Loslassen für Fortgeschrittene
Die Kunst des Aufgebens zur rechten Zeit zu praktizieren, und dies nicht mit einem Scheitern gleichzusetzen, ist Loslassen für Fortgeschrittene. Verfolgst du schon länger ein bestimmtes Ziel, aber der Erfolg will sich einfach nicht einstellen? Kannst du nicht mit Sicherheit sagen, dass es sich lohnen wird, wenn du dranbleibst? Dann wäre es gut zu wissen, wann man aufgeben sollte. Allerdings könnte unsere Kultur uns hindern, gelassen zu akzeptieren, wenn sich gewisse Mühen einfach nicht mehr lohnen, oder wenn sie die Lebensführung nachhaltig beeinträchtigen.
«Zähne zusammen drücken und durchhalten», scheint die Devise zu lauten. In manchen Fällen führt jedoch genau das Gegenteilige zum Erfolg, auch um den Weg für Neues zu eröffnen: Projekte beenden, nicht fruchtbare Pläne ad acta legen. Denn: Loslassen macht die Hände frei!
Für ein zufriedenes berufliches und privates Leben ist Ziele zur rechten Zeit loszulassen so wichtig wie Dranbleiben. Die Kunst der klugen Unterscheidung, wann das eine und wann das andere gefragt ist, macht es aus. Sicher sollte man nicht bei geringfügigen Hindernissen, Störungen oder Schwierigkeiten gleich die Flinte ins Korn werfen. Wenn die Ziele aber nur gegen einen hohen Aufwand, der in keinem guten Verhältnis zu stehen scheint, zu erreichen wären, oder sogar unrealistisch sind, ist es besser, aufzugeben.
Das Aufgeben hat einen schlechten Ruf, denn dieser Glaubenssatz steht ihm im Weg: Weil ich schon so viel investiert habe, kann ich doch jetzt nicht aufgeben. Falsch, denn der Volksmund sagt: Kein gutes Geld dem schlechten auch noch hinterherwerfen. Nicht immer geht es bei Projekten um monetäre Ziele. Die falsche, wenig oder gar nicht erfolgversprechende Investition kann auch aus Zeit, Idealen, Gesundheit oder persönlichen Werten bestehen, die verletzt oder geschädigt werden, wenn man dranbleibt, obwohl es sich offenbar nicht lohnt.
Es würde schon reichen aufzugeben, wenn das Erreichen des Zieles den eigenen Wünschen gar nicht mehr entspricht, oder das weitere Verfolgen derer weder Körper noch Seele guttut. Man kann sich selbst permanent überfordern, wenn man an irgendwelchen Zielen klebt, die schwer oder vielleicht nie erreichbar sind, zumindest nicht auf diesem Weg.
Loslassen für Fortgeschrittene? Sicher kennst du ein Beispiel aus deinem Leben, wo du im Nachhinein dachtest: Es wäre besser gewesen, ich hätte früher aufgegeben, dann hätte ich mir manches erspart. Als du endlich losgelassen hattest, eröffneten sich Möglichkeiten, deine Investitionen an Zeit, Geld und Fähigkeiten in bessere Projekte zu stecken. Das Aufgeben zur rechten Zeit ist eine wertvolle Ressource, die dich im Leben voranbringt.
Aus dem Grund ist es auch nicht mit Scheitern gleichzusetzen. Doch selbst wenn du den Eindruck hast, du seiest gescheitert, bringt auch das durch neue Projekte oft erst eine schöne neue Blüte hervor. Lerne, aussichtslose Projekte aufzugeben, vielleicht sogar mit Freude! Es ist ein wichtiger Schritt für einen Neustart, anstatt in einer Sackgasse festzustecken.
Aufgeben und Loslassen zur rechten Zeit hat positive Wirkungen. Wer sich leicht von falschen Zielen trennen kann, fühlt sich wohl und ist mit sich im Einklang. Man befreit sich von Druck, Stress und Belastung. Das Leben fühlt sich wieder leichter und fröhlicher an. Hingegen bringt krampfhaftes Festhalten eine hohe emotionale Belastung in negativer Weise mit sich, die zu gesundheitlichen Risiken führen kann. Wenn man sich stattdessen neuen Möglichkeiten öffnet, stehen die Chancen gut, dass man neue Ziele und Projekte findet, die viel besser zu einem passen.
