Mit der Fruit Snack Challenge die Selbstkontrolle bei Kindern testen
Die Fruit Snack Challenge hat in den vergangen Wochen soziale Netzwerke überflutet. Der Test fordert die Geduld der Kinder, da es sich in Wirklichkeit um eine grundlegende Entwicklungsfähigkeit handelt: die Selbstkontrolle bei Kindern.
Die Fruit Snack Challenge besteht darin, eine Schüssel mit attraktivem Essen für die Kinder zu füllen. Generell werden fruchtige Süßigkeiten oder eben Marshmallows verwendet. Die Eltern/Erziehungsberechtigten platzieren die Schüssel dann in Sicht- und Reichweite des Kindes.
Dem Kind wird jedoch mitgeteilt, dass es die Süßigkeiten erst dann essen kann, wenn der Erwachsene zurückkehrt. Anschließend verlässt der Erwachsene den Raum für einige Minuten, während die Handykamera das Kind alleine aufzeichnet.
Die Reaktionen der Kinder sind sehr vielfältig; einige Reaktionen sind vorhersehbar, andere wiederum überraschend. Es gibt Kinder, die große Selbstbeherrschung zeigen und sogar auf ablenkende Techniken, wie das Singen, zurückgreifen oder sich selbst anweisen, die Süßigkeiten nicht zu berühren. Andere beißen nur ein kleines Stück ab, lassen dann aber schnell davon ab und bedauern ihre Entscheidung. Auf der anderen Seite gibt es Kinder, die von der Versuchung überwältigt sind und dem Drang einfach nicht widerstehen können, die Süßigkeiten, vor der angegebenen Zeit zu verspeisen.
Hintergrund: Der Marshmallow-Test
Die Fruit Snack Challenge hat einen Vorläufer aus den 70er Jahren, der als Marshmallow-Test bekannt ist. Der Persönlichkeitspsychologe Walter Mischel führte dieses Experiment zusammen mit seinen Mitarbeitern an der Stanford University durch. Ihr Ziel war es, Antworten auf die verzögerte Befriedigung und Selbstkontrolle bei Kindern zu erhalten.
Der Marshmallow-Test ähnelt der Fruit Snack Challenge. Dieses Experiment hatte jedoch einen anderen Ansatz: Wenn das Kind der Versuchung widerstehen konnte, erhielt es die doppelte Portion an Süßigkeiten, die ursprünglich bereitgestellt wurden. Auf diese Weise entdeckten die Forscher, dass die Kinder, die das Experiment bestanden hatten, Ablenkungstechniken und die Selbstanweisung anwandten.
Die Forscher machten die größten Entdeckungen jedoch erst später. Interessanterweise bewerteten sie dieselben Kinder im Jugendalter noch einmal, was sie zu weiteren signifikanten Befunden führte.
Diejenigen, die das Experiment bestanden hatten, verfügten über größere soziale Fähigkeiten und ein höheres Selbstwertgefühl. Im Gegensatz dazu wiesen diejenigen, die es nicht bis zum Ende des Tests geschafft hatten, ein höheres Maß an Impulsivität, Aggressivität und eine höhere Wahrscheinlichkeit, Verhaltensstörungen zu entwickeln, auf.
Selbstkontrolle bei Kindern
Die Selbstkontrolle bei Kindern ist das Gegenteil von kindlicher Impulsivität. Grundsätzlich setzt sie die Fähigkeit voraus, die eigenen Emotionen und Impulse zu regulieren. Bei der Selbstkontrolle handelt es sich tatsächlich um eine recht komplexe Fähigkeit, insbesondere bei Kindern. Sie erfordert eine Schulung und ist besonders schwierig im Alter bis zu vier oder fünf Jahren.
Diese Fähigkeit beeinflusst alle wichtigen Bereiche eines Kindes. Aus diesem Grund hängt die Selbstkontrolle mit der Entwicklung von Schwierigkeiten in späteren Stadien zusammen. Beispielsweise ist die Selbstkontrolle bei Kindern im sozialen Bereich besonders wichtig, wenn es unter anderem darum geht:
- Zu respektieren, dass andere reden, bevor das Kind an der Reihe ist
- Wutanfälle zu kontrollieren
- Die Eigenschaften jedes Kindes zu teilen und zu respektieren
Ebenso führt eine geringe Selbstkontrolle zu einer schlechteren emotionalen Regulierung und das Kind kann somit in alltäglichen Situationen überfordert sein.
Einige Kindheitsstörungen, wie zum Beispiel die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS), können die Selbstkontrolle ernsthaft beeinträchtigen. Eines der Hauptmerkmale dieser Störung ist die Impulsivität. Dies beeinträchtigt natürlich das tägliche Leben des Betroffenen und hat sogar Auswirkungen auf seine körperliche Gesundheit, zum Beispiel durch häufige Unfälle und Stürze.
Wie beurteilt man die Selbstkontrolle bei Kindern?
Die Fruit Snack Challenge hat in sozialen Medien für große Unterhaltung gesorgt; so konnten die Nutzer den internen Kampf miterleben, den einige Kinder mit sich hatten, um sich selbst zu kontrollieren. Es gibt jedoch auch einige Anzeichen des täglichen Lebens, die es uns erlauben, diese Fähigkeiten einzuschätzen.
- In der Schule können Kinder geduldig sein. Sie warten darauf, ihren Namen zu hören, heben ihre Hand, um sprechen zu können, respektieren, dass sie warten müssen, bis sie reden können und bemühen sich, den Unterricht nicht zu unterbrechen.
- Im sozialen Bereich etablieren sie Dialoge und Spiele, bei denen sie nicht immer im Mittelpunkt stehen. Interessanterweise scheinen diese Dialoge nie Monologen zu ähneln. Darüber hinaus legen sie auch eine Offenheit für die Möglichkeit des Teilens an den Tag.
- Wenn im familiären Umfeld Wutanfälle auftreten, zeigen Kinder, die allmählich ihre Selbstkontrolle entwickeln, mit zunehmendem Wachstum mehr selbstberuhigende Fähigkeiten auf. Außerdem lernen sie, die Frustrationen, die sie erleben, zu akzeptieren.
Abschließend
Selbstkontrolle ist ein Ideal, ein Modell, dem Menschen unabhängig von ihrem Alter folgen sollten. Allerdings entwickeln nicht alle Kinder diese Fähigkeit auf die gleiche Weise und zur gleichen Zeit. Infolgedessen erwirbt nicht jeder diese Fähigkeiten. Es ist an dieser Stelle ebenfalls wichtig zu bedenken, dass das Lernen ein gründlicher Prozess ist.
Wie du siehst, kann die Fruit Snack Challenge Spaß bereiten. Sie hilft uns zu lernen, wie Kinder mit Situationen umgehen, die Selbstkontrolle erfordern. Dadurch kann der Erwachsene beobachten, wie das Kind diese Fähigkeit entwickelt.
Ein guter Weg, um Kindern Selbstkontrolle zu vermitteln, besteht darin, selbst eine gute Selbstbeherrschung zu haben. Denke immer daran, dass die Eltern ein Spiegel für ihre Kinder sind. Das heißt, dein Kind wird immer versuchen, so zu handeln, wie du es tust. Gehe daher stets mit gutem Beispiel voran.