Mindfulness bei Depressionen

Mindfulness bei Depressionen
Gema Sánchez Cuevas

Geschrieben und geprüft von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Letzte Aktualisierung: 13. Oktober 2022

Mindfulness-Übungen können als Teil einer strukturierten Behandlung bei Depressionen deren Wirksamkeit zusätzlich verbessern. Das ist ein wichtiger Aspekt, wenn wir uns vor Augen führen, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet, dass eine Depression eine häufig auftretende psychische Störung ist, von der mindestens 300 Millionen Menschen weltweit betroffen sind. Sie stellt diesbezüglich fest, dass Depressionen weltweit die Hauptursache für ein eingeschränktes Leben sind und sie damit einhergehende Morbidität direkt und indirekt verstärken. Die WHO argumentiert weiterhin, dass Depressionen im schlimmsten Fall zu Selbstmord führen können. Jedes Jahr begehen mehr als 800.000 Menschen Selbstmord, wobei der Suizid die zweithäufigste Todesursache in der Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen ist.

Es gibt jedoch wirksame Therapien, um diese Erkrankung richtig zu behandeln. Obwohl es verschiedene Arten von Behandlungen gibt, um eine psychische Erkrankung zu bekämpfen, haben nicht alle bei jedem Patienten die gleiche Wirksamkeit. Die am besten zu den Bedürfnissen des Patienten passende Behandlungsmethode zu finden, ist Aufgabe des jeweiligen Therapeuten und eine Chance für einen Heilungsprozess mit geringen Nebenwirkungen.

„Eine Depression kann zu einem ernsthaften Gesundheitsproblem werden, besonders wenn sie von langer Dauer und mittlerer bis starker Intensität ist. Darüber hinaus kann sie großes Leid verursachen sowie Aktivitäten am Arbeitsplatz, in der Schule und im familiären Umfeld stören.“

WHO

Die Harvard University erforscht, wie Mindfulness bei Depressionen wirkt

Eine Studie der renommierten Harvard University (Massachusetts, USA) ist darauf ausgerichtet, zu erkennen, wie sich das Gehirn bei depressiven Patienten durch Mindfulness verändert. Benjamin Shapero, Psychiatrielehrer an der Harvard Medical School (HMS), sagt, dass viele Menschen nicht ausreichend auf die erste Intervention reagieren würden, die in Betracht gezogen werde. Somit könne die Suche nach Aspekten, die diese ergänzen mögen, eine große Bereicherung für die öffentliche Gesundheit darstellen.

Shapero argumentiert, dass die kognitive Verhaltenstherapie zwar nützlich sei, ebenso wie die Verabreichung von Antidepressiva, dass aber diese Ansätze besser funktionieren und schnellere Ergebnisse erzielen würden, wenn andere Ressourcen, wie Mindfulness, als Begleittherapie eingesetzt werden würden. Außerdem würde jeder Patient besser auf die Behandlung ansprechen, wenn er einer auf seine Bedürfnisse abgestimmten Intervention folge.

Mindfulness-Übungen bei Depressionen verändern die Hirnaktivität

Gaëlle Desbordes, Neurowissenschaftlerin am Martinos Center for Biomedical Imaging am Massachusetts General Hospital (Massachusetts, USA), arbeitet gemeinsam mit Shapero an diesem Projekt. Der Grund für Desbordes’ Interesse am Thema ist persönlicher Natur, da er während seiner Studienzeit zu meditieren begann.

In der Studie wird die Gehirnaktivität der Probanden mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) beobachtet. Diesbezüglich wird erwähnt, dass im Jahr 2012 nachgewiesen werden konnte, dass die in der vorgeschlagenen Intervention erzielten Veränderungen, bei der Mindfulness ein Bestandteil gewesen sei, auch ohne Meditation beibehalten wurden.

Momentan wird jedoch an Patienten mit einer diagnostizierten Depression, die meditieren, weitergeforscht. Hierbei werden die Auswirkungen der Meditation auf das Gehirn der jeweiligen Patienten untersucht, und erste Ergebnisse weisen darauf hin, dass diese in der Tat wirksam sei. Es werden vor und nach einem achtwöchigen Kurs in einer Mindfulness-basierten kognitiven Therapie fMRT durchgeführt. Und bei depressiven Patienten, die Mindfulness praktizieren, wurden schon jetzt unterschiedliche Veränderungen beobachtet.

„Wenn wir wollen, dass daraus eine Therapie oder etwas wird , das der Gemeinschaft angeboten werden kann, müssen wir ihren Nutzen wissenschaftlich belegen.“

Gaëlle Desbordes

Frau macht Mindfulness-Übung am Wasser

Mindfulness bei Depressionen zu praktizieren vermeidet, über etwas zu grübeln

Desbordes will die Hypothese belegen, dass Mindfulness-Übungen bei Depressionen erreichen, dass sich die Patienten schneller von negativen Gedanken distanzieren können. Das Training zielt darauf ab, die Aufmerksamkeit auf das Hier und Jetzt zu lenken und den Teufelskreis, die ganze Zeit zu grübeln, zu vermeiden.

Auch andere Forscher untersuchen die Auswirkungen der Meditation und die bei diesen Praktiken existierenden Unterschiede. Auf die eine oder andere Weise kann die Forschung somit die Lebensqualität von Millionen Menschen weltweit deutlich verbessern.

Mindfulness bei Depressionen hilft den Patienten nicht nur, mit Grenzsituationen umzugehen, sondern verbessert auch ihre Lebensqualität. Selbst bei leichten Depressionen kann sie dem Patienten helfen, sich zu erholen, ohne Psychopharmaka einnehmen zu müssen. Es ist jedoch immer ratsam, im Falle einer Krankheit einen Arzt aufzusuchen, um eine Behandlung zu erhalten, die an die Umstände des Falles angepasst ist.

„Wir kennen die zerebralen Systeme, die an der Interzeption beteiligt sind, und wir kennen jene, die am Grübeln und an Depressionen beteiligt sind. Ich möchte, nach Durchführung der Mindfulness-Based Cognitive Therapy (MBCT), überprüfen, ob wir Veränderungen in diesen Netzwerken feststellen können, insbesondere bei Aufgaben, die diese Systeme direkt betreffen.“

Gaëlle Desbordes


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.