Manche Situationen dauern länger an, als sie sollten
In Situationen zu verharren, die uns nicht guttun oder in denen uns jemand verletzt, in denen Dinge geschehen, die wir schlicht nicht mögen, ist sehr verbreitet und jedem von uns wohl schon einmal passiert. Oft lähmt uns unsere Angst, was zwar unser Überlebensinstinkt zum Ausdruck bringt, aber auch jegliche Verbesserung der Umstände verhindert.
Erst wenn wir diese Hemmschwelle überwinden, können wir Lösungen für unsere Probleme finden und damit löst sich die Angst in den meisten Fällen wie von selbst auf. Der Grund dafür ist, dass das, was wir befürchten, nur äußerst selten eintritt, oder aber – falls es doch geschieht – wir lernen, damit umzugehen.
“Du bist teils das, was ich mir wünsche, zu haben, und teils das, vor dem ich Angst habe, es zu haben.”
Wie man beendet, was nicht andauern soll
Eine Situation zu beenden, ist schwierig, denn wir müssen uns dazu in Gedanken mit Vorstellungen und Risiken auseinandersetzen, die uns immens erscheinen. Es scheint uns, als würde nach dem Ende das Nichts kommen. Da erscheint zunächst ein leerer Raum, von dem wir nicht wissen, was darin geschehen wird, aber wir müssen uns daran erinnern, dass die besten Gelegenheiten zur Neugestaltung unseres Lebens jenseits der Angst liegen. Jenseits der Situationen, die uns erschrecken.
“Du weißt immer, wann ein Abschnitt zu Ende geht. Zyklen unterbrechen, Türen schließen, Kapitel beenden. Wie auch immer wir es nennen: Wichtig ist, jene Situationen zu überkommen, mit denen wir tatsächlich bereits abgeschlossen haben.”
Paulo Coelho
Die zweiseitige Darstellung von dem, was geschehen würde, falls du das tust, wovor du Angst hast, und dem, was dich erwartet, wenn du es nicht tust, erlaubt uns eine realistischere Sicht auf die Situation. Das hilft uns, mit unseren Ängsten umzugehen und lässt uns objektiver denken. Dieselbe Technik kann man im Arbeitsleben oder unter anderen Umständen anwenden, die uns nicht glücklich machen.
Vermeide Selbsttäuschung
Mein Partner wird sich ändern, die Zeit wird alle Wunden heilen, auf der Arbeit steht eine Umstrukturierung an… Wir haben uns solche Sätze mehr als einmal gesagt und oft hören wir nicht auf, so zu denken, ohne zu merken, dass wir uns selbst betrügen. Wir vergessen, dass diejenigen, die wir ändern müssen, wir selbst sind, und nicht die anderen.
Unser Gehirn ist sehr gut darin, uns zu betrügen, denn sein primäres Ziel ist das Überleben unseres Organismus. Es verzerrt meisterhaft die über unsere Sinnen empfangenen Signale und Botschaften. Wir alle haben blinde Flecken in unserem Gehirn, die Aspekte in unserem Leben verkörpern, in denen wir besonders anfällig für Selbsttäuschung sind. Wir biegen uns die Realität dann so, wie wir sie gern hätten, und sehen nur, was wir sehen möchten.
“Denke daran, dass das, was du denkst dich menschlich macht. Selbstbetrug macht dich krank.”
Walter Riso
Das Wichtigste in diesen Situationen ist, mit sich selbst ehrlich zu bleiben und die mehr oder weniger harte Realität anzunehmen. Auch wenn wir etwas Zeit benötigen, sie zu akzeptieren, ist es immer besser, zu wissen, was die Realität ist. Je früher du sie akzeptierst, umso früher kannst du dich vorwärtsbewegen. Es mag sein, dass wir Schuld an der Situation haben, die wir nun akzeptieren müssen; es ist aber ein Zeichen von Reife, Verantwortlung zu übernehmen.
Es ist wichtig, die Realität so zu sehen, wie sie ist, in all ihrer Grobheit, während man auf die Menschen blickt, die einen lieben und respektieren. Frage deine Freunde, deine Familie, die Menschen, die du magst, und lasse sie ausdrücken, was sie denken. Denke darüber nach, was sie sagen, und ziehe daraus angemessene Schlüsse über die Realität der Situationen, die du siehst oder die du nicht sehen willst.
Lerne, als Person in allen Situationen zu wachsen
Zu überwinden, was uns ängstigt, vorwärtsgehen, uns selbst vertrauen, Situationen zu beenden, wenn es nötig ist – das sind wichtige Aspekte eines lebenslangen Lernprozesses, um weiser zu werden. Wir lernen so, dass die Art und Weise, wie wir leben, unsere Entscheidung ist.
Am Ende sind wir es, die unsere Gefühle und Emotionen gestalten. Diese Einsicht ist eine der reichhaltigsten Quellen von Glück im Leben. Für uns selbst und auch für die, die uns lieben, wahrhaftig, ehrlich und loyal.