Mein Freund hat Schizophrenie: Was kann ich tun?

Einem Menschen mit Schizophrenie nahe zu sein, kann sehr beängstigend sein. Wir sprechen über eine ernste psychische Störung, die vielfach auf Unverständnis stößt.
Mein Freund hat Schizophrenie: Was kann ich tun?
Michael Schaller

Geprüft und freigegeben von Psychologe Michael Schaller.

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 18. November 2022

Bevor wir uns mit dem zugrunde liegenden Problem befassen, ist es wichtig zu verstehen, wie sich die Schizophrenie äußert. Es ist eine Krankheit, von der 1 % der Weltbevölkerung betroffen ist und die kein Geschlecht kennt. Sie betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Die ersten Symptome treten in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter auf. Es kann eine chronische Krankheit oder eine einmalige Episode sein. Wenn dein Freund oder deine Freundin Schizophrenie hat, werden deine Unterstützung und dein Verständnis zweifellos ein entscheidender Faktor sein.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass Schizophrenie keine einzelne Krankheit, sondern eine Gruppe von Krankheiten darstellt, die sich, ausgehend von gemeinsamen Symptomen, darin unterscheiden, wie Betroffene auf die Behandlung ansprechen und wie ihre Prognose aussieht.

“Etwa 1 % der Bevölkerung entwickelt im Laufe des Lebens eine schizophrene Störung. Schätzungsweise werden jedes Jahr 15-30 neue Fälle pro 100.000 Einwohner diagnostiziert.”

Bernardo

Mein Freund oder meine Freundin hat Schizophrenie: Was kann ich tun?
Schizophrenie ist eine schwere psychische Störung, die das Denken, Fühlen und Verhalten eines Menschen beeinflusst.

Schizophrenie

Menschen mit Schizophrenie erleben eine dramatische Verzerrung ihrer Gedanken, Gefühle, Sprache und ihres Verhaltens. Wir können eine Reihe von Symptomen bei der Beobachtung der Patienten unterscheiden. Wenn diese Symptome stärker ausgeprägt sind als normal, nennen wir sie “positive Symptome”, und wenn sie schwächer sind als sie sein sollten, “negative Symptome”.

  • Positive Symptome sind solche, die dem psychischen Leben deines Freundes etwas Neues hinzufügen. Dabei handelt es sich um Halluzinationen (normalerweise hört man Stimmen, die miteinander reden) und Wahnvorstellungen (unwahrscheinliche, unangemessene oder falsche Interpretation der Umwelt).
  • Negative Symptome sind solche, die mit Verlust verbunden sind. Du bemerkst vielleicht, dass sich dein Freund oder deine Freundin isoliert oder seine Körperpflege vernachlässigt, Hobbys aufgibt und in sozialen und romantischen Beziehungen Gleichgültigkeit zeigt.

In der Regel treten bestimmte Symptome zuerst auf, die sogenannten Prodromalsymptome, die zu einer ersten kognitiven Verschlechterung führen. Danach kommt es zu positiven Symptomen in ihrer ganzen Intensität, die dann den negativen Symptomen Platz machen. Manchmal ist es damit zu Ende, doch in anderen Fällen kommt es immer wieder zu neuen Episoden, die als psychotische Ausbrüche bezeichnet werden.

Die Amerikanische Psychiatrische Gesellschaft (APA) hält fest, dass für die Diagnose einer Schizophrenie die positiven Symptome einen Monat andauern müssen und das Gesamtbild, also die Summe der positiven und negativen Symptome, mindestens 6 Monate vorhanden sein muss.

“Schizophrenie ist ein Kampf um Integration, der scheitert, weil die Kraft fehlt, die eigene Wahrheit in einer feindlichen Umwelt zu leben.”

Arno Gruen

Was tun, wenn dein Freund oder deine Freundin an Schizophrenie leidet?

