Langeweile bei Kindern - Ein wirkungsvolles Lerninstrument
Langeweile bei Kindern. Was genau ist das eigentlich? Offensichtlich können viele Kinder in unserer digitalen Welt nur noch mit technischen Geräten spielen und Spaß haben. Ohne diese scheinen sie beinahe verloren zu sein.
In unserem heutigen Artikel wollen wir dir erklären, warum Langeweile bei Kindern durchaus einige Vorteile mit sich bringt.
Zunächst einmal solltest du wissen, dass das menschliche Gehirn auf die Suche nach permanenter Stimulation ausgelegt ist. Wenn du beispielsweise mit jemandem sprechen möchtest und nebenbei der Fernseher läuft, wirst du Schwierigkeiten haben, ein normales Gespräch zu führen. Das liegt daran, dass die Augen regelrecht von diesem Medium angezogen werden.
Das Gehirn möchte mehr Informationen über die bewegten Bilder auf dem Fernsehbildschirm bekommen. Dabei ist es völlig unerheblich, welches Programm im Fernseher läuft. Alleine die konstante Veränderung der Bilder nährt das menschliche Gehirn. Daher möchte es auch fortlaufend neue Informationen über jede vor sich gehende Veränderung, wie unerheblich und nutzlos sie auch sein mag.
Wenn das schon bei Erwachsenen geschieht, kannst du dir vielleicht vorstellen, was im Gehirn von Kindern vor sich geht. Ja, sie haben grundsätzlich das gleiche Bedürfnis nach Stimulation, aber ihre Gehirne reagieren weitaus schneller auf verschiedene Reize.
“Ich denke, es ist erforderlich, dass Kinder sich hin und wieder langweilen. Auf diese Weise lernen sie, kreativ zu sein.”
-Kim Raver-
Langeweile bei Kindern
Leider schauen viele Kinder heutzutage sehr viel fern und beschäftigen sich hauptsächlich mit ihrem Handy oder Tablet, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn Kinder auf diese Weise permanent stimuliert werden, hat das einen hohen Preis, denn ihr Gehirn kommt nicht zur Ruhe. Letztendlich wollen sie auch gar nicht zur Ruhe kommen und suchen immer weiter nach neuen Reizen.
Das ist dann auch der Moment, in dem sie normalerweise in einem traurigen und melancholischen Ton sagen: “Mir ist langweilig!” Die Welt von Kindern bricht beinahe zusammen, kurz nachdem sie ihre elektronischen Geräte beiseite gelegt haben. Das liegt daran, dass sie nichts finden können, das den sensorischen Reizen gleicht, die diese Geräte bieten.
Allerdings sind diese Geräte für viele Eltern natürlich auch sehr bequem, denn die Kinder sind beschäftigt und “belästigen” ihre Eltern nicht. Wenn du dich in einem Café oder Restaurant umsiehst, wirst du mindestens ein Kleinkind entdecken, das ein Multimedia-Gerät in Händen hält, während sich die Erwachsenen ungestört unterhalten.
Darüber hinaus gibt es heutzutage auch immer mehr Autos, in denen auf den Rücksitzen Videobildschirme installiert sind. Der einzige Zweck, dem diese Geräte dienen, ist die Unterhaltung der kleinen Mitfahrer. Auf diese Weise kommt während der Fahrt keine Langeweile bei Kindern auf und die Eltern können sich entspannt unterhalten.
Langeweile bei Kindern kann eine großartige Gelegenheit sein
Offensichtlich dienen all deine Bemühungen, die Langeweile deiner Kinder zu vermeiden, letztendlich eher deinen eigenen Bedürfnissen als dem Wohlbefinden der Kinder. Ist es wirklich so schlimm, sich zu langweilen? Was bedeutet Langeweile überhaupt?
Bis vor einigen Jahrzehnten, als es noch keine Mobiltelefone und Tablets gab, saßen die Kinder auf dem Rücksitz und schauten aus dem Fenster. Das war alles. Sie saßen einfach im Auto, beobachteten und hörten zu. Und genau in diesen Momenten entstand die Magie.
Vielleicht sahen sie ein wunderschönes Pferd, das mit seiner langen braunen Mähne auf einer Wiese in der Nähe der Straße galoppierte und schon war die Phantasie der Kinder angeregt.
Langeweile bei Kindern kann eine großartige Gelegenheit sein, ihre Phantasie zu stimulieren.
Wie förderst du die Vorstellungskraft und Kreativität bei Kindern?
Wie kannst du die Phantasie deiner Kinder anregen und fördern? Zuerst einmal solltest du einen kleinen Test machen und warten, bis sie sich langweilen. Lasse sie die Art der Stimulation finden, die ihr Gehirn benötigt. Wenn dein Kind Schwierigkeiten damit hat, kannst du einige der nachfolgenden Tipps ausprobieren:
- Schlage deinem Kind vor, mit etwas zu spielen, das keine Batterien hat. Allerdings solltest du das nicht als Bestrafung einsetzen. Gestalte diese Aufgabe als Spiel oder vielleicht auch als kleinen Wettbewerb.
- Du bist das Vorbild deiner Kinder, daher solltest du ihnen auch mit gutem Beispiel vorangehen. Das bedeutet, dass auch du während dieser Zeit weder fernsehen noch elektronische Geräte nutzen solltest.
- Darüber hinaus solltest du ihnen auch keine weiteren Vorschläge machen. Gib ihnen die Möglichkeit, sich selber umzusehen und zu entdecken, was sie am meisten stimuliert.
- Wenn sie eines ihrer Spielzeuge auswählen, achte darauf, worum es sich handelt: Anmimationsfiguren, Miniaturautos, Puzzle, Konstruktionsspiele, Handarbeiten, Basteln, Lesen… Dadurch kannst du erfahren, womit sie sich gerne beschäftigen. Wenn du ihre Vorstellungskraft anregen willst, kannst du ihnen anschließend weitere Spielzeuge dieser Art zur Verfügung stellen.
Was kannst du außerdem tun?
- Wenn deine Kinder keinen Spaß daran haben, alleine zu spielen, kannst du auch für eine Weile mit ihnen spielen. Nach einiger Zeit solltest du dich aber wieder zurückziehen. So werden sie nicht von dir und deiner Anwesenheit abhängig.
- Wenn sie aber überhaupt nichts finden, das ihre Aufmerksamkeit erregt, kannst du gemeinsam mit deinen Kindern deren Spielsachen durchsehen. Das ist die perfekte Gelegenheit, um die Dinge zu entsorgen, die sie nicht länger benutzen. Ihr könntet die aussortieren Spielsachen auch gemeinsam spenden.
- Darüber hinaus solltest du deine Kinder für ihre Autonomie bei ihrer Freizeitgestaltung belohnen. Interessiere dich für das, was sie tun und wie sie es tun. Schaue dir ihre neuen Projekte an und erkundige dich, ob sie Hilfe benötigen.
- Erstelle einen Wochenplan für die Zeit, in der sie sich mit elektronischen Geräten beschäftigen dürfen und halte dich auch an diesen Plan.
Abschließende Gedanken
Nicht alle Kinder sind gleich. Daher kann es durchaus passieren, dass einige von ihnen nicht über die Einschränkung ihrer Mediennutzung begeistert sein werden.
Aber genau dies ist der Punkt, an dem du dem Jammern und den Klagen deiner Kinder nicht nachgeben darfst. Tatsächlich zeigt die Intensität und Häufigkeit ihrer Wutausbrüche, Prostete und Beschwerden, wie wichtig und notwendig deine Intervention tatsächlich war.