Mental Load: Die unsichtbare Arbeit der Frauen
Viele Frauen kennen das Szenario: Sie sind in einer Beziehung mit einem Mann und er merkt nicht, dass sie sich vom Geschenkkauf für Freunde bis hin zur Urlaubsplanung um alles kümmern. Für die unsichtbaren To-dos, die Frauen täglich im Kopf behalten, gibt es einen Begriff: Mental Load. Dieser Ausdruck beschreibt das Gefühl, (fast) allein für die Organisation des Alltags verantwortlich zu sein.
Wir erklären in diesem Artikel, was Mental Load bedeutet, warum diese zusätzlich belastenden Denk- und Planungsaufgaben so oft von Frauen übernommen werden und was du als Betroffene tun kannst.
Was bedeutet Mental Load?
Mental Load steht für die anhaltende unsichtbare Last der Denk- und Planungsaufgaben im Alltag. Dieser Begriff bezieht sich nicht auf konkrete Aufgaben wie Putzen oder Kinderbetreuung, sondern auf das unsichtbare, aber notwendige Denken und Planen sowie die emotionale Hingabe – die Frau wird dadurch zur Familienmanagerin. Da die Verantwortung ständig im Kopf präsent ist, gelingt es Frauen mit dieser bedrückenden Last selten, vollständig abzuschalten.
Die Familienmanagerin hat alles im Blick und kümmert sich unter anderem um folgende Aufgaben:
- Organisation von Terminen für alle Familienmitglieder (Arzttermine, Urlaubstermine, Familientreffen, Kindergeburtstage usw.)
- Mahlzeiten planen und Einkaufslisten schreiben: Welche Vorräte sind vorhanden? Was muss nachgekauft werden?
- Organisation von Kleidung: Was braucht das Kind am nächsten Tag? Was muss gewaschen werden? Benötigt jemand neue Kleidung? Was passt noch?
- Freizeitaktivitäten planen und organisieren: Wer bringt das Kind wann wohin, wer holt es ab? Ist die benötigte Ausstattung vorhanden?
- Wochenendaktivitäten und Ferienbetreuung organisieren: Wer macht was? Wie können wir alle Aktivitäten aufeinander abstimmen?
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Warum betrifft Mental Load vorwiegend Frauen?
In einer heterosexuellen Beziehung passiert es oft unbewusst, dass Männer sich von ihrer Partnerin „bemuttern“ lassen. Selbst wenn Aufgaben wie Putzen und Kochen aufgeteilt werden, übersehen viele Männer die weniger offensichtlichen Verantwortungen. Das bedeutet eine zusätzliche Belastung für Frauen – ganz zu schweigen von dem negativen Einfluss von kindlichem Verhalten von Männern auf das Liebesleben.
Doch woher kommt dieses Verhalten? Auch wenn sich traditionelle Geschlechterrollen – wie der Mann bei der Arbeit und die Frau am Herd – langsam verändern, prägen sie unsere Gesellschaft nach wie vor. Vor allem in der Erziehung sind häufig große Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen zu beobachten.
Während Mädchen tendenziell früher lernen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, müssen sich viele Jungen zu Hause kaum einbringen. Dieses Verhalten setzt sich im Erwachsenenalter fort. Deshalb gibt es noch immer viele Männer, die keine Waschmaschine bedienen können.
Frauen leisten in Deutschland noch immer deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer.
Wie entkommt man der Mental-Load-Falle?
Wenn du das Gefühl hast, dass die Aufgabenverteilung nicht funktioniert und dir die einseitige mentale Belastung zu schaffen macht, solltest du das Gespräch mit deinem Partner suchen. Der Schlüssel liegt darin, das Unsichtbare sichtbar zu machen. Mache deinem Partner klar, welche Aufgaben du übernimmst und wie du dich dabei fühlst. Dann gilt es, gemeinsam nach Lösungen für eine gerechte Aufgabenverteilung in der Beziehung zu suchen.
Regelmäßige und ehrliche Gespräche sind entscheidend, um der Mental-Load-Falle zu entkommen:
- Aufgaben in Voraus verteilen: Ihr könnt einen festen Wochentag im Kalender markieren, an dem ihr über anstehende Aufgaben in der kommenden Woche sprecht und die Verantwortlichkeiten klar festlegt.
- Gemeinsamer Rückblick: Hier könnt ihr zum Beispiel monatlich besprechen, was gut gelaufen ist, was ihr verbessern könnt und wie sich jeder bei den zugeteilten Aufgaben fühlt. Gegenseitige Unterstützung und Wertschätzung sind wichtige Voraussetzungen für ein harmonisches Miteinander.
- Stunden ausgleichen: Insbesondere wenn der Mann in Vollzeit arbeitet und die Frau in Teilzeit, ist es hilfreich, die Arbeitsstunden gegeneinander aufzurechnen und neu zu verteilen. Frauen haben häufig keine klare Feierabendgrenze und sind auch nachts und am Wochenende für unbezahlte Arbeit im Einsatz.
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Gemeinsam einen Ausgleich schaffen
Frauen und vor allem Mütter leisten viel unbezahlte Arbeit, die selten gewürdigt wird. Dazu zählen neben handfesten Tätigkeiten auch organisatorische Aufgaben, die sie als mentale To-do-Liste mit sich herumschleppen. Die Folge ist eine zusätzliche Belastung, die unter dem Begriff Mental Load zusammengefasst wird.
Dieser Dauerstress strapaziert nicht nur die Beziehung, sondern kann auch gesundheitliche Probleme nach sich ziehen. Deshalb sollten Paare rechtzeitig miteinander über die Aufgaben im Alltag sprechen und sie bewusst neu verteilen. Das kann ein längerer Prozess sein, in dem es auch wichtig ist, dass Frauen in der Beziehung Grenzen setzen und ihre eigenen Bedürfnisse ernst nehmen.