Zunächst einmal möchten wir mit einigen gängigen Mythen über Schizophrenie aufräumen:

  • “Schizophrenie dauert ein Leben lang.” Das ist ein Mythos, denn der Verlauf und die Folgen von schizophrenen Störungen sind sehr unterschiedlich.
  • “Menschen mit Schizophrenie sind alle gleich.” Auch das stimmt nicht, es gibt eine große Vielfalt von Faktoren und Krankheitsverläufen.
  • “Schizophrenie-Patienten kann nur mit Medikamenten geholfen werden.” Das ist falsch, denn Unterstützung, Therapie und Rehabilitation sind grundlegende Säulen. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass eine Psychotherapie sehr vorteilhaft ist.
  • “Schizophrenie-Patienten müssen überwacht werden, damit sie ihre Medikamente nehmen.” Auch das ist ein Mythos. Betroffene können aufgeklärt werden und Gewohnheiten zur Selbstfürsorge entwickeln.
  • “Menschen mit Schizophrenie können nicht arbeiten.” Das ist falsch, denn sie können rehabilitiert und wieder in die Gesellschaft integriert werden.

Empfehlungen zur Unterstützung

Sobald eine qualifizierte Fachkraft eine Diagnose gestellt hat, können bestimmte Verhaltensweisen Warnzeichen sein. Diese Liste enthält nur ein paar allgemeine Beispiele. Wenn dein Freund oder deine Freundin an Schizophrenie leidet, ist es vorteilhaft, zusammen mit der Familie eine Liste mit möglichen Warnsignalen zu erstellen, um der betroffenen Person im Team zu helfen:

  • veränderte Schlafgewohnheiten und Verhaltensmuster;
  • misstrauisches oder zurückhaltendes Verhalten;
  • übermäßige Beschäftigung mit unwichtigen Dingen;
  • Kommentare, Gespräche oder Fernsehsendungen erhalten eine abnormale Bedeutung;
  • das Nachdenken über religiöse Themen;
  • das Gefühl, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit fremder Menschen zu stehen;
  • Vernachlässigung der Körper- und Selbstpflege;
  • Isolierung und Rückzug.

“Schizophrenie kann man nicht verstehen, ohne die Verzweiflung zu verstehen.”

Laing

Mein Freund hat Schizophrenie: Was kann ich tun?
Menschen mit Schizophrenie zuzuhören und ihnen Zuneigung zu zeigen, ist für diese eine große Hilfe.

Unter Berücksichtigung dieser Symptome kannst du unter anderem wie folgt vorgehen:

  • Hilf deinem Freund oder deiner Freundin dabei, die antipsychotischen Medikamente regelmäßig und wie vom Arzt verschrieben einzunehmen.
  • Falls nötig, kannst du vorschlagen, den Termin beim Psychiater vorzuverlegen.
  • Wenn die betroffene Person sehr aufbrausend, reizbar oder misstrauisch ist, solltest du ihr Zeit geben, um sich zu beruhigen, bevor du ein Gespräch beginnst.
  • Sprich mit der Person über Themen, die sie interessieren, um herauszufinden, wie es ihr geht. Setze sie nicht zu sehr unter Druck, sie kann verwirrt und desorientiert sein.
  • Höre der betroffenen Person zu, auch wenn du anderer Meinung bist oder sie verrückte Dinge sagt.
  • Reagiere eher emotional, lass dich nicht in Konfrontationen hineinziehen. Du musst jedoch nicht immer zustimmen: Teile der Person mit, dass du ihre Ideen nicht akzeptieren kannst, dass du dir jedoch über ihr Leid bewusst bist und weißt, dass sie keine schlechten Absichten hat.
  • Zeige Zuneigung und sei immer geduldig und tolerant.

Es ist wichtig, ein Team mit der Familie der betroffenen Person zu bilden, um mit vereinten Kräften zu helfen und einander zu unterstützen. Wenn die Familie nicht verfügbar ist, sind Freunde besonders wichtig. Solltest du dich jedoch mit der Situation überfordert fühlen, zögere nicht damit, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.


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  • de Psiquiatría, S. E. Cómo afrontar la esquizofrenia.
  • Núñez Partido, J. P., Jódar Anchía, R., Meana Peón, R. J., & Ruiz Jiménez, M. T. (2013). Mi hermano tiene esquizofrenia.

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