als schwach bezeichnet.

Das ist für Mobbing-Opfer besonders schwierig. Sie werden aufgrund ihres Aussehens, ihrer Einstellung oder ihres Verhaltens zur Zielscheibe von Hänseleien oder Aggressionen und zusätzlich von Erwachsenen stigmatisiert. Beschweren sie sich oder bitten sie um Hilfe, werden sie häufig als “Petze” oder “Heulsuse” abgestempelt.

5. Es ist besser, nicht Partei zu ergreifen, die Beteiligten müssen selbst eine Lösung finden

Mobbing-Opfer wissen sich in den meisten Fällen selbst nicht zu helfen. Vielmehr hat sich herausgestellt, dass die Einbeziehung und Mitarbeit relevanter Personen entscheidend ist, um gegen Mobbing vorzugehen. 

Das zeigt eine randomisierte Studie, die in Finnland durchgeführt und in European Psycologist veröffentlicht wurde. Die Forscherinnen untersuchten darin die Wirksamkeit der KiVa-Methode gegen Mobbing. Indem sie Lehrkräfte und Schüler ermutigten, Stellung zu beziehen, konnten sie Mobbing in fast 80 % der Schulen ausrotten.

6. Es passiert nur an Orten mit wenig Ressourcen

Ein weiterer großer Mythos über Mobbing ist die Behauptung, dass diese Art der Aggression nur in einkommensschwachen Umgebungen auftritt. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein: Mobbing kommt in allen möglichen sozioökonomischen Kontexten vor.

Eine in der Zeitschrift Uaricha. Revista de Psicología veröffentlichte Studie sowie andere Forschungen zeigen, dass Mobbing auf verschiedenen sozialen Ebenen in ähnlichem Umfang vorkommt, wobei der einzige Unterschied in der Art und Weise besteht, wie die Aggressionen ausgeübt werden.

7. Mobbing ist unvermeidlich und muss behandelt werden

Mobbing ist weder unvermeidlich noch alters- oder schulabhängig. Es gibt wirksame Wege, Strategien und Ressourcen, um zu verhindern, dass ein Schüler oder eine Schülerin Opfer von Mobbing in der Schule wird.

Es ist auch keine Situation, die ein Kind widerstandsfähiger macht oder ihm hilft, wirksame Strategien zu entwickeln, um schwierige Situationen zu überwinden. Im Gegenteil, es schadet dem Selbstwertgefühl und macht Kinder deutlich anfälliger für Angriffe von außen. Sie lernen, dass sie von ihrer Umgebung nur Verachtung bekommen.

Lehrerin spricht mit Schülern über Mobbing
Lehrkräfte, Schüler und Eltern müssen zusammenarbeiten, um Mobbing zu stoppen.

Mythen über Mobbing entlarven, um das Bewusstsein zu schärfen

Verschiedene Mythen über Mobbing sind noch immer tief in der Gesellschaft verwurzelt. Gerade deshalb ist Aufklärung enorm wichtig, um das Bewusstsein zu schärfen und zu verhindern, dass Kinder zu Mobbing-Opfern werden.


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