Das Aufgeben zur rechten Zeit lehrt uns, Alternativen zu dem Projekt, mit dem man gescheitert ist (wenn man es denn so nennen möchte), gut zu prüfen. Man hat etwas daraus gelernt und sich selbst besser kennengelernt. Man nutzt die eigenen Ressourcen besser und geht wohlwollender mit den eigenen Grenzen um. Man ist jetzt klüger, Prioritäten zu setzen und zu wissen, worauf es für einen persönlich wirklich ankommt.
Dadurch werden die eigenen Erfolgsaussichten erhöht, denn man setzt seine Ressourcen nur noch in vielversprechende Ziele und Projekte. Alles andere, wo man nur mit sehr viel oder recht anstrengendem Einsatz wenig oder gar nicht weiterkommt, sollte man wirklich ad acta legen. Das ist, wenn man so will, Aufgeben und Loslassen mit Strategie. Man trifft für die Zukunft bessere Entscheidungen aufgrund der Möglichkeiten, die einem jetzt zur Verfügung stehen.
Vielleicht ist es typenabhängig, denn manche Menschen tun sich mit dem Loslassen leichter als andere. Dennoch kann es jeder lernen! Wenn ein Projekt schlecht läuft, sei es beruflich oder privat, und das über eine längere Zeit, oder wenn man von negativen Gedanken und Gefühlen immer wieder heimgesucht wird, sollte man nicht mehr zögern, es aufzugeben. Vor allem dann, wenn man schon Versuche unternommen hat, das Vorhaben in eine andere, bessere Richtung zu bringen, und auch damit nicht weiterkommt. Wer stattdessen in Grübeleien versinkt oder sich (immer noch) die Schuld gibt, bleibt in einer negativen Situation gefangen und erschafft sich sein eigenes Gefängnis.
Wer ins Handeln kommen möchte, um neue Wege zu gehen, richtet sich wieder nach vorne aus und befreit sich von negativen Gefühlen. Man trifft neue Entscheidungen, die neue Möglichkeiten eröffnen. Man verabschiedet sich endgültig von dem, was das Leben belastet. Das bedeutet aber auch, seinen beruflichen oder privaten Erfolg neu zu definieren. Dabei sollte man nicht in die Falle tappen, das was man als negativ erlebt hat, einfach nur in der Zukunft zu vermeiden. Dann schüttet man vielleicht vorschnell das Kind mit dem Bade aus. Besser ist, sich neue Ziele zu setzen zu dem, was man jetzt erreichen will. Das kann immer noch im Kontext des aufgegebenen Projekts stehen, nur in einem neuen Gewand.
Darüber nachzudenken, was einem am bisherigen Ziel wirklich wichtig war, und wo man stagnierte und weshalb, ist ein wichtiger erster Schritt, um sich neue Wege zu eröffnen. Vielleicht war die Sache gut und wichtig und entsprach den eigenen Fähigkeiten, aber man war in diesem Projekt mit den falschen Leuten unterwegs? Deshalb kannst du dir die Frage stellen: Ist es sinnvoll, ganz von meinem Ziel abzurücken? Wenn nicht, welche bisherigen Stolperfallen sollte ich künftig vermeiden und welche Strategien stattdessen einsetzen?
Will man sein Ziel aber ganz aufgeben und sich ganz neuen Projekten zuwenden, dann muss man auch bewusst und tatsächlich ein Ende setzen. Sich immer wieder zu fragen, ob man doch zu früh aufgegeben hat oder etwas doch noch hätte anders machen können, bringt nicht die gewünschte Befreiung. Besser ist, sich dann wirklich ganz auf etwas Neues zu konzentrieren. Man muss konkret die neuen Schritte gehen, die das alte Projekt beenden und sich in Richtung eines neuen Ziels bewegen.