Muskel-Skelett-Erkrankungen durch arbeitsbedingten Stress

Arbeitsbedingter Stress führt häufig zu Nacken-, Schulter- und Rückenschmerzen. Wenn er chronisch wird, folgen oft Muskel-Skelett-Erkrankungen.
Muskel-Skelett-Erkrankungen durch arbeitsbedingten Stress
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 01. April 2023

Eine mögliche Ursache für Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) ist hohe psychische Belastung am Arbeitsplatz. Stress und mentale Erschöpfung führen häufig zu Rücken-, Nacken- und Schulterbeschwerden und umgekehrt verstärken Schmerzen psychische Probleme. Betroffene gelangen in eine negative Spirale, die in vielen Fällen zur Chronifizierung von Schmerzen beiträgt. Es ist oft schwierig, Stress-Situationen im Berufsleben zu vermeiden: Zeitdruck, hohe Arbeitsanforderungen sowie physische und psychische Fehlbelastungen haben jedoch einen Preis.

Wir skizzieren nachfolgend mögliche Ursachen für Muskel-Skelett-Erkrankungen und sprechen in diesem Zusammenhang über die negativen Folgen von arbeitsbedingtem Stress.

Arbeitsbedingte Muskel-Skelett-Erkrankungen: mögliche Ursachen

Muskel-Skelett-Erkrankungen entstehen in allen Branchen und Berufen. Als Berufskrankheiten gelten unter anderem Sehnenscheidenentzündungen, Meniskusschäden, chronische Erkrankungen der Schleimbeutel, Bandscheibenbeschwerden, Arthrose durch Kniebelastung, Karpaltunnelsyndrom oder vibrationsbedingte Durchblutungsstörungen an den Händen. Nicht nur körperliche Fehlhaltungen, Zwangshaltungen (z. B. am Fließband) oder Belastungen sind dafür verantwortlich.

Auch psychische Auslöser oder Verstärker spielen vielfach eine entscheidende Rolle: Stress, Überforderung wegen fehlender Qualifikation, Unterforderung durch monotone Arbeit, hohes Arbeitspensum, Zeitdruck, wenige Pausen, unangenehmes Arbeitsumfeld oder starre Arbeitszeiten, welche die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erschweren.

Muskel-Skelett-Erkrankungen durch arbeitsbedingten Stress
Schlechte Haltung, sich wiederholende Bewegungen oder schwere Lasten können negative Auswirkungen auf das Muskel-Skelett-System haben.

Stress durch psychosoziale und persönliche Faktoren

Konflikte im Team oder mit Führungskräften, fehlende Unterstützung oder Wertschätzung sowie eine mangelhafte Kommunikation verursachen in vielen Fällen Stress. Es gibt jedoch auch Berufe mit starken emotionalen Belastungen, beispielsweise im Gesundheitssektor.

Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz listet folgende Faktoren auf:

  • Übermäßige Arbeitslast
  • Widersprüchliche Anforderungen und unklare Abgrenzung der Zuständigkeiten
  • Mangelnde Einbeziehung der Arbeitskräfte bei Entscheidungen
  • Schlecht gemanagte organisatorische Veränderungen und Arbeitsplatzunsicherheit
  • Ineffiziente Kommunikation, fehlende Unterstützung des Managements oder des Teams
  • Ppsychische und sexuelle Belästigung, Gewalt durch Dritte

Dazu kommen individuelle Risikofaktoren: Schwierigkeiten beim Umgang mit Stress, psychische Probleme oder schwierige familiäre Situationen.

“Nicht die Menge der Arbeit verursacht den alltäglichen Stress, sondern der Mensch, der dich ihretwegen kritisiert und unter Druck setzt.
Zugegeben: Manchmal bist du selbst dieser Mensch.”

Peter Hohl

Muskel-Skelett-Erkrankungen durch arbeitsbedingten Stress
Arbeitsbedingter Stress kann Nacken- und Schulterschmerzen verursachen.

Muskel-Skelett-Erkrankungen durch arbeitsbedingten Stress

In vielen Fällen führt arbeitsbedingter Stress zu unspezifischen Rückenschmerzen, das bedeutet, dass keine konkrete Krankheit – wie ein Bandscheibenvorfall – dafür verantwortlich ist. Die Folgen der Überlastung entwickeln sich schleichend. Sobald jedoch Schmerzen auftreten, kommt es zu Vermeidungsverhalten, um diese zu verhindern – beispielsweise Fehlhaltungen oder körperliche Inaktivität.

Mehr als 80 Prozent der Deutschen leiden irgendwann im Leben an Rückenschmerzen. Sie sind einer der häufigsten Gründe für Arztbesuche.

Die wahren Ursachen der Schmerzen werden oft lang nicht erkannt. Dies führt wiederum zu Hilflosigkeit und Resignation, manche Personen entwickeln auch depressive Zustände, wenn die Schmerzen chronisch werden. Private Konflikte oder Schwierigkeiten verstärken den Stress und auch die Schmerzen. Betroffene befinden sich schließlich in einer Spirale, in der es schwierig ist, zwischen Ursachen und Folgen zu differenzieren.

In einer Stresssituation sind die Muskeln angespannt. Hält diese Situation mehr als drei Monate lang an, kommt es zu einer chronischen Verspannung. Die Muskulatur wird schwächer, denn gestresste Muskeln bauen die körpereigenen Proteine verstärkt ab. Die Folge: Bandscheiben, Wirbelsäule und Gelenke werden stärker belastet – es entstehen Muskel-Skelett-Erkrankungen.

Die Ursachen sind vielseitig, so spielen unter anderem auch der Lebensstil, das Alter, das Geschlecht oder die Persönlichkeit eine wichtige Rolle.  Doch Stress zählt als Auslöser und Verstärker zu den wichtigsten Faktoren. Die präventiven Maßnahmen sollten deshalb unbedingt Techniken zum richtigen Umgang mit Stress enthalten. Ein weiteres Ziel ist, Stressoren am Arbeitsplatz abzubauen und für eine gesundes, angenehmes Betriebsklima und eine gute Organisation zu sorgen. Diese Maßnahmen sind nicht nur zur Prävention von Muskel-Skelett-Erkrankungen wichtig, sondern verbessern natürlich auch das allgemeine Wohlbefinden.


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