Kreativität unter Druck: Funktioniert das?
Du benötigst dringend eine Idee, stehst unter Zeitdruck und musst unbedingt eine innovative Strategie oder Idee präsentieren? Doch funktioniert Kreativität unter Druck? Auch wenn es viele Methoden gibt, um kreative Prozesse zu fördern, können wir Inspiration nicht erzwingen, schließlich ist es keinesfalls einfach, bahnbrechende und gleichzeitig nützliche und profitable Ideen zu erzeugen. Wir schauen uns heute an, was neue Forschungsstudien zu diesem Thema beitragen.
Kreativität unter Druck: ein Paradox
Innovation beschreibt die Entwicklung neuer Verfahren, Ideen und Techniken, die Fortschritt ermöglichen. Ohne Innovation gäbe es keine technischen oder medizinischen Entwicklungen. Die Voraussetzung dafür ist Kreativität, das heißt die Fähigkeit, etwas Neues zu schaffen oder Altes durch innovative Ideen zu verbessern, die in die Praxis umgesetzt werden können.
Forschungen der Organisationspsychologie weisen jedoch darauf hin, dass Innovation und Kreativität paradox sein können: Sie können optimale oder auch unerwünschte Ergebnisse erzielen. Warum? Die Antwort findet sich in den emotionalen Regulationsprozessen kreativer Menschen.
“Ideen sind nur Ausgangspunkte. Um zu wissen, was man zeichnen will, muss man zu zeichnen anfangen.”
Pablo Picasso
Der kreative Impuls
Kreativität ist eine Reise, für die es so viele Wege wie Menschen gibt. Grundvoraussetzungen sind jedoch immer kognitive Flexibilität und Ausdauer, die wir in allen kreativen Phasen (Vorbereitung, Inkubation, Illumination, Verifizierung) benötigen. Kristina Potočnik, Professorin an der Universität von Edinburgh, erinnert daran, dass der kreative Impuls nicht von Natur aus positiv sein muss. Spannungen können kreative Personen oder Teams unter Druck setzen, während sie versuchen, innovative Ideen zu generieren. Betroffene können in der Folge Angst oder Frustration entwickeln.
Des Weiteren weisen Forschungen darauf hin, dass wir kreativer sind, wenn sich unser emotionaler Zustand verändert. In Krisen entstehen oft kreative Ideen, allerdings können kontinuierliche emotionale Veränderungen einen hohen Preis haben, insbesondere in kreativen Berufen.
“Eine existenzielle Krise treibt die Menschen dazu, sich auf zusätzliche schwierige Möglichkeiten einzulassen, die letztendlich dazu beitragen, eine bessere Idee zu entwickeln.”
Kristina Potočnik
Emotionsregulierung und Kreativität
Andererseits müssen kreative Arbeitskräfte erkennen, welche ihrer Eigenschaften mit denen ihrer Mitarbeiter in Konflikt geraten könnten. Bei der Entwicklung neuer Ideen kann es zu Spannungen und Meinungsverschiedenheiten kommen, die die Kreativität beeinträchtigen können.
Um damit umzugehen, müssen sie in der Lage sein, ihre Gefühle zu regulieren. Manchmal müssen sie auch die Emotionen der anderen lenken, speziell in Führungspositionen. Emotionen zu regulieren bedeutet, sie erkennen, bewerten und verändern zu können – in diesem Fall, um das kreative Ziel erreichen zu können.
In Berufen, in denen Kreativität gefragt ist, erleben viele eine Achterbahn der Gefühle, bevor sie eine neue Idee schaffen. Die Frustration, vor einem Problem zu stehen, für das es keine Lösung zu geben scheint, kann dominieren. Kreativität unter Druck ist schwierig. Emotionen spielen dabei eine wesentliche Rolle: Wer in der Lage ist, sie zu regulieren, kann Erfolg haben.
“Der Umgang mit den eigenen Emotionen ist entscheidend, um in beiden Phasen der Kreativität und Innovation bestehen zu können.”
Kristina Potočnik
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Potonik, K., Verwaeren, B., & Nijstad, B. (2022). Tensions and Paradoxes in Creativity and Innovation. Journal of Work and Organizational Psychology, 38(3), 149-163.
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