Mit Kindern über Krieg sprechen - 7 Schlüssel

Wir alle wünschen uns eine Welt ohne Krieg und Gewalt. Doch es gibt menschliche Dramen und unseren Kindern ist solches Leid nicht fremd. Wie können wir mit ihnen über diese Themen sprechen?
Mit Kindern über Krieg sprechen - 7 Schlüssel
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Kinder erleben das Leid, das sie im Fernsehen sehen oder in Erwachsenengesprächen hören, anders als Erwachsene. Sie erzeugen Ideen und Bilder in ihren Köpfen, die traumatisch sein können. Wir dürfen ihre Interpretation der Realität nicht unterschätzen, denn in der modernen, hypervernetzten Welt sind sie durch Handy, Tablet oder Computer Nachrichten und Gewaltszenen ausgesetzt. Es ist deshalb wichtig, mit ihnen zu sprechen und herauszufinden, wie sie die Nachrichten über Krieg verarbeiten.

Wir alle wünschen uns eine friedliche Welt, wie sie John Lennon in seinem berühmten Lied “Imagine” beschreibt. Eine Realität ohne Leid, ohne Gier, ohne Hunger, eine Welt, in der wir teilen und uns um unser gegenseitiges Wohl kümmern.

Leider entspricht dieses Universum der Harmonie nicht unserer Wirklichkeit. Wir müssen uns wieder einmal mit Szenarien auseinandersetzen, die wir aus der Geschichte kennen. Eine Realität voller Leid, Sorgen und Unsicherheit. Auch unsere Kinder sind Teil dieser komplexen und bedrohlichen Gegenwart, was besonders schmerzlich ist. Im Folgenden analysieren wir, welche Strategien hilfreich sein können, um mit ihnen darüber zu sprechen.

Mit Kindern über Krieg sprechen
Es ist normal, dass Kinder Gefühle der Unsicherheit, Angst und Furcht empfinden, wenn sie mit Themen wie Krieg konfrontiert werden.

Mit Kindern über Krieg sprechen – 7 Schlüssel

Wir können nicht verbergen, was passiert, und wir können unseren Kindern auch nicht die Augen zubinden. In der grauen Welt von heute ist es immer schwieriger, die Inhalte zu kontrollieren, denen Kinder ausgesetzt sind. Manchmal senden die Nachrichtensendungen Bilder von großer Härte, auf die selbst wir nicht vorbereitet sind.

Das bedeutet, dass alles, was sie sehen und hören, von ihrem kindlichen und jugendlichen Verstand mit großer Angst, Furcht und Unsicherheit verarbeitet werden kann. Auch die Tatsache, dass sie auf den Bildern so viele Kinder sehen, die mit ihren Müttern vor Krieg und Bombardierungen fliehen, lässt sie viel mehr mit dieser Realität mitfühlen; sie können sich damit identifizieren.

Sie sehen auch die Angst und den Schmerz in den Gesichtern ihrer Eltern. In den Schulen wiederum sprechen sie über das, was passiert, was viele Herausforderungen, Bedrohungen und auch Zweifel in ihren Köpfen hervorrufen kann. In einem solch beängstigenden Kontext ist es wichtig, offene, ehrliche und liebevolle Gespräche mit unseren Kindern zu führen. Auch mit Jugendlichen.

Wir schauen uns an, welche Ressourcen und Strategien wir nutzen können, um mit Kindern über Krieg zu sprechen.

Es ist wichtig zu wissen, wie wir unser Gespräch anpassen können. Verwende Begriffe und Ausdrücke, mit denen dein Kind vertraut ist, damit es eine reale, aber nicht bedrohliche Vorstellung der Ereignisse erhält.

1. Finde heraus, welche Vorstellungen dein Kind hat

Es spielt keine Rolle, ob Kinder 4 oder 13 Jahre alt sind. Von dem Moment an, in dem sie Bilder eines Kriegsszenarios mit all der Dramatik, die diese ausdrücken, sehen, interpretiert ihr Verstand diese Ereignisse. Deshalb ist es wichtig, sie direkt zu fragen, was sie verstehen und wie sie die Bilder interpretieren.

Manche Kinder können glauben, dass wir uns in einem Weltkrieg befinden und dass auch sie selbst ähnliche Szenen wie im Fernsehen erleben könnten. Versuche, gemeinsam mit deinem Kind herauszufinden, was es denkt und welche Vorstellungen es von aktuellen Themen hat.

2. Passe die Sprache an, damit es dich versteht

Kinder verstehen vielleicht Begriffe wie “Krieg”, “humanitäre Korridore” oder “nukleare Bedrohung” nicht. Du solltest deshalb deine Sprache an das Verständnis deines Kindes anpassen, indem du einfache, nicht bedrohliche Wörter verwendest. Es ist nicht nötig, ins Detail zu gehen, es reicht, eine allgemeine Vorstellung davon zu haben.

3. Bestätige die Gefühle deines Kindes

Vielen Kindern fällt es schwer, ihre Gefühle oder Gedanken auszudrücken, denn sie finden dafür nicht die richtigen Worte. Dazu kommt, dass die derzeitige Situation für sie neu ist. Es ist deshalb nützlich, auf emotionale Intelligenz zurückzugreifen, um sie zu befähigen, Emotionen wahrzunehmen und auszudrücken.

Forschungen der University of Pennsylvania zeigen, wie wichtig es ist, Kindern von klein auf diese Kompetenz beizubringen. Das wirkt sich auf ihr psychisches Wohlbefinden und ihre Kommunikationsfähigkeiten aus.

Kinder sollten verstehen, dass die Furcht oder Angst, die sie empfinden, völlig normal ist. Wenn sie darüber sprechen, was in ihnen vorgeht, werden sie sich viel besser fühlen.

Kinder fühlen sich oft bedroht und denken, dass das, was sie im Fernsehen sehen, auch ihnen passieren kann. Es ist wichtig, ihre Ängste abzuschalten und zu rationalisieren.

4. Versichere deinem Kind, dass es ihm gut gehen wird

Wenn du mit deinem Kind über Krieg sprichst, ist es wichtig, seine Ängste abzubauen. Das bedeutet Rationalisierung, Beruhigung und Schutz. Du kannst es nicht anlügen, ihm nicht erzählen, dass der Krieg und das Leid, das es im Fernsehen sieht, ein Film ist. Es ist wichtig, ihm die Wahrheit zu sagen, aber das Gespräch auf positive Perspektiven zu lenken.

Erkläre deinem Kind, dass es Menschen gibt, die sich für den Frieden einsetzen. Erinnere es daran, dass es nicht in Gefahr ist, dass es in Sicherheit ist. Es ist auch ratsam, ihm klarzumachen, dass die Welt daran arbeitet, all den Menschen zu helfen, die leiden, und dass die Kinder, die sie sehen, Schutz erhalten werden.

5. Achte auf Anzeichen von Ängsten oder Sorgen

Kinder können Anzeichen von Ängsten oder Sorgen auf verschiedene Weise zeigen. Sie können zurückgezogener und weniger kommunikativ sein. Vielleicht haben sie Albträume oder ihre Zeichnungen zeigen viele ihrer Ängste.

Versuche, auf Veränderungen im Verhalten deines Kindes zu achten, damit du so schnell wie möglich reagieren kannst. Zögere nicht, bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Frau muss mit Kind über Krieg sprechen
Es ist ratsam, Kinder vor Kriegsbildern im Fernsehen oder anderen Medien zu schützen.

6. Versuche, die Nachrichten über den Krieg zu begrenzen

Du solltest dein Kind nicht so sehr schützen, dass es glaubt, dass der Krieg nicht real ist. Es muss verstehen, dass es Krieg gibt. Doch es ist ratsam, es nicht den schrecklichen Bildern auszusetzen, die uns jeden Tag erreichen. 

Du solltest auch deine Erwachsenengespräche kontrollieren, wenn dein Kind anwesend ist, um nicht Angst und Unsicherheit zu schüren. Manchmal sind wir uns im Gespräch mit dem Partner, Freunden oder Verwandten nicht bewusst, dass die zuhörenden Kinder nur Ausschnitte verstehen, die ihnen jedoch Angst und Sorgen bereiten.

7. Gib deinem Kind Strategien an die Hand, um den vom Krieg Betroffenen zu helfen

Es gibt eine besonders nützliche Strategie, um mit Kindern über Krieg zu sprechen. Du kannst dein Kind motivieren, in dieser Krisensituation nützlich zu sein. Wenn es humanitäre Aufgaben versteht und vielleicht sogar mithelfen kann, wird es sich gut fühlen, denn es weiß, dass es den betroffenen Menschen helfen kann.

Dadurch fühlt es sich nicht nur besser, du vermittelst deinem Kind so auch einen Wert, den die Welt so dringend braucht: Menschlichkeit. Lasst uns nicht vergessen, dass Kinder die Hoffnung der Zukunft sind, damit Kriege in Zukunft keinen Platz und keine Bedeutung mehr haben.


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