Memes in Zeiten des Coronavirus: Humor als Überlebensmechanismus

Bei lustigen Memes Humor zu zeigen ist in diesen Zeichen keine Frivolität. Sinn für Humor ist in schwierigen Zeiten besonders notwendig, denn damit kann man Stress abbauen. Außerdem fühlen wir uns enger mit anderen verbunden, denn wir befinden uns in derselben Situation und haben dieselben Probleme, über die wir lachen. 
Memes in Zeiten des Coronavirus: Humor als Überlebensmechanismus
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

In schwierigen Zeiten ist es ganz besonders wichtig, den Sinn für Humor nicht zu verlieren. Dies ist oft nicht einfach, doch was wären wir Menschen, wenn wir selbst nicht mehr lachen oder andere zum Lachen bringen könnten? Wir würden zweifellos dem Kummer und der Traurigkeit erliegen. In den letzten Wochen konnten wir eine seltsame und gleichzeitig faszinierende Symbiose beobachten:  In Zeiten des Coronavirus entlocken uns Memes an traurigen Tagen fast unerwartet ein Lächeln.

In einer vernetzten Welt erreichen diese humoristischen Medieninhalte rasch sehr viele Menschen und lindern Stress, indem sie uns zum Lachen bringen. Wir können von kleinen Atempausen sprechen, von witziger Seelennahrung und geistreichen, aufheiternden Bildnachrichten, die wir über soziale Netzwerke teilen. Handelt es sich um eine Frivolität in den ernsten Zeiten, die wir gerade erleben?

Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach: Nein. Es geht nicht darum, die Lage leichtfertig zu behandeln oder nicht ernst genug zu nehmen. Doch Humor hilft uns, zu überleben! Er ist in Zeiten wie diesen besonders wichtig. Natürlich müssen die Nachrichten immer taktvoll und rücksichtsvoll sein und dürfen niemandem Leid zufügen. Auch dürfen sie keinesfalls verachtend sein oder falsche Informationen verbreiten.

Wir laden dich heute ein, mit uns über dieses Thema nachzudenken.

Memes in Zeiten des Coronavirus

Memes und Coronavirus: Humor in Krisenzeiten

Neil Diamond veröffentlichte vor einigen Tagen eine alternative Version des Klassikers Sweet Caroline. Dieser Song hat sich zu einem viralen Hit entwickelt, doch jetzt geht es im Text darum, sich die Hände zu waschen. In einer Kirche in Providence, Rhode Island, hat der Pfarrer ein Plakat mit folgendem Text aufgestellt: “Ich hatte nicht vor, in der Fastenzeit auf so Vieles zu verzichten.”

In sozialen Netzwerken finden wir viele Memes und sehr originelle Kommentare. Zwischen erschreckenden Nachrichtern und Bildern, die uns das Herz zerbrechen, erhalten wir kleine humorvolle Lichtblicke. Wir müssen uns nicht schlecht fühlen, wenn wir lachen, denn Lachen bedeutet Gesundheit. Lachen und Sinn für Humor sind ein Mechanismus, der uns Wohlbefinden schenkt und unseren Geist entspannt.

Wir haben uns schon lange an Memes gewöhnt und erfreuen uns auch in Zeiten des Coronavirus daran. Woran wir uns nicht gewöhnen können, sind die drastischen Auswirkungen, die diese Pandemie für viele Menschen hat, die zahlreichen Todesfälle, die Angst und Ungewissheit.

Inmitten der Unsicherheit, Angst und Nervosität ist Humor ein ausgezeichnetes Werkzeug, um uns zu verankern, Spannungen abzubauen und Stress zu reduzieren. Natürlich handelt es sich nur um ein kleines, vorübergehendes Pflaster, doch gerade in Zeiten wie diesen ist Lachen absolut nötig.

Memes in Zeiten des Coronavirus

Humor ist in Krisenzeiten ein grundlegendes und Instrument, das uns hilft, die Situation zu bewältigen

Zwar erfreuen uns Memes nur einen kurzen Augenblick, doch trotzdem sind sie sehr hilfreiche kleine Lichtblicke. Wir haben in der Geschichte bereits ähnliche Situationen erlebt.

Im Ersten Weltkrieg malten viele ironische und satirische Sätze und Zeichnungen an Hauswände und machten sich auf diesem Wege auch über den Feind lustig. Comics in Zeitungen wurden damals so verwendet, wie heute Memes. 

Das bedeutet nicht, dass die Situation nicht ernst genommen wurde. Doch Humor ist wie ein Rettungsboot, ein Lastwagen voller Motivation für jeden Soldaten und jeden Menschen, der in Kriegszeiten überleben musste. Humor ist eine charakteristisch menschliche Ausdrucksform, die uns in schwierigen Situationen weiterhilft.

In einer an der Universität Brock in Kanada durchgeführten Studie konnte Dr. Anne Ghilmette nachweisen, dass Lachen, Scherze und Humor, die im Fernseher, in sozialen Netzwerken oder zwischen Freunden ausgetauscht werden, Bewältigungsmechanismen sind. Sie reduzieren Stress, Angst und Nervosität und sind deshalb insbesondere in widrigen Zeiten, wie wir sie gerade erleben, sehr vorteilhaft. 

Memes in Zeiten des Coronavirus

Humor in Zeiten des Coronavirus: Witz und Geist für das allgemeine Wohlbefinden

Das Phänomen der aufheiternden Memes hat in Zeiten des Coronavirus nicht nur den Vorteil, uns zum Lachen zu bringen. Die unterhaltsamen Bilder fördern unser Wohlbefinden, da wir uns alle auf die eine oder andere Weise damit identifizieren. 

Die Memes haben die Macht, unsere Aufmerksamkeit für wenige Sekunden zu fesseln, noch weniger Zeit benötigen wir für die Interpretation dieser Bildchen. Ihre Inhalte sind uns sehr nahe, denn wir fühlen uns damit repräsentiert. 

Wenn wir sehen, dass wir alle dieselbe, schwierige Situation durchleben, bedeutet das für uns Erleichterung und mehr Ruhe. Wir alle haben die Hamsterkäufe in den Supermärkten gesehen, mit Klopapier beladene Einkaufswagen. Wir haben alle überlegte und verantwortungsbewusste Einkäufe getätigt.

Manche fürchten sich mehr vor einer Ansteckung, andere weniger. Masken sind in diesen Zeiten sehr wertvoll und werden fast zu einem modischen Accessoires, das wir in unseren Alltag integrieren. Wer hätte dies vor einigen Wochen gedacht?

In verzweifelten Augenblicken hilft uns Humor, uns zu zentrieren und außerdem lässt er uns zusammenhalten. Solange also die Memes respektvoll sind und keine offensive oder falsche Information enthalten, sind sie sehr willkommen. Es handelt sich um kleine, einfallsreiche Lichtblicke, deshalb lohnt es sich, sie zu teilen. 


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  • Guilmette, A. M. (2008). Review of The psychology of humor: An integrative approach. Canadian Psychology/Psychologie Canadienne49(3), 267–268. https://doi.org/10.1037/a0012776